Polizei

Falschmeldung über Entführung eines Mädchens in Kleve im Umlauf

Derzeit kursiert ein Artikel auf Facebook, in dem behauptet wird, ein 8-jähriges Mädchen sei in Kleve entführt worden. Wer auf den Link klickt, bekommt eine Warnung vor Phishing. Die Meldung selbst ist außerdem falsch. 

von Alice Echtermann

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Die Falschmeldung ist offenbar ein Versuch, Nutzerdaten abzugreifen. (Symbolbild: Pixabay)
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Völlig falsch. In Kleve wurde kein Mädchen entführt. Bei der Webseite besteht der Verdacht auf Phishing. 

Eine Webseite namens Feedbizz.com hat einen Artikel veröffentlicht mit der Überschrift: „In Kleve wurde ein 8-jähriges Mädchen entführt. Erkennen Sie den Entführer? Es gibt ein Video von der Überwachung.“ Auf Facebook ist in der Vorschau des Links ein blondes Mädchen zu sehen. 

Kleve ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen. Unsere Recherche zeigt: Dort gibt es aktuell keine solche Entführung. Der Artikel ist offenbar eine Betrugsmasche.

So sieht der Link zu der Meldung auf Facebook aus. Die Behauptung in der Überschrift ist falsch, es gab keine Entführung. (Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV)
Die Überschrift des Artikels. (Screenshot: CORRECTIV)

In einer archivierten Version ist der Inhalt des Artikels sichtbar. Darin wird behauptet, ein Mädchen, die mal Julie S., mal Julia S. genannt wird, sei am 21. Januar 2020 um 10 Uhr in einem Einkaufszentrum entführt worden. Sie habe es mit ihren Eltern und ihrem Bruder besucht, die Polizei sei eingeschaltet worden. 

Unter dem Artikel kommentieren Menschen mit Namen aus dem englischsprachigen Raum, wie Patrick Connor oder James Brown, Dinge wie: „Ich habe es an alle meine Freunde geschickt.“ Teils sind die Kommentare in sehr schlechtem Deutsch geschrieben, auch der Text selbst enthält viele Fehler. 

Beispiel für Kommentare unter dem Artikel. (Screenshot: CORRECTIV)

Phishing-Warnung vom Browser

Der Link zu dem Text wird derzeit auf Facebook verbreitet, wer jedoch darauf klickt, bekommt vom Internetbrowser Chrome sofort eine Warnung vor sogenanntem Phishing: „Google Safe Browsing hat kürzlich Phishingaktivitäten auf feedbizz.com festgestellt. Phishingwebsites geben sich als andere Websites aus, um Sie zu täuschen.“

Warnhinweis des Internetbrowsers Google Chrome beim Versuch, die Webseite zu öffnen. (Screenshot: CORRECTIV)

Das Foto des blonden Mädchens, das in dem Artikel zu sehen ist, stammt aus einem ganz anderen Kontext und ist viele Jahre alt. Laut der Bildersuchmaschine Tineye tauchte das Foto erstmals 2012 auf einer slowakischen Webseite auf, in dem Artikel geht es um einen Anschlag in Toulouse, bei dem ein Mädchen namens Miriam getötet worden sei. Über den Anschlag in berichteten 2012 auch deutsche Medien wie der Spiegel. Über Bilder-Rückwärtssuchen fanden wir das Foto des Mädchens zudem in einem englischsprachigen Artikel von März 2019, der sieben Jahre später auf die Tat zurückblickt. 

Es gab keine Entführung in Kleve

Auf Facebook gibt es bereits einen Warnhinweis eines Journalisten aus Nordrhein-Westfalen, Guido Schulmann, vor der Meldung von Feedbizz.com. Es sei eine Falschmeldung, die mit verschiedenen Ortsangaben (Kleve, Emmerich) verbreitet werde. Wer den Artikel öffne und das Video ansehe, verbreite den Text auch ungewollt weiter an seine Kontakte. 

CORRECTIV hat bei der Polizei in Kleve nachgefragt, und tatsächlich ist dort kein Fall einer Entführung eines 8-jährigen Mädchens bekannt. Es handele sich nach Einschätzung der Polizei um eine Falschmeldung, schreibt uns Sprecherin Corinna Saccaro per E-Mail.

Die E-Mail der Pressestelle der Polizei Kleve. (Screenshot: CORRECTIV)

Phishing ist laut Bundesinnenministerium eine Form des Identitätsdiebstahls (PDF, Seiten 8 und 26). Nutzer sollen dazu bewogen werden, ihre Zugangsdaten zu Internet-Banking, Bezahldiensten, sozialen Netzwerken, Einkaufsportalen oder ähnliches auf Webseiten einzugeben. Betrüger leiten die Menschen dafür zum Beispiel auf gefälschte Webseiten.