Nein, die EU setzt nicht die Zeitumstellung bis zum Ende des Ramadan aus
Auf Tiktok heißt es, die EU wolle die Zeitumstellung bis nach Ramadan aussetzen, damit Musliminnen und Muslime eine Stunde früher essen könnten. Das stimmt nicht und würde auch keinen Sinn ergeben.
Der muslimische Fastenmonat Ramadan – in diesem Jahr geht er vom 11. März bis spätestens zum 9. April – ist immer wieder Gegenstand von Falschbehauptungen. Häufig geht es darum, dass sich angeblich nicht-muslimische Abläufe den muslimischen anpassen sollen, was Hass und Hetze schüren kann. Wir haben dazu in der Vergangenheit bereits mehrere Recherchen veröffentlicht.
Im aktuellen Fall soll, so heißt es auf Tiktok, die Zeitumstellung zugunsten des Ramadan verschoben werden, damit Fastende eine Stunde früher essen können. Zehntausende sahen den Beitrag.
Eine gezielte Google-Suche zeigt: Die angebliche Meldung geht zurück auf das Satire-Portal Noktara. Auf der Seite steht in den FAQs: „Im Gegensatz zur restlichen Lügenpresse geben wir wenigstens zu, dass unsere Meldungen frei erfunden sind und aus Tausendundeiner Nacht stammen.“ Ein Veröffentlichungsdatum gibt es in dem Text zur Zeitumstellung nicht, das Portal veröffentlichte ihn aber im März 2023 auch auf Facebook – auch dort ist Noktara als Satire-Portal gekennzeichnet.
In dem Tiktok-Beitrag, der sich aktuell verbreitet, fehlt ein derartiger Hinweis jedoch, weshalb Nutzerinnen und Nutzer die Meldung teilweise für echt halten und einige in den Kommentaren mit Ärger oder Ungläubigkeit reagierten. Der Account, der die Falschmeldung auf Tiktok verbreitete, antwortete nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck.
Fasten richtet sich nicht nach der Uhrzeit, sondern nach der Sonne und dem Neumond
Die nächste Zeitumstellung auf Sommerzeit ist in der Nacht auf den 31. März, um zwei Uhr werden die Uhren auf drei Uhr vorgestellt. Für Menschen, die im Ramadan fasten, macht das aber keinen Unterschied: Das Fasten richtet sich nicht nach der Uhrzeit. Gegessen wird erst, wenn die Sonne untergegangen ist. An welchem Datum der Ramadan endet und damit auch das Zuckerfest beginnt, ist abhängig von der Sichtung des Neumondes.
Es gibt allerdings immer wieder Diskussionen darum, die Zeitumstellung generell abzuschaffen. Die Europäische Kommission sprach sich dafür schon 2018 aus und folgte damit einem EU-weiten Umfrageergebnis. Seither liegt der Ball bei den Mitgliedstaaten, diese müssen sich auf eine Festlegung auf Sommer- oder Winterzeit einigen.
Redigatur: Steffen Kutzner, Uschi Jonas