Diese Aufnahmen zeigen keinen britischen Frachter nach einem Huthi-Angriff
Ende Januar griffen Huthi-Rebellen aus dem Jemen den britischen Tanker „Marlin Luanda“ an. Einen Tag später kursieren Aufnahmen in Sozialen Netzwerken, die das brennende Schiff zeigen sollen. Doch die sind woanders entstanden.
In Sozialen Netzwerken kursieren zurzeit immer wieder Aufnahmen, die angeblich zerstörte Schiffe nach Angriffen der Huthi-Rebellen aus dem Jemen zeigen sollen. Zwar kommt es seit dem Beginn des Krieges in Nahost tatsächlich vermehrt zu solchen Angriffen im Roten Meer, doch nicht jedes Bildmaterial steht damit in Zusammenhang.
So auch die Aufnahmen, die seit dem 27. Januar 2024 international kursieren, etwa auf Englisch, Russisch, Arabisch und Deutsch, und ein Millionen-Publikum erreichten. Geteilt werden ein Video und teilweise zwei Fotos, die den britischen Tanker „Marlin Luanda“ in Brand zeigen sollen. Der wurde tatsächlich laut Medienberichten einen Tag zuvor im Golf von Aden von einer Rakete der Huthi-Rebellen getroffen, konnte jedoch später seine Fahrt fortsetzen.
Video zeigt einen Schiffsbrand 2019 an der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate
In vielen der aktuellen Beiträge ist in den Aufnahmen ein Logo von Nour News, einem staatlich geführten iranischen Medium, zu sehen. Tatsächlich teilte Nour News das Video und die Bilder am 26. Januar mit derselben Behauptung auf Telegram.
Dass das Video – das teils einzeln, teils in Kombination mit den beiden Fotos kursiert – nicht die „Marlin Luanda“ zeigt, belegt eine Bilder-Rückwärtssuche: Es ist bereits Mitte Dezember 2023, also Wochen vor dem Angriff, auf X verbreitet worden.
Anders als auch von diesem Nutzer behauptet, steht das Video in keinem Kontext zu den Huthi-Rebellen: Mehrere Faktencheck-Redaktionen fanden dasselbe Video in einem arabischen Medienbericht von September 2019. Zwar ist der Bildausschnitt verkleinert, doch in beiden Videos ist neben dem brennenden Schiff ein weiteres kleines Schiff zu sehen (rote Markierung). Auch die Lichter im Hintergrund sind identisch angeordnet (gelbe Markierung).
Dem Medienbericht zufolge entstand das Video bei dem Brand eines Schiffes, beladen mit mehr als 100 Fahrzeugen, im Hafen von Schardscha vor der Küste der Arabischen Emirate. Ein weiterer Bericht enthält ein Foto des Vorfalls.
Fotos haben keinen Bezug zu Huthi, sondern entstanden bei Bränden in Japan
Auch die in Sozialen Netzwerken geteilten Fotos zeigen nicht den britischen Tanker „Marlin Luanda“. Mit einer Bilder-Rückwärtssuche findet sich eines der Fotos in einem japanischen Medienbericht vom 2. April 2018. Darin heißt es, das Vergnügungsboot „Koshin Maru“ sei einen Tag zuvor im Hafen der Stadt Nishiizu in der Präfektur Shizuoka in Flammen aufgegangen.
Das andere Foto ist noch älter und ebenfalls in Japan entstanden, wie eine weitere Bilder-Rückwärtsuche zeigt. Einem Medienbericht von 2018 zufolge ist auf dem Foto ein im Bau befindliches Luxuskreuzfahrtschiff zu sehen, das 2002 vor der Küste Nagasakis brannte.
Seit Beginn des Kriegs im Nahen Osten spitzt sich die Situation im Roten Meer zu: Die vom Iran unterstützten Huthi greifen – nach eigenen Angaben zur Unterstützung Palästinas – seit November 2023 vermehrt internationale Handelsschiffe im Roten Meer an. Die USA und Großbritannien greifen seit dem 11. Januar 2024 Stellungen der Rebellen im Jemen an. Die EU beteiligt sich bislang nicht an diesen Angriffen, plant aber mit einer militärischen Mission, Handelsschiffe im Roten Meer zu schützen.
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Redigatur: Max Bernhard, Sophie Timmermann