Wirtschaft und Umwelt

Video des Bauern, der Demonstranten mit Gülle besprüht, wurde in England gefilmt

Ein Video, in dem ein Bauer angeblich Grüne mit Gülle besprüht, kursiert auf Facebook. Doch es wurde 2016 in England gedreht, nicht in Deutschland.

von Jacques Pezet

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Screenshot aus dem Youtube Video „Farmer sprays poop all over protestors trespassing on his land“
Bewertung
Teilweise falsch
Über diese Bewertung
Mangel an Kontext. Das Video wurde bei einer Anti-Fracking Demo in England gefilmt.

Seit dem 15. November 2018 kursiert ein Video auf Facebook, das fast 1000 Mal geteilt worden ist. Im Video sieht man einen Traktor, der eine Gruppe von Menschen mit einer braunen Flüssigkeit besprüht. In der Beschreibung steht: „Was passiert, wenn die Grünen (Kopftücher im Bild sind reiner Zufall), ohne den Bauern zu fragen, eine unangemeldete Veranstaltung auf seinem Boden durchführen und dabei den Acker zertrampeln?“

https://www.facebook.com/UnsereKinderUnsereZukunft/videos/vb.403434210119967/1952588544826856/?type=2&theater

Geht es um deutsche Aktivisten der politischen Partei die Grünen? Wo wurde dieses Video gedreht? Auf diese zwei Fragen wollen wir in diesem Faktencheck antworten.

Dafür fanden wir zuerst die Quelle für dieses Video heraus. Mit Hilfe des kostenlosen INVID-Videoüberprüfungs-Tools konnten wir Screenshots vergleichen und sehen, dass dieses Video auf Englisch veröffentlicht wurde.

Auf einer Website erschien das Video im Zusammenhang mit einer Veranstaltung in West-England, an der die Hollywood-Schauspielerin Emma Thompson und Greenpeace-Aktivisten teilgenommen hatten. Durch diesen Hinweis stießen wir in mehreren britischen Medien (Telegraph, The Guardian, BBC) auf sehr ausführliche Artikel über die Aktion und das Missgeschick der Demonstranten.

Hintergrund der Demonstration

Laut dem Telegraph demonstrierte Emma Thompson mit ihrer Schwester Sophie am 27. April 2016 „auf einem Feld einer Farm in Lancashire, wo das Energieunternehmen Cuadrilla plante, nach Schiefergas zu fracken“. Sie wurden bei ihrer Aktion von der Umweltorganisation Greenpeace unterstützt. Die Zeitung berichtete, dass ein Bauer mit einem Miststreuer um die Demonstranten herum fuhr, weil er angeblich „sehr verärgert“ war, dass ihn die Demonstranten daran hinderten, auf seinem Feld zu arbeiten. Laut Medienberichten kam die Polizei, verhaftete aber niemanden.

Außerdem: Der Facebook-Post vom 15. November enthält eine antimuslimische Bemerkung gegen Frauen, die das islamische Kopftuch tragen. Ein zweites Video, das die Demonstranten aus der Nähe zeigt, macht deutlich: Die angeblichen Kopftücher sind eigentlich gelbe Stirnbänder. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass Frauen, unabhängig von ihrer Religion, das Recht haben, gegen Fracking – oder jedes andere Thema – zu demonstrieren.