Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Außerdem im SPOTLIGHT: Der Migrationsexperte Carsten Wolf hat nachgerechnet, wie es um die Repräsentation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im neu gewählten Deutschen Bundestag bestellt ist. Und: In Hamburg geht es schon am Sonntag weiter mit Wahlen, was die Umfragen erwarten lassen, zeigt die Grafik des Tages.

Thema des Tages: Religiöse Rechte auf dem Vormarsch

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Bundestagswahl-Spezial: Wer regiert Deutschland bis zur neuen Koalition?

Denkanstoß: Migrationsanteil im neuen Bundestag: Dem deutschen Volke – oder der Bevölkerung?

Faktencheck: 3,5 Millionen Wählerstimmen aus dem Ausland einfach „weg“? Warum das nicht stimmt

Gute Sache(n): Erklärt: Das steht im US-Ukraine-Rohstoffabkommen • Gerichtshof stärkt Verbraucherrechte • Der Aufstieg der Extremisten und die historischen Parallelen

CORRECTIV-Werkbank: Wie deutsche Entwicklungsfinanzierung Klima und Umwelt schadet

Grafik des Tages: Umfragewerte zur Hamburger Bürgerschaftswahl

Foto: Paul Zinken/picture alliance
Foto: Paul Zinken/picture alliance

Kampf gegen Schwangerschaftsabbrüche
Eine der Protagonistinnen ist Cornelia Kaminski. Sie gehört zum Landesvorstand der CDU Hessen und ist Vorsitzende eines Vereins mit rund 11.000 Mitgliedern, der sich gegen Schwangerschaftsabbrüche einsetzt. Auf einem Treffen von Abtreibungsgegnern im Februar in Florida unterzeichnet sie als einzige Nicht-Amerikanerin gemeinsam mit dreißig weiteren US-Aktivisten einen Dankesbrief an Donald Trump – für seine Positionen bei genau diesem Thema.  

Das Ziel: „MAGA“-Ideen nach Europa transportieren
Doch das ist nicht die einzige Veranstaltung, nur wenige Wochen später trifft sie auf der ARC-Konferenz in London mit weiteren Gleichgesinnten zusammen – darunter zahlreiche evangelikale und fundamentalistische Christen aus aller Welt. Das Ziel: neue Kooperationen ausloten.  

Ebenfalls auf dieser Konferenz: die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry, einschlägige deutsche Social-Media-Influencer, der britische Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage und der Silicon-Valley-Milliardär Peter Thiel. Sie eint der Kulturkampf gegen die angeblich „woke Kultur“ und das Interesse, gegen Klimapolitik anzugehen. Viele verfolgen das Ziel, eine auf rechtskonservative, christliche Werte gestützte Politik nach Europa zu bringen. Vorbild USA. 

Warum ist das relevant? 
Es geht um mehr als Konferenzen. Im Kern ist der globalisierte Aufstieg der autoritären Rechten zu beobachten, wie es der Politikexperte Robert Benson formuliert. Und das ist eine zentrale Erkenntnis, die in den aktuellen Debatten um Rechtsruck und Wahlerfolg der AfD oft untergeht. Während Union und Ex-Ampel-Parteien sich gegenseitig vorwerfen, Schuld am Wahlerfolg der AfD zu tragen, sind die autoritären Rechten längst ein paar Schritte weiter: Sie lernen international voneinander, kopieren die erfolgreichen Strategien und arbeiten zusammen. 

Hier lesen Sie den ganzen Artikel.

USA: Bundesrichter erklärt Massenentlassungen für illegal 
Gemeinsam mit Elon Musk ist Donald Trump seit seinem Amtsantritt dabei, die US-Behörden umzustrukturieren und zu reduzieren. Bundesbedienstete in Probezeit sollten unter anderem entlassen werden – ein kalifornischer Richter erklärte dieses Vorgehen nun für rechtswidrig, nachdem mehrere Gewerkschaften geklagt hatten.
tagesspiegel.de / washingtonpost.com

Lokal: Warum die Menschen in den AfD-Hotspots die Partei wählen 
„Wir sind kein rechtes Dorf“, meint ein Bürger aus der kleinen Gemeinde Wrangelsburg in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Wählerin in Ortrand (Brandenburg) hofft, dass die AfD bald „Schmarotzer rausschmeißt“. Es sind zwei Beispiele für Stimmen aus Orten, in denen die rechte Partei dominiert hat. Die Partner-Redaktionen vom Redaktionsnetzwerk Deutschland haben sie gesammelt. 
rnd.de


Immer nach der Wahl recherchiert der Mediendienst Integration, wie viele Abgeordnete über einen Migrationshintergrund verfügen. Das Ergebnis diesmal: Ihr Anteil stagniert. Im Parlament sind sie deutlich seltener (12 Prozent) als in der Bevölkerung (30 Prozent). Immer noch sitzen kaum Abgeordnete mit Bezügen zu Syrien im Parlament. Oder zur Ukraine. Oder Afghanistan.

Es sind nicht nur die Zahlen, es sind auch die Gesichter. Viele wichtige Abgeordnete mit Migrationshintergrund sind nicht wieder im Bundestag: Neben Karamba Diaby auch Cem Özdemir, Canan Bayram oder Niels Annen. Das Parlament verliert an Vielfalt.

Damit ist ein Trend vorbei, der über die letzten Wahlen angehalten hatte. Nämlich dass der Bundestag etwas „normaler“ wird – mit ein paar mehr Frauen, „Migranten“ und jungen Menschen. Damit ist es nun erstmal vorbei.

Und dafür gibt es mehrere Gründe: Das starke Abschneiden von CDU und AfD, die beide jeweils nur etwa 6 Prozent Migrantinnen und Migranten in ihren Reihen haben. Eine fehlende „Nachwuchspolitik“ der Parteien, die auf Vielfalt achtet. Und wohl auch der kurzfristige Termin für die Bundestagswahl, der „Außenseiter“-Bewerber eher benachteiligt hat.

Reichstag im Schnee
Symbolbild: Amrei Schulz / Photothek.de / Picture Alliance

Es müssen nicht alle gesellschaftlichen Gruppen eins zu eins in den Parlamenten vertreten sein. Und es heißt auch nicht, dass so die politischen Interessen aller Personen der Communities vertreten würden. Aber die Repräsentation in Parlamenten zeigt, wie es um die Chancengleichheit hierzulande steht. „In den Parteien gibt es hier offensichtlich noch Defizite“, sagt der Politikwissenschaftler Andreas Wüst.

Laut Bundeswahlleitung werden Wahlunterlagen ohne Nachverfolgung verschickt
Foto: Revierfoto / Picture Alliance / DPA

So geht’s auch
Wichtiges Urteil für Verbraucher: Der Europäische Gerichtshof hat geurteilt, dass sie das Recht haben, zu erfahren, wie ihre Kreditwürdigkeit berechnet wird. Schufa und Co müssen demnach ihre Bonitätsbewertungen offenlegen. 
mdr.de

Fundstück
Der Aufstieg der Rechtsaußenparteien in Europa und Deutschland ist besorgniserregend. Hierzulande ziehen viele Parallelen zur Weimarer Republik, so etwa diese durchaus lesenswerte Seite: datajournal.org. Allerdings gibt es gute Gründe, solche Vergleiche skeptisch zu sehen, denn man muss in den Extremisten von heute nicht gleich die Wiedergänger der NS-Zeit sehen, um sie für gefährlich zu halten. Eine historische Einordnung gibt dieses Interview: 
t-online.de


Nun haben Kolleginnen von Mediapart und Africa Uncensored eine weitere Recherche zu einem Projekt veröffentlicht, an dem auch die DEG beteiligt ist. Konkret geht es um den Bau eines Staudamms an der Elfenbeinküste.

Das 170-Millionen-Euro-Projekt wurde durch Darlehen internationaler Kreditgeber, darunter die DEG, kofinanziert. Die Kreditgelder stellten allerdings eine Bedingung: die Einhaltung von bestimmten Umweltstandards.

Die Recherche der Kollegen offenbart nun, dass das offenbar nicht geschehen ist. Die Gelder flossen trotzdem.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Jule Scharun.