Faktencheck

TV-Sender Welt zeigte kein Video aus Call of Duty, sondern Aufnahmen aus der Ukraine

Angeblich habe der TV-Sender Welt in seiner Berichterstattung ein Video aus der Computerspielreihe Call of Duty gezeigt und es als Liveaufnahmen aus der Ukraine verkauft. Das stimmt nicht. Das Video stammt von der ukrainischen Asow-Brigade.

von Kimberly Nicolaus

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Ein Screenshot des auf Telegram verbreiteten Videos des TV-Senders Welt. Die darin gezeigten Aufnahmen wurden von der ukrainischen Asow-Brigade im Juli 2024 veröffentlicht (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Der Nachrichtensender Welt habe statt Liveaufnahmen aus der Ukraine ein Video aus Call of Duty gezeigt.
Bewertung
Falsch. Laut dem US-Unternehmen, das das Computerspiel vertreibt, zeigt das Video keine Szenen aus Call of Duty. So lautet auch die Einschätzung eines Design-Experten. Die Aufnahmen stammen von der ukrainischen Kampfeinheit Asow.

Während ein Moderator des Nachrichtensenders Welt über „ganz aktuelle Bilder, nördlich des hart umkämpften Donbass“ spricht, blendete der Sender angeblich Szenen aus der Computerspielreihe Call of Duty ein – so lautet der Vorwurf, der sich seit Ende Oktober über russischsprachige Beiträge auf Telegram verbreitet. Die Behauptung kursiert auch in dutzenden Beiträgen auf Facebook, darunter auf Tschechisch, Italienisch, Spanisch und Arabisch. Derartige Videos wurden auf Tiktok mehr als 500.000 Mal angesehen. 

Sie unterstellen dem Sender eine unseriöse Berichterstattung – doch zu Unrecht, wie unsere Recherche zeigt.

Auf Tiktok wurde ein Video mit der Falschbehauptung über die angebliche Call of Duty-Szene mehr als 500.000 Mal angesehen.
Auf Tiktok wurde ein Video mit der Falschbehauptung über die angebliche Call of Duty-Szene mehr als 500.000 Mal angesehen (Quelle: Tiktok; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

TV-Sender Welt nutzte Videoaufnahmen der Asow-Brigade

Eine Stichwortsuche auf Youtube mit der im Video sichtbaren Einblendung „Russen rücken auf Pokrowsk im Donbass vor“ führt zu dem Original-Video der Welt vom 21. August 2024. Mit diesem Hinweis finden wir auf der Webseite des Senders genau denselben Videoausschnitt, der in Sozialen Netzwerken geteilt wird. Ab Minute 1:18 sagt Journalist Guido Schmidtke: „Wir gucken uns hier mal auch ganz aktuelle Bilder an, nördlich des hart umkämpften Donbass im Bereich Pokrowsk, dort wo die Russen vorrücken. Das sind Aufnahmen der ukrainischen Streitkräfte, die dort in einem Waldgebiet russische Gräben angegriffen haben.“ Eine konkrete Quelle nennt er allerdings nicht, auch in dem Video gibt es dazu keine Einblendung.

Über eine Bilderrückwärtssuche mit einem Videoausschnitt finden wir heraus, dass das Video am 15. Juli 2024 von der Asow-Brigade auf Youtube (ab Minute 8:33) veröffentlicht wurde. Asow ist eine ukrainische Kampfeinheit, in deren Reihen in der Vergangenheit auch Rechtsextreme kämpften

Laut der Videobeschreibung entstand es im Serebryansky-Wald in der Region Luhansk im Donbass. Eine genauere Lokalisierung ist nicht möglich, jedoch passen die Bilder auf Google Maps zu den Aufnahmen der Asow-Brigade.

Computerspiel-Unternehmen Activision: Keine Szenen aus Call of Duty

Wir haben das Video zudem an die Pressestelle von Activision, dem amerikanischen Unternehmen hinter der Computerspielreihe Call of Duty, geschickt. Daraufhin antwortete und die Kommunikationsagentur Burson: „Tatsächlich handelt es sich bei den gezeigten Szenen nicht um Szenen aus Call of Duty.“ So lautet auch die Einschätzung von Sebastian Hirsch, Leiter des Fachbereichs Design an der Media University of Applied Sciences in Köln. Er schreibt: „Kein Computerspiel, auch keines der Call of Duty-Reihe, ist Ende 2024 in der Lage, Bilder dieser Qualität zu erzeugen.“ 

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Russland meldet Drohnenangriff auf Moskau, Welt, 22. August 2024: Link (archiviert)
  • Youtube-Video der Asow-Brigade, 15. Juli 2024, Link (archiviert)

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