Faktencheck

Dieses Video zeigt Auseinandersetzungen in Stuttgart, nicht in Würzburg

Ein Video soll laut Beiträgen im Netz Migranten zeigen, die sich in einem Wohnviertel in Würzburg am 21. September prügeln. Die Aufnahme hat mit einer eritreischen Veranstaltung zu tun, doch die Zeit- und Ortsangabe stimmt nicht.

von Kimberly Nicolaus

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Online verbreitet sich zu diesem Video eine falsche Zeit- und Ortsangabe, es stammt aus Stuttgart und wurde am 16. September gefilmt (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige gewaltsame Auseinandersetzungen von Migranten am 21. September 2023 in Würzburg.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video wurde laut den Polizeipräsidien Würzburg und Stuttgart am 16. September 2023 in Stuttgart gefilmt. Diesen Ort bestätigen auch Aufnahmen von Google Maps. Das Video soll in Zusammenhang mit einer Veranstaltung eines eritreischen Vereins stehen.

Ein Video zeigt, wie sich Personen eine Auseinandersetzung mit Gürteln und Schildern auf einer Straße liefern. Dazu heißt es in Beiträgen auf Facebook, der Vorfall habe sich in Würzburg am 21. September 2023 ereignet. Doch das stimmt nicht. 

Dieser Facebook-Beitrag enthält eine falsche Beschreibung. Das Video wurde am 16. September 2023 in Stuttgart aufgenommen. (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video nicht in Würzburg, sondern in Stuttgart gefilmt

Das Polizeipräsidium in Würzburg teilte der Faktencheck-Redaktion der Deutschen Presse-Agentur (DPA) mit, dass das Video aus Stuttgart stamme und dort am 16. September 2023 aufgenommen worden sei. Zeit und Ort bestätigte uns das Polizeipräsidium Stuttgart ebenfalls. Von dort heißt es: Das Video stehe in Zusammenhang mit einer Veranstaltung eines eritreischen Vereins am 16. September 2023.  

Eine Bilder-Rückwärtssuche und Aufnahmen von Google Maps bestätigen die Ortsangabe: Die Suche mit einem Standbild aus dem Video, das das markante gelbe Wohngebäude zeigt, führt zu einem Artikel der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft. Darin wird ein Foto eines gleich-aussehenden Gebäudes an der Düsseldorfer und Essener Straße im Stuttgarter Stadtteil Hallschlag verortet. 

Ein Abgleich des Videos mit Aufnahmen von Google Maps aus 2023 zeigt, dass das Video tatsächlich in der Essener Straße in Stuttgart aufgenommen wurde. Die nebeneinander stehenden Häuser, der Vorgarten und das Haus an der Kreuzung sind identisch. 

Standbilder aus einem Video, das am 16. September in Stuttgart aufgenommen wurde.

Google Maps Aufnahme aus Stuttgart.
Ein Abgleich des Videos (Bilder oben) mit einer Aufnahme von Google Maps aus 2023 (unten) zeigt dieselben Wohngebäude (rot, gelb, grün) und denselben Vorgarten (blau). Demnach stammt die Aufnahme aus der Essener Straße in Stuttgart. (Quelle: Google Maps; Screenshot, Markierungen und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Video aus Stuttgart steht in Zusammenhang mit Veranstaltung eines eritreischen Vereins

Laut einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Stuttgart versammelten sich am 16. September 2023 mehrere hundert Veranstaltungsgegner im Vorfeld einer Veranstaltung des Verbands eritreischer Vereine auf dem Gelände des Römerkastells, etwa 300 Meter von der Essener Straße entfernt. Die Stimmung sei aufgeheizt gewesen, es sei zu „massiven Auseinandersetzungen“ mit der Polizei gekommen. Laut Medienberichten ist ein politischer Konflikt unter Eritreern Hintergrund der Ausschreitungen: Die Veranstaltungsgegner werfen den Veranstaltern vor, mit dem diktatorischen Regime in Eritrea zu sympathisieren.

Insgesamt 228 Personen seien festgenommen worden, gegen sie wurden laut Polizei Ermittlungen unter anderem wegen Verdacht auf Landfriedensbruch, Körperverletzung und Diebstahl eingeleitet. Alle Verdächtigen hätten die eritreische Staatsangehörigkeit oder seien Deutsche mit eritreischen Wurzeln, darunter 219 Männer und eine Frau, bei acht Personen würden die Personalien noch festgestellt.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Steffen Kutzner