Mafia

‚Ndrangheta in Turin importierte Kokain aus Brasilien

Erneuter Schlag gegen den Drogenhandel der kalabrischen Mafia: Ermittler haben 415 Kilo Kokain sichergestellt und acht Kriminellen verhaftet - der Boss ist aber untergetaucht. 

von Margherita Bettoni

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Ermittler der Finanzpolizei im norditalienischen Turin haben eine der größten Drogenhandel-Netzwerke Italiens enthüllt. Dahinter steckt — das überrascht nicht — die kalabrische ‚Ndrangheta. 

An der Spitze der Organisation stand diesmal Nicola A., 57, der ursprünglich aus Kalabrien kam aber seit Jahren im Piemont wohnte. Er agierte in enger Verbindung mit den südamerikanischen Drogenhändlern und der ‚Ndrangheta. Gemeinsam mit seiner Frau, seinen Kindern und Vertrauensmännern organisierte er den Versand der Droge, meistens Kokain, die auf Frachtschiffen aus Brasilien oder aus Perù nach Italien geschmuggelt wurde.

Nach Zwischenlandungen in Afrika, Spanien und Portugal kamen die Schiffen im Hafen von Gioia Tauro (Kalabrien) an. Vertrauensmänner der ‚Ndrangheta-Clan Pesce holten hier das Kokain und verteilten jeweils um die 200 Kilo unter den Clans im Piemont, in der Lombardei und in Kalabrien.

Die italienische Finanzpolizei, die seit Monaten über die Drogenhändler ermittelt, hat gestern acht Menschen festgenommen, einer davon in Portugal. Sieben Verdächtige sind den Ermittler aber entkommen — darunter auch Nicola A.

Bereits vor fünf Monaten war der Mann am Flughafen von Lissabon, bei einer Zwischenlandung aus Brasilien, festgenommen worden. Die portugiesische Polizei ließ in aber wieder gehen  – wie es üblich ist, wenn die Ermittler auf die Papiere für Auslieferung des Verdächtigen warten. Seitdem ist er untergetaucht. Seine Frau und der älteste Sohn führten für ihn die kriminellen Geschäfte weiter.

Die italienischen Ermittler haben gestern auch zwölf Immobilien (darunter eine Villa, in deren Garten vier Millionen Euro vergraben waren), 33 Bankkonten, 15 Autos und vier Unternehmen beschlagnahmt. Die letzten Steuererklärungen der Familie von Nicola A. widerspiegelten diesem Reichtum allerdings nicht.