Klimawandel

Der Kenfo-Fonds und seine fossilen Vermögensverwalter

Der Kenfo-Fonds soll vorerst die Aktienrente verwalten. In der Vergangenheit geriet der Fonds jedoch immer wieder wegen klimaschädlicher Investitionen und mangelnder Transparenz in die Kritik. Erstmals macht CORRECTIV nun die Vermögensverwalter des Fonds öffentlich: Beim Thema Nachhaltigkeit glänzen sie nicht. 

von Elena Kolb

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Die Vermögensverwalter des Kenfo-Fonds stecken Milliarden in den Ausbau von fossiler Energie (Collage: Ivo Mayr / Correctiv; Foto: unsplash.com)

Um unsere Rente zu stützen, will der Staat Gelder am Kapitalmarkt anlegen. Das könnte kompliziert werden – und möglicherweise risikoreich. Zu Beginn soll die Aufgabe deshalb ein erfahrener Player übernehmen: der Kenfo-Fonds. Seit Jahren legt dieser bereits Gelder für den deutschen Staat an, um damit die Entsorgung von Atommüll zu finanzieren. 

Immer wieder wurde der Kenfo-Fonds allerdings in der Vergangenheit für Investitionen in fossile Firmen kritisiert. Zuletzt in einem Bericht von Greenpeace. Was den wenigsten bewusst ist: Seine Anlagen macht der Kenfo-Fonds nicht selbst – er vergibt Aufträge an sogenannte „mandatierte Asset Manager“, also Vermögensverwalter. Bislang hielt sich der Kenfo bezüglich dieser Firmen bedeckt und gab die Namen nicht heraus. 

Kenfo präsentiert sich als Klimaschutz-Vorreiter

FragDenStaat hat die Namen von drei Asset Managern des Kenfo-Fonds nun erhalten: Für den ersten deutschen Staatsfonds verwalten 2024 die folgenden drei Vermögensverwalter Gelder: 

  • Amundi Deutschland GmbH
  • Jp Morgan Asset Management (UK) Limited 
  • Morgan Stanley Im Fund Management (Ireland) Limited

Immer wieder präsentiert sich der Kenfo-Fonds nach außen hin als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Bei der Auswahl der Asset Manager sei deren Nachhaltigkeitsausrichtung ein „festes Kriterium für die finale Entscheidung“, schreibt eine Sprecherin des Kenfo-Fonds auf Nachfrage von CORRECTIV. Beispielsweise werde die „Expertise der Asset Manager bei der Integration von ESG-Kriterien in den Anlageprozess“ geprüft. Das bedeutet, dass die Vermögensverwalter bei ihren Investitionen auf Nachhaltigkeit, Soziales und verantwortliche Unternehmensführung achten. 

Vermögensverwalter stecken Milliarden in den Ausbau von fossilen Projekten 

Beim Thema Nachhaltigkeit glänzten die drei Vermögensverwalter allerdings in der Vergangenheit nicht. Die französische Nichtregierungsorganisation Reclaimfinance hat 2023 ausgewertet, wie verschiedene Vermögensverwalter zum Thema Klimaschutz stehen. 

Für CORRECTIV hat Reclaimfinance überprüft und bestätigt, dass die Angaben weiterhin aktuell sind. Demnach stecken Morgan Stanley, Jp Morgan und Amundi Milliarden in Konzerne, die neue fossile Projekte planen. Die also ihr Geschäft mit Kohle, Öl oder Gas in den nächsten Jahren erweitern wollen. Besonders Jp Morgan sticht dabei mit hohen Summen heraus. Laut Reclaimfinance hält der Vermögensverwalter Anteile im Wert von über 23 Milliarden US-Dollar an fossilen Firmen. 

Bargeld für fossile Konzerne

Fatal ist außerdem, dass Jp Morgan und Amundi jeweils auch Anleihen an fossilen Firmen halten. Diese Gelder funktionieren wie Bargeld für die Konzerne. Damit können zum Beispiel ganz konkret Öl-Bohrungen erweitert werden. Laut Reclaimfinance halten sowohl Jp Morgan als auch Amundi Anleihen im Wert von über einer Milliarde US-Dollar an fossilen Firmen. 

Reclaimfinance hat den Vermögensverwaltern zudem Fragen zu ihrem Umgang mit fossilen Firmen gestellt. Auch hier sind die Ergebnisse ernüchternd. Alle drei Vermögensverwalter erwarten von Öl- und Gasfirmen, in die sie investieren, nicht, dass diese ihre fossilen Erweiterungspläne beenden. Bei Jp Morgan gibt es zusätzlich keinerlei Erwartungen an Kohlefirmen, dass diese langfristig aus dem Geschäft aussteigen oder Pläne zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels vorweisen sollten. 

Zur Einordnung: Die Internationale Energieagentur forderte schon 2021, keine neuen Kohle-, Öl- oder Gasprojekte mehr zu bauen, um 2050 die globale Netto-Null zu erreichen. 

Kenfo-Fonds gibt eigene Nachhaltigkeitskriterien vor

Auf Nachfrage von CORRECTIV schreibt eine Sprecherin des Kenfo-Fonds, dass die beauftragten Vermögensverwalter vertraglich dazu verpflichtet seien, „die Kenfo-spezifischen Nachhaltigkeitskriterien umzusetzen.“ Andere Investments und Kundenmandate der Asset Manager hätten „keinerlei Einfluss auf das Kenfo-Vermögen und die Ausrichtung der umgesetzten Investment- und Nachhaltigkeitsstrategie.“ Genauso habe der Kenfo „keinen Einfluss auf die vertraglichen Vorgaben der anderen Kunden des Vermögensverwalters.“ Neben den drei genannten Firmen würden noch weitere Vermögensverwalter im Auftrag des Kenfo Gelder verwalten, so die Sprecherin. 

Gesetzesentwurf für die Aktienrente wird noch diskutiert

Welche Asset Manager die Aktienrente verwalten und wie streng die Nachhaltigkeitskriterien dafür sein werden, ist noch unklar. In den nächsten Wochen will die Bundesregierung den Gesetzesentwurf zum Thema verabschieden. Bislang bleibt dieser bezüglich Nachhaltigkeit extrem vage. Die Mittel seien „renditeorientiert und global diversifiziert zu marktüblichen Bedingungen anzulegen“ – so steht es dort bislang. Noch nicht einmal ein Passus zur Anlage nach dem 1,5-Grad-Ziel hat es in den Text geschafft.

Nach Recherchen von CORRECTIV werden Klimaschutz und Aktienrente in der Politik kaum zusammen gedacht. Unter anderem ließ sich das Finanzministerium – das federführend bei dem Thema ist – von dem Vermögensverwalter Blackrock beraten, der ebenfalls für massive fossile Investments bekannt ist. 

Chefin des Kenfo verteidigt fossile Anlagen

Auch die Chefin des Kenfo-Fonds, Anja Mikus, spricht sich öffentlich nicht für besonders strenge Nachhaltigkeitsvorgaben bei der Aktienrente aus. Bei einer Anhörung vor dem Ausschuss für Arbeit und Soziales am 14. Oktober erklärte sie, dass sie von der Idee, fossile Firmen aus dem Portfolio auszuschließen, nicht viel halte. „Unternehmensausschlüsse führen zu keiner einzigen CO₂ -Einsparung“, so Mikus. Es gehe nur eine Aktie von einem Aktionär zum anderen: „Das hat keine Wirkung.“ 

Der Meinung von Mikus nach gehörten Vorgaben für Nachhaltigkeit in die Anlagerichtlinien für das Generationenkapital und nicht in den Gesetzesentwurf. Dadurch könne man flexibler bleiben und die Kriterien schneller anpassen, so Mikus. 

Das sieht man in Baden-Württemberg ganz anders. Für die Anlagen des Bundeslandes wurde 2023 Nachhaltigkeit in ein Gesetz gegossen. „Die gesetzliche Verankerung ist enorm wichtig“, schreibt ein Sprecher des Finanzministeriums auf Nachfrage von CORRECTIV. So könnten sich Vermögensverwalter „auf die formulierten Ziele beziehen“. Nachhaltigkeit müsse als gleichwertiges Ziel neben der Rendite gesetzlich verankert sein, so der Sprecher. Ansonsten führe die treuhänderische Verantwortung der Vermögensverwalter dazu, „dass im Zweifel Renditeüberlegungen immer Vorrang vor Nachhaltigkeitsbedenken haben.“ 

Viele Bürgerinnen und Bürger wollen keine fossile Rendite für Ihre Rente. Eine Koalition um die Nichtregierungsorganisationen Urgewald, Fossilfree Berlin, Finanzwende, Facingfinance e.V., Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und Greenpeace Deutschland startete deshalb die Online-Petition „Generationenkapital: Fossile Rendite? Nicht für meine Rente!” Mittlerweile haben über 72.000 Menschen unterschrieben. Zur Petition geht es unter diesem Link

 

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