Beschädigte Autos in Hamburg stehen laut Polizei nicht im Zusammenhang mit Russland-Ukraine-Krieg
Unter anderem in Lettland und Russland verbreiten sich Aufnahmen beschädigter Autos aus Deutschland. Dafür werden teilweise Geflüchtete aus der Ukraine verantwortlich gemacht. Suggeriert wird ein Bezug zum Krieg. Dieser ist laut Polizei Hamburg jedoch nicht gegeben.
In Lettland und Russland verbreiten sich seit Mitte März Aufnahmen mehrerer beschädigter Autos in Deutschland. Sie kursieren auf Facebook (hier und hier), dessen russischen Pendant VKontakte und YouTube. Dasselbe Video kursiert mit mehreren Behauptungen: Autos mit russischen Kennzeichen seien beschädigt und die Kennzeichen danach entfernt worden, heißt es. Suggeriert wird ein Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg und teilweise auch, dass Geflüchtete aus der Ukraine damit etwas zu tun hätten.
Das stimmt nicht, wie eine Recherche von Re:Baltica, dem Baltischen Zentrum für investigativen Journalismus, ergab.
Re:Baltica konnte die Aufnahmen aus Hamburg lokalisieren. Es handelt sich um eine Straße im Hamburger Stadtteil Bergedorf. Bei dem farbigen Gebäude am Ende des Videos handelt es sich um eine Kita, die sich auch auf Google Maps finden lässt. Wir konnten den Ort daraufhin verifizieren, die markante gelb-rote Fassade der Kita stimmt mit dieser im Video überein. Die Autos haben zudem alle deutsche Kennzeichen, nur bei einem Auto ist hinten kein Kennzeichen vorhanden, die Vorderseite wird im Video nicht gezeigt.
Die Bergedorfer Zeitung berichtete am 15. März von den Vorfällen. Demnach wurden zwölf Autos stark beschädigt, die Polizei Bergedorf suche nach unbekannten Randalierern, die „wahllos“ zuschlugen.
Polizei Hamburg: Aktuell „gar keine Hinweise“, dass die Beschädigung mit dem Krieg zusammenhing
Wir haben bei der Polizei Hamburg nachgefragt. Ein Pressesprecher schrieb uns am 30. März: „Bei den in den Videos erkennbaren Fahrzeugen sind jeweils Ermittlungsverfahren durch das zuständige Landeskriminalamt eingeleitet worden. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen gibt es gar keine Hinweise darauf, dass diese Beschädigungen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg stehen könnten.“
Laut Re:Baltica spekulierten einige Nutzer und Nutzerinnen zudem, ob die deutsche Polizei überhaupt Straftaten untersuchen dürfe, die möglicherweise mit dem Russland-Ukraine-Krieg zusammenhängen.
Dazu schrieb uns der Pressesprecher: „Seit Beginn des Krieges sind insgesamt neun Ermittlungsverfahren in diesem Zusammenhang beim Staatsschutz des Landeskriminalamts (LKA 7) registriert worden. Dabei handelt es sich um eine Beleidigung (§185 StGB), drei Sachbeschädigungen (§303 StGB), vier Bedrohungen (§241 StGB) und eine Körperverletzung (§223 StGB).“
Redigatur: Viktor Marinov, Tania Röttger