Faktencheck

Nein, die Raiffeisenbank Hochtaunus hat die Bargeld-Versorgung per Bankkarte nicht „komplett“ eingestellt

Die Raiffeisenbank im Hochtaunus hat im September verkündet, ihre Filialen zu schließen. Daraus entwickelte sich im Netz die Meldung, die Bank stelle die Bargeld-Versorgung „komplett“ ein. Das stimmt so nicht – Kundinnen und Kunden erhalten weiterhin Geld am Automaten.

von Kimberly Nicolaus

Bargeld-Bankautomat-Raiffeisenbank-Hochtaunus
Eine irreführende Überschrift suggeriert, dass Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank im Hochtaunus künftig kein Bargeld erhalten könnten. Das stimmt nicht. (Symbolbild: Pixabay / Peggy_Marco)
Behauptung
Die erste deutsche Bank stelle die Bargeld-Versorgung komplett ein.
Bewertung
Falsche Überschrift
Über diese Bewertung
Falsche Überschrift. Die Raiffeisenbank im Hochtaunus schließt vier Standorte. Ein- und Auszahlungen von Bargeld in den Filialen sind ab 30. November 2022 nicht mehr möglich. Kundinnen und Kunden können dennoch Bargeld abheben, zum Beispiel an anderen Geldautomaten.

„Die erste deutsche Bank stellt die Bargeldversorgung komplett ein“, schrieb die Webseite Faktastisch.de am 9. Oktober 2022 in einem Facebook-Beitrag und verlinkte dazu einen Artikel. Einige Nutzer kommentierten: „Alle sofort die Bank wechseln“ oder „ist das rechtlich überhaupt möglich“. Eine Nutzerin schrieb dagegen: „Schade, dass so viele auf eine Überschrift reinfallen und gleich zu diskutieren beginnen.“ 

Was steckt dahinter? Der Facebook-Beitrag und die Überschrift des Artikels sind einzeln betrachtet missverständlich. Aus dem Artikel geht hervor, dass die Raiffeisenbank im Hochtaunus vier Filialen im Geschäftsgebiet zum 30. November 2022 schließt. Kundinnen und Kunden können dort künftig also kein Bargeld mehr abheben. Zudem entfallen die dortigen Beratungsangebote sowie Möglichkeiten der Ein- und Auszahlung von Bargeld. Das betrifft die Standorte Oberursel, Wehrheim, Steinbach und Kalbach. 

Eine Google-Suche mit den Stichworten „Schließung der Filialen im Hochtaunus“ führt unter anderem zu einem Artikel des Technikmagazins Chip, das ebenfalls titelte „erste Bank schafft Versorgung mit Bargeld ab“. Anders als auch auf Telegram behauptet, zeigt aber auch dieser Artikel nicht, dass Kunden „kein Bargeld mehr“ bekommen.

Ein Sprecher der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG schrieb uns per Mail, Grund für die Schließungen sei, dass die Kundinnen und Kunden seltener die Filialen aufsuchten. 

Dieser Facebook-Beitrag enthält eine irreführende Überschrift. Die Bargeld-Versorgung der Raiffeisenbank Hochtaunus wird nicht komplett eingestellt.
Dieser Facebook-Beitrag enthält eine irreführende Überschrift. Die Bargeld-Versorgung der Raiffeisenbank Hochtaunus wird nicht komplett eingestellt. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Das heißt jedoch nicht, dass die Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank kein Bargeld mehr erhalten können. An jedem der vier Standorte, die von der Schließung der Filialen betroffen sind, gebe es andere Geldautomaten, welche weiterhin genutzt werden könnten, so der Sprecher. Ein Automat der Bank in Bad Homburg bleibe bestehen. Bargeldauszahlungen bis zu 200 Euro seien aber auch bei den Filialen von Rewe, Penny und beim Drogeriemarkt DM möglich. Personen mit einer Mastercard Directcard könnten zudem weltweit 52-mal im Jahr Bargeld kostenlos an fremden Geldautomaten abheben.  

Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau