Faktencheck

Nach Huthi-Angriff: Dieses Video zeigt nicht das britische Schiff Rubymar

Ein Video in Sozialen Netzwerken soll zeigen, wie das britische Frachtschiff Rubymar nach einem Angriff der Huthi-Rebellen sinkt. Doch die Aufnahme ist mehr als zehn Jahre alt und hat mit dem aktuellen Konflikt im Roten Meer nichts zu tun.

von Paulina Thom

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Nutzerinnen und Nutzer in Sozialen Netzwerken bringen dieses Video fälschlich mit dem von den Huthi angegriffenen britischen Frachter Rubymar in Verbindung (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie das britische Schiff Rubymar nach einem Angriff der Huthi sinkt.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video zeigt das Schiff Atlantic Confidence, das nach einem Brand vor der Küste Omans 2013 sank.

Seit Dezember 2023 begegnen uns in Sozialen Netzwerken immer wieder Aufnahmen von brennenden Schiffen, die durch die jemenitischen Huthi-Rebellen angegriffen worden sein sollen. Videos und Fotos, die wir geprüft haben, stellten sich jedoch als veraltet heraus und waren in einem anderen Kontext entstanden. Nun soll ein Video, das sich international verbreitet und hunderttausende Aufrufe erzielte, das britische Frachtschiff „Rubymar“ zeigen, das nach einem Huthi-Angriff sinke. 

Am 18. Februar 2024 trafen laut Medienberichten Raketen der Huthi tatsächlich das Frachtschiff Rubymar in der Meerenge Bab al-Mandab, zwischen dem Golf von Aden und dem Roten Meer. Am Folgetag sagte ein Sprecher der Huthi, das Schiff laufe Gefahr zu sinken, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. 

Laut der britischen Regierung nimmt das Schiff Wasser auf, das Personal wurde evakuiert, schrieb die BBC. Dem Sender liegen Fotos vor, die das beschädigte Schiff aber am 21. Februar noch über Wasser zeigen. Der Schiffsbetreiber teilte mit, das Schiff werde nach Dschibuti, Ostafrika, geschleppt, könne aber noch sinken.

Screenshot eines Telegram-Beitrages
Dieses Video soll das britische Schiff Rubymar zeigen, das die jemenitischen Huthi am 19. Februar 2024 angriffen, doch das Video ist aus 2013 (Quelle: Telegram; Screenshot, Schwärzung und Collage: CORRECTIV:Faktencheck)

Video zeigt nicht die Rubymar, sondern ein sinkendes Schiff vor der Küste Omans im Jahr 2013

Fest steht: Das Video, das aktuell in Sozialen Netzwerken kursiert, zeigt nicht die Rubymar. Das fanden wir durch eine Bilder-Rückwärtssuche heraus. Diese führt zu einem Video auf Youtube, das bereits vor mehr als drei Jahren veröffentlicht wurde und dieselbe Szene zeigt – auch die Musik im Hintergrund ist dieselbe. Auf Chinesisch heißt es zu dem Video: „Schockierende Aufnahmen von dem Moment, als ein großes Frachtschiff sank.“ 

Eine weitere Bilder-Rückwärtssuche führt zu einem Tiktok-Video von Anfang Dezember 2023. Dort heißt es, das Video zeige die „M/V Atlantic Confidence“. Zu sehen sind mehrere Aufnahmen eines Schiffes aus verschiedenen Perspektiven, ab Sekunde 15 sind sie denen ähnlich, die aktuell geteilt werden. Der Bildausschnitt ist zwar verändert, doch die Aufnahmen zeigen dasselbe Schiff. Das belegt ein Foto, das am Anfang des Tiktok-Videos zu sehen ist:

Vergleich der Videos, sie zeigen dasselbe Schiff
Oben ein Foto aus einem Tiktok-Beitrag über das gesunkene Schiff M/V Atlantic Confidence; unten das Video mit der Falschbehauptung (Quelle: Telegram/Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Das im Video die M/V Atlantic Confidence zu sehen ist, zeigt ein Vergleich mit einem Foto der Webseite Vesselfinder, auf der Schiffe geortet werden können. Dort heißt es, das Schiff sei seit 2013 nicht mehr in Betrieb. 

Eine Stichwortsuche bei Google führt darüber hinaus zu mehreren Berichten, laut denen die Atlantic Confidence im Jahr 2013 sank. Demnach brach am 30. März 2013 auf dem Schiff vor der Küste Omans, das an den Jemen grenzt, ein Feuer aus. Einige Tage später, am 3. April, sank es. 

Defensive EU-Militäroperation zum Schutz der Handelsschiffe im Roten Meer

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen greifen nach eigenen Angaben zur Unterstützung der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas seit mehreren Monaten internationale Handelsschiffe im Roten Meer an. Seit dem 11. Januar 2024 greifen die USA und Großbritannien Stellungen der Rebellen im Jemen an. 

Die EU beteiligt sich bislang nicht an diesen Angriffen, hat aber am 19. Februar die defensive Militäroperation „Aspides“ eingeleitet. Militärschiffe sollen im Zuge der Mission Handelsschiffe im Roten Meer vor Angriffen zu schützen. Deutschland schickt zu diesem Zweck die Fregatte Hessen in den Einsatz.

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Redigatur: Matthias Bau, Kimberly Nicolaus