Faktencheck

Gefälschter Artikel mit angeblicher Forderung Ursula von der Leyens zu Lohnverzicht kursiert erneut

Ein gefälschter Nachrichtenbericht verbreitet sich erneut auf Facebook. Anders als behauptet forderte die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zum Lohnverzicht auf.

von Matthias Bau

Titelbild_ Von der Leyen
Ursula von der Leyen bei einem Treffen der Europäischen Kommission am 30. März 2022 (Symbolbild: Kenzo Tribouillard / Associated Press / Picture Alliance)
Behauptung
Ursula von der Leyen habe Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der EU zum teilweisen Lohnverzicht aufgerufen, um die Wirtschaft zu unterstützen.
Bewertung
Frei erfunden
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Frei erfunden. Ursula von der Leyen hat europäische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zum Lohnverzicht aufgerufen. Bei einem angeblichen Nachrichtenbericht handelt es sich um eine Fälschung.

„Die Präsidentin der EU, Ursula von der Leyen, ruft sämtliche Arbeitnehmer der EU zu einem teilweisen Lohnverzicht auf, um die durch die Coronakrise schwer angeschlagene Wirtschaft zu unterstützen. Sie sieht dieses als Zeichen der Solidarität.“, heißt es auf einem Bild mit Text, das einen FocusOnline-Artikel zeigen soll, wie an der Weltkugel in der oberen linken Ecke zu erkennen ist. Aktuell ist es vielfach auf Facebook zu finden (hier, hier und hier).

Dasselbe Bild hat sich schon in der Vergangenheit verbreitet. Wir berichteten bereits vor zwei Jahren, dass der Artikel gefälscht ist. Er stammt weder von Focus Online, noch hat sich Ursula von der Leyen so geäußert.

In dem verbreiteten Bild gibt es einige Anzeichen dafür, dass es sich um eine Fälschung handelt
In dem verbreiteten Bild gibt es einige Anzeichen dafür, dass es sich um eine Fälschung handelt (Quelle: Facebook; Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Burda-Verlag: „Beitrag mit diesem Inhalt ist nie bei uns veröffentlicht worden“

Im Juni 2020 fragten wir beim Burda-Verlag, der Focus Online betreibt nach, ob der angebliche Artikel über von der Leyens Aufruf zu einem Lohnverzicht dort jemals erschienen ist. 

Eine Sprecherin antwortete uns damals: „Die Prüfung in unserem Content Management System hat ergeben, dass ein Beitrag mit diesem Inhalt bei uns nie veröffentlicht wurde.“ Weiter wies die Sprecherin darauf hin, dass das Layout des Beitrags nicht dem Layout von Focus Online entspreche. Aus der Sicht des Verlags könne es sich „nur um eine Fälschung handeln“. Das sei auch daran zu erkennen, dass das Bild offenbar über einem anderen platziert worden sei. Tatsächlich ist am oberen Rand des Fotos in dem Facebook-Beitrag ein andersfarbiger Streifen zu sehen. Auch oberhalb der Überschrift finden sich farbliche Markierungen.  

Screenshot der E-Mail der Pressesprecherin von Burda Forward, zu dem das Nachrichtenportal Focus gehört.
Screenshot der E-Mail der Pressesprecherin von Burda Forward, zu dem das Nachrichtenportal Focus gehört (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Ursula von der Leyen hat sich so nie geäußert

Auch auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck bei der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin hieß es, dass sich von der Leyen nicht zu einem Lohnverzicht geäußert habe: „Nein, ein solches Statement der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gibt es nicht“, schrieb uns ein Sprecher im Juni 2020.

Dafür, dass sich Ursula von der Leyen in der Zwischenzeit so wie auf Facebook behauptet  geäußert hat, gibt es keine Belege. Eine Google-Suche nach dem Titel des angeblichen Artikels führt zu keinem relevanten Ergebnis. 

Ein weiterer Hinweis dafür, dass es sich bei dem Bild des angeblichen Artikels um eine Fälschung handelt: Ursula von der Leyen wird darin als „Präsidentin der EU“ bezeichnet. Sie ist jedoch Präsidentin der Europäischen Kommission. Die anderen Organe der EU, also der Rat und das Parlament, haben jeweils eigene Präsidentinnen und Präsidenten. In einer Nachrichtenredaktion wäre ein solcher Fehler mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgefallen.  

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann