Faktencheck

Datenklau statt E-Bikes mit Betrugsmasche auf Facebook

Mit der vermeintlichen Verlosung von E-Bikes erbeuten Betrüger auf Facebook persönliche Daten von Nutzerinnen und Nutzern. Dahinter steckt eine Briefkastenfirma.

von Matthias Bau

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E-Bikes sind ein häufiger versprochener Gewinn bei gefälschten Verlosungen auf Facebook (Symbolbild: Elke Münzel / Chromorange / Picture Alliance)
Behauptung
Eine Facebook-Seite verlose 250 E-Bikes per Zufallsprinzip an alle, die „Danke“ kommentieren.
Bewertung
Falsch. Das Gewinnspiel ist gefälscht und Teil einer Betrugsmasche.

213 Menschen hoffen auf Facebook darauf, ein neues E-Bike zu gewinnen. Ihre Hoffnungen dürften enttäuscht werden. Denn das vermeintliche Gewinnspiel, das sie mit einer Nachricht kommentierten, dient lediglich dazu, ihre persönlichen Daten zu erbeuten. 

Die Masche ist seit Jahren bekannt, Facebook bekommt sie aber offenbar nicht in den Griff. Wir berichteten in diesem Jahr bereits mehrfach über ähnliche Beiträge.

Hinter diesem Gewinnspiel steckt ein Fake. Die Seite „E - B I K E“ betreibt Datendiebstahl.
Hinter diesem Gewinnspiel steckt ein Fake. Die Seite „E – B I K E“ betreibt Datendiebstahl. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Facebook-Seite hinter dem Gewinnspiel ist unseriös

Das vermeintliche Gewinnspiel verbreitete eine Facebook-Seite mit dem Namen „E – B I K E“. Dass die Seite nicht seriös ist, lässt sich an verschiedenen Hinweisen erkennen: So gibt sie sich zwar als „Fahrradgeschäft“ aus, ihr fehlt aber der blaue Haken, mit dem Facebook echte Unternehmens-Accounts verifiziert. Die Facebook-Seite hat zudem nur sechs Follower und sechs „Gefällt mir“-Angaben.

Ebenfalls auffällig: Die Seite gibt es erst seit Kurzem und sie veröffentlichte keine anderen Beiträge als das Gewinnspiel. Es fehlen darüber hinaus ein Impressum und Kontaktdaten, die bei Gewinnspielen aber eine gesetzliche Pflicht sind.

Betreiber des Gewinnspiels ist eine Briefkastenfirma in Manchester

Wer unter das gefälschte Gewinnspiel auf Facebook kommentiert, erhält eine automatische Nachricht. Darin wird man aufgefordert, einem Link zu folgen. 

Der Registrierungslink, den Nutzerinnen und Nutzer nach einem Kommentar erhalten, führt zu einer unseriösen Webseite
Der Registrierungslink, den Nutzerinnen und Nutzer nach einem Kommentar erhalten, führt zu einer unseriösen Webseite (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Link führt zu einer Webseite, die vorgibt, das Portal „ebike.de“ zu sein. An der Internetadresse (URL) und dem Aussehen der Webseite lässt sich erkennen, dass das nicht der Fall ist. Die Webseite gehört stattdessen zu Google Sites, einem Dienst, mit dem sich kostenlose Webseiten erstellen lassen. 

Wer dem Link in der Nachricht auf Facebook folgt, könnte denken, auf der Webseite „ebike.de“ gelandet zu sein. Das ist aber nicht der Fall.
Wer dem Link in der Nachricht auf Facebook folgt, könnte denken, auf der Webseite „ebike.de“ gelandet zu sein. Das ist aber nicht der Fall. (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Diese gefälschte Webseite leitet auf eine weitere Seite, auf der Nutzerinnen und Nutzer ihre persönlichen Daten eingeben sollen. Im Kleingedruckten steht eine Firma namens Bluereen Media Ltd. mit Sitz in Manchester. Geschäftsführerin sei eine Person namens Suda Jaiteng.

Nach einigen Klicks wird klar, dass eine Firma mit Sitz in Manchester den Betrug auf Facebook organisiert
Nach einigen Klicks wird klar, dass eine Firma mit Sitz in Manchester den Betrug auf Facebook organisiert (Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein Blick in das britische Unternehmensregister zeigt, dass die Firma erst am 25. Januar 2024 gegründet wurde. Als Geschäftsführerin ist tatsächlich Suda Jaiteng eingetragen – als Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsort führt das Unternehmensregister jedoch Thailand auf. Jaiteng soll zudem fünf weitere Unternehmen führen, alle an derselben Adresse. Gemeldet sind dort zudem 359 weitere Unternehmen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um eine Briefkastenfirma handelt. Dieser Verdacht bestätigt sich durch eine Suche auf Google-Maps. Ein Banner an der Außenseite des „Firmengebäudes“ wirbt damit, dass dort Adressen registriert werden können.

An der Adresse, die im Impressum der Webseite zu dem gefälschten Gewinnspiel angegeben ist, finden wir auf Google-Maps dieses rote Backsteinhaus mit einem Werbebanner für einen Registrierungsservice
An der Adresse, die im Impressum der Webseite zu dem gefälschten Gewinnspiel angegeben ist, finden wir auf Google-Maps dieses rote Backsteinhaus mit einem Werbebanner für einen Registrierungsservice (Quelle: Google Maps; Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

An diesen Merkmalen erkennen Sie gefälschte Gewinnspiele auf Facebook

Die Verbraucherzentrale listet auf ihrer Webseite typische Merkmale für gefälschte Gewinnspiele auf Facebook. Sie alle treffen auf die vermeintliche E-Bike-Verlosung zu: 

  • Sie existieren erst seit kurzer Zeit.
  • Sie haben wenige Beiträge.
  • Sie rufen zum Liken und Teilen auf. 
  • Sie nutzen Logos und Namen bekannter Firmen, aber es gibt kein richtiges Impressum.
  • Es gibt keine Teilnahmebedingungen.
  • Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme fehlen.

Solche Facebook-Seiten haben häufig das Ziel, Daten von Nutzerinnen und Nutzern zu stehlen. Falls Sie bei Gewinnspielen unsicher sind, ob der Veranstalter wirklich das verlost, was angeboten wird, schauen Sie einfach direkt auf der Webseite des Unternehmens nach. Dort gibt es meist eine eigene Rubrik für Gewinnspiele. Oder Sie suchen im Internet einfach nach dem betreffenden Unternehmen, verbunden mit dem Begriff „Gewinnspiel“. Weitere Tipps haben wir hier zusammengestellt.

Redigatur: Viktor Marinov, Paulina Thom

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