Fake-Mitarbeiter behauptet auf Facebook, die Oettinger-Brauerei stehe vor dem Konkurs
Die Brauerei Oettinger ist als eines von mehreren Unternehmen von einer Desinformationskampagne betroffen. Gefälschte Facebook-Seiten veröffentlichen Beiträge über angebliche Standortschließungen oder Konkurse, teilweise in bezahlten Werbeanzeigen. Wer dahinter steckt, ist unklar.
Gerd Burgstaller fühlt sich betrogen: Die Regierung in Deutschland stelle die Interessen der Ukraine über die der eigenen Bürger und arbeite nur im Auftrag der USA, behauptet er auf Facebook. Der Anlass für seine Wut: Angeblich droht ihm der Jobverlust, weil die Oettinger-Brauerei wegen der Energiekrise vor dem Konkurs stehe.
Diese Behauptung ist jedoch erfunden, ebenso wie die Person Gerd Burgstaller. Weder steht die Oettinger-Brauerei vor dem Konkurs, noch wird das Unternehmen aufgelöst.
Die Sprecherin von Oettinger, Natalie Bajon, sagte uns am Telefon, es sei „definitiv nicht der Fall“, dass die Brauerei vor dem Konkurs stehe. Im Text des Facebook-Beitrags wird suggeriert, dass „Gerd Burgstaller“ selbst bei Oettinger arbeite. „Wir werden alle unseren Arbeitsplatz verlieren“, steht dort. Laut Bajon arbeitet jedoch keine Person mit diesem Namen bei Oettinger.
Gefälschte Facebook-Seite ist Teil einer größeren Fake-Kampagne
Oettinger ist nicht als einziges Unternehmen von solchen falschen Behauptungen betroffen. Es gibt mehrere ähnliche Facebook-Beiträge über angebliche Schließungen von Firmenstandorten oder Konkurse von Unternehmen, die nach unseren Recherchen Teil einer Kampagne sind. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wer ist der vermeintliche Herr Burgstaller? Einiges an seinem Profil ist auffällig. Obwohl er dem Namen nach eine Privatperson ist, ist „Gerd Burgstaller“ als Facebook-Seite, nicht als Account angelegt. Das hat wohl den Grund, dass Seiten im Gegensatz zu Accounts Beiträge einfacher als Werbeanzeigen verbreiten können.
Ein Blick in das Werbearchiv von Facebook zeigt, dass jemand – unklar ist, wer – Geld dafür ausgegeben hat, dass der Beitrag über den angeblichen Konkurs der Oettinger-Brauerei einem bestimmten Personenkreis angezeigt wird: nämlich Menschen in Nordrhein-Westfalen. Dort hat die Brauerei einen Standort, und zwar in Mönchengladbach. Nach einem Tag deaktivierte aber der Facebook-Mutterkonzern Meta offenbar die Anzeige, weil sie gegen Werberichtlinien verstoße.
Auffällig an der Facebook-Seite ist auch, dass der angebliche Gerd Burgstaller keinerlei sonstige Aktivitäten hat. Niemand folgt der Seite, sie wurde erst an dem Tag erstellt, an dem der Beitrag über Oettinger abgesetzt wurde.
Desinformation baut offenbar auf echten Medienberichten über Oettinger auf
Der mögliche Hintergrund für die Desinformation könnten Nachrichten über Oettinger vom Sommer dieses Jahres sein: Die Brauerei war in den Schlagzeilen, weil ein Standort in Gotha, Thüringen, geschlossen werden soll. Wie uns Bajun sagte, übernimmt jetzt Paulaner diesen Standort mit allen Mitarbeitenden, es gingen keine Arbeitsplätze verloren – auch darüber berichteten Medien im Oktober.
Zudem gab es im Juni 2022 Berichte über sinkende Absätze von Bier in Deutschland, weshalb auch in Mönchengladbach Abfüllanlagen für Mehrwegflaschen stillgelegt werden sollten. Große Auswirkungen für die Mitarbeitenden solle das aber nicht haben, teilte Oettinger mit. Ein für das nächste Jahr drohender Konkurs, wie auf Facebook behauptet wird, lässt sich daraus nicht ableiten.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Viktor Marinov