Faktencheck

Nein, „Codes“ auf Corona-Impfdosen stehen nicht für Placebo oder Krebserreger

Eine vermeintliche Ex-Oberschwester aus Slowenien habe in einem Video über „Codes“ auf Corona-Impfdosen gesprochen: manche stünden für ein Placebo, andere dafür, dass der Impfstoff Krebsgene enthalte. Das stimmt nicht. Die Frau ist auch nicht die Oberschwester der Universitätsklinik in Ljubljana.

von Kimberly Nicolaus

Special Vaccination Campaign For Children
Mit der Chargenbezeichnung auf den Impfdosen kann im Fall einer Nebenwirkung dessen Ursprung nachvollzogen werden. Diese Kombination aus Zahlen und Buchstaben wird im Impfausweis vermerkt. (Quelle: Picture Alliance / SM Akbar Ali / Eyepix Group)
Behauptung
In einem Video erkläre die Oberschwester der Universitätsklinik in Ljubljana: Verschiedene Codes auf den Corona-Impfdosen zeigten, dass es sich um eine Kochsalzlösung handle, einen mRNA-Impfstoff oder einen mRNA-Impfstoff, der Krebs auslöse. Zudem sei die Oberschwester zurückgetreten.
Bewertung
Falsch. Die Kennzeichnungen auf Covid-19-Impfdosen stehen für die sogenannte Chargenbezeichnung oder ein Verfallsdatum – mit Impfdosen, die krebserregend oder ein Placebo sein sollen, haben diese Codes nichts zu tun. Das Video zeigt auch nicht die Oberschwester der Universitätsklinik in Ljubljana; sie ist nicht zurückgetreten.

„Skandal in Slowenien“, heißt es in Beiträgen auf Telegram, Facebook und Twitter. Die Oberschwester der Uniklinik der slowenischen Hauptstadt Ljubljana habe vor laufender Kamera erklärt, wofür einzelne Ziffern auf den Impfdosen stehen: Nummer Eins sei ein Placebo (Kochsalzlösung), Nummer Zwei ein mRNA-Impfstoff und Nummer Drei ein mRNA-Impfstoff, der Krebs auslöse. Nun sei die Oberschwester zurückgetreten. 

Die vermeintliche Meldung kursierte bereits im November 2021 und verbreitet sich seitdem immer wieder in Sozialen Netzwerken, auch international. Als Beleg soll ein englischsprachiges Video dienen – doch die darin gezeigte Frau ist nicht die Oberschwester der Uniklinik in Ljubljana und die Interpretation der Angaben auf den Impfdosen ist falsch.

Auf Telegram wird behauptet, die Oberschwester der Uniklinik in Ljubljana habe vor laufender Kamera die „Codes“ auf den Impfstoffdosen erklärt und sei zurückgetreten. Beide Behauptungen sind frei erfunden. (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Video zeigt nicht die Oberschwester der Universitätsklinik in Ljubljana

Über eine Stichwortsuche auf Twitter mit den Worten „Scandal in Slovenia“ findet sich das Video der angeblichen Pflegedienstleiterin der Uniklinik in einem der Beiträge. Darin ist zu sehen, wie eine Frau einen etwa 20-minütigen Vortrag auf Slowenisch hält und dabei aus ihren Notizen liest.

Die slowenische Faktencheck-Redaktion Oštro bestätigte gegenüber der spanischen Redaktion Newtral, dass die Frau in dem Video behauptet, Geimpfte bekämen ein Placebo. Sie spreche auch über Krebs, beziehe sich jedoch nicht auf einen bestimmten Code, der dazu auf den Impfdosen stehe. Laut Oštro handelt es sich bei der Frau in dem Video nicht um die Pflegedienstleiterin der Universitätsklinik in Ljubljana, sondern um Vera Kanalec, die früher als Krankenschwester gearbeitet habe. 

Einen Hinweis auf den Ursprung des Videos liefert das Logo oben links, auf dem „Stop Lažnivim Medijem“ steht. Das ist slowenisch und bedeutet: „Stoppt die gefälschten Medien“. Mit diesen Worten fanden wir eine Facebook-Seite mit weiteren Videos, in denen dieselbe Frau auftritt. Sie wird als „Vera“ vorgestellt.

Das Personal der Universitätsklinik in Ljubljana ist auf der offiziellen Webseite namentlich und mit Foto gelistet. Die Oberschwester heißt Zdenka Mrak. Die Pressestelle der Klinik reagierte bislang nicht auf unsere Anfrage, sagte aber gegenüber den Nachrichtenagenturen DPA und AFP: Die Oberschwester sei nicht zurückgetreten und die Frau in dem Video habe nie an der Universitätsklinik gearbeitet. 

Keine versteckte Botschaften: Ziffern auf Impfdosen stehen für die Charge oder das Verfallsdatum 

Wir haben beim Paul-Ehrlich-Institut nachgefragt, was die Kennzeichnungen auf Impfstoff-Fläschchen bedeuten. Sprecherin Susanne Stöcker schrieb uns, es gebe „Kombinationen von Zahlen und Buchstaben auf den Fläschchen, die die Chargenbezeichnung darstellen“, auch das Verfallsdatum könne in Form einer Ziffernfolge abgebildet sein.

„Es gibt keine versteckten Botschaften“, schrieb uns Stöcker. Die Chargennummer kennzeichne Impfdosen eines Produktionsgangs. Sie werde auch in den Impfausweis übertragen. Sollte eine Nebenwirkung auftreten, sei so deren Ursprung nachvollziehbar. 

Die Europäische Arzneimittel-Agentur antwortete uns per E-Mail: Auf den Impfdosen seien stets der Name des Arzneimittels, die Art der Verabreichung, das Verfallsdatum, die Chargennummer und der Inhalt nach Gewicht, Volumen oder Einheit vermerkt. 

Redigatur: Gabriele Scherndl, Paulina Thom

Update, 23. Januar 2023: Wir haben die Bewertung von „frei erfunden“ zu „falsch“ geändert und Artikelfoto, Überschrift, Teaser, Behauptung sowie Bewertung klarer formuliert.

Die wichtigste, öffentliche Quelle für diesen Faktencheck:

  • Webseite der Universitätsklinik in Ljubljana: Link (archiviert)