Faktencheck

Video zeigt keinen Tsunami an der Küste vor der Türkei und Syrien, sondern stammt aus den USA

Ein Video soll zeigen, wie ein Tsunami auf die Küste vor der Türkei und Syrien trifft, nach den schweren Erdbeben am 6. Februar. Doch das Video ist über einen Monat alt und zeigt den Strand von San Diego nach einem Sturm.

von Max Bernhard

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Das Video eines Tsunamis kursiert in Sozialen Netzwerken. Es wurde in San Diego aufgenommen und nicht – wie in manchen Beiträgen behauptet – an der Küste vor der Türkei und Syrien. (Quelle: Facebook; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige einen Tsunami in Folge von schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video ist nicht aktuell und zeigt weder einen Tsunami, noch die Küste von Syrien oder der Türkei. Eine Journalistin veröffentlichte die Aufnahme schon im Januar 2023. Zu sehen ist eine Sturmflut am Strand von San Diego.

Mehrere zehntausend Menschen sind nach den verheerenden Erdbeben vom 6. Februar 2023 in der syrisch-türkischen Grenzregion ums Leben gekommen. Ein im Netz geteiltes Video soll zeigen, dass nach dem Erdbeben die Küsten der beiden Länder zusätzlich von einem Tsunami getroffen wurden. 

„Ein kleiner Tsunami traf die Küsten der Osttürkei und Nordsyriens“, heißt es unter anderem auf Telegram und Facebook. Auch international wurde die Behauptung mehrfach verbreitet. Im geteilten 14-sekündigen Video ist zu sehen, wie eine Strandpromenade von einer schweren Flut getroffen wird. Angeblich soll das Video die Küsten der Osttürkei und Nordsyriens zeigen. Doch das stimmt nicht, es wurde in San Diego aufgenommen.

Screenshot eines Facebook-Beitrags. Er zeigt ein Video von einem Tsunami, dazu heißt es, es seien die Küsten der Osttürkei und Nordsyriens. Und: "Informiert euch über HAARP"
Dieses Video kursiert auf diversen Kanälen in Sozialen Netzwerken. Behauptet wird, es zeige die Küste Syriens und der Türkei. Das stimmt nicht – das Video wurde in den USA aufgenommen. (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video stammt von Januar 2023 und zeigt keinen Tsunami in Syrien oder der Türkei

Über eine Bilderrückwärtssuche findet sich ein Tweet von Jamie Little, einer US-amerikanischen Journalistin. Sie postete eine etwas längere Version des Videos schon am 7. Januar 2023 und schrieb dazu: „An diejenigen, die sich in San Diego auskennen….das ist die Strandpromenade in Mission Beach. [Der] Sturm ist kein Witz!“ Tatsächlich gab es in San Diego am Tag davor ein schweres Unwetter mit hohen Wellen. Dass es sich im Video wirklich um den Mission Pier in San Diego handelt, bestätigt auch der Vergleich mit einem Bild von Google Streetview.

Der Vergleich mit einem Foto von Google Maps vom April 2017 (rechts) bestätigt, dass das Video (links) am Mission Pier in San Diego aufgenommen wurde. Die Laterne, der Balkon und auch die Wand am Strandufer sind identisch und in dem Bild farbig markiert..
Der Vergleich mit einem Foto von Google Maps vom April 2017 (rechts) bestätigt, dass das Video (links) am Mission Pier in San Diego aufgenommen wurde. Die Laterne, der Balkon und auch die Wand am Strandufer sind identisch. (Quellen: Google Maps, Twitter; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

In dem mit der Falschbehauptung geteiltem Video ist – im Gegensatz zum älteren Video der Journalistin – ein Wasserzeichen mit den Worten „global telegram שיתוף“ zu sehen. Durch eine Google-Suche finden wir einen Telegram-Kanal, auf dem das Video am 6. Februar ebenfalls geteilt wurde – in falschem Kontext, denn im Beitrag heißt es dazu auf Hebräisch: „Ein kleiner Tsunami traf die türkisch-syrische Küste.“ Vermutlich ist das die Quelle der Falschbehauptung.

Es ist nicht die erste Aufnahme, die wir rund um die Erdbeben überprüft haben: In Sozialen Netzwerken verbreiteten sich mehrere Videos von einstürzenden Gebäuden und Tsunamis, die weder in der Türkei noch Syrien entstanden.

Seit den Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023 kursieren mehrere Aufnahmen, die angeblich Folgen der Katastrophe zeigen. Wir gehen potenziellen Falschmeldungen und Einsendungen dazu nach.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Sophie Timmermann