
Guten Tag
Gehen Sie gerne für Ihre Anliegen auf die Strasse? Das ist ihr gutes Recht. Denn das Demonstrieren gehört zu den demokratischen Grundprinzipien in diesem Land. Und doch wird das Recht auf Versammlungsfreiheit immer wieder angekratzt: Der Kanton Freiburg zum Beispiel verrechnet gemäss Recherchen der Wochenzeitung bis zu 2000 Franken pro Demonstration. Die Rechnung stellt der Kanton oder die Gemeinde an die jeweiligen Organisatoren. Abgerechnet werden z.B. die Kosten der Polizeiarbeit für das Regeln des Verkehrs.
Und Freiburg bleibt nicht allein. Auch weitere Kantone können Kosten für bewilligte Demonstrationen erheben, wie unsere Befragung von allen 26 Kantonen ergab. Der Kanton Bern beispielsweise hält zwar fest, dass die Auferlegung von Kosten im Bereich der Meinungs- und Versammlungsfreiheit einen Grundrechtseingriff darstellen kann – hat aber trotzdem bereits solche Kosten erhoben, wie Journal B kürzlich berichtet hat. Das Risiko, nach der Organisation einer Demonstration hohe Summen bezahlen zu müssen, schränkt dieses Recht ein und schreckt ab.
Wenn Sie wissen wollen, ob auch Ihr Kanton Kosten verrechnen kann: Weiter unten finden Sie unsere Grafik zur Demonstrationsfreiheit in der Schweiz.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sonntag.
Ihre Hanna Fröhlich

Schweizer Recherchen
Alle wussten vom Missbrauch
„Ein einmaliger Fehler“, „unschicklich aber kaum strafbar“ – so bezeichneten Verantwortliche, darunter der Rektor und ein Regierungsrat, die Missbrauchsvorwürfe gegen einen Pater, der in den sechziger und siebziger Jahren an der Urner Mittelschule unterrichtete. Über Jahrzehnte vertuschten sie die Vorwürfe, wie Recherchen der Rundschau zeigen. Die Betroffenen leiden bis heute.
Alle vertuschten – Rektor, Benediktiner-Abt und Regierung (SRF)
Mit Molotowcocktails gegen tamilische Asylsuchende
Am 16. November 1991 flog morgens um 3.30 Uhr ein Molotowcocktail durch das Fenster eines Hauses in Lotzwil, Aargau. Dort wohnhaft: zwei tamilische Familien. Die Täter: nicht identifizierbar. Die Studentin Mirjam Steiner recherchiert für ihre Seminararbeit seit über einem Jahr zu diesem und ähnlichen Vorfällen – von welchen es in dieser Zeit eine ganze Serie gab. Der Oberaargau, so zeigt die Untersuchung, galt damals schweizweit als Hochburg des Rechtsextremismus.
„Sie waren Freiwild, die Faschos haben die gehetzt“ (Berner Zeitung)
Vertuschter Umweltskandal
Durch zwei Unfälle gelangten 2020 und 2021 mehrere Kilogramm giftige und nicht abbaubare Chemikalien in den Bodensee. Der verantwortliche australische Verpackungskonzern Amcor mit seiner Fabrik in St. Gallen wollte alles vertuschen. CH Media erkämpfte sich die Untersuchungsakten durch das Öffentlichkeitsgesetz. Nach drei Jahren und zwei Verfahren vor dem Bundesgericht liegen nun neue brisante Details vor.
Wie ein Milliardenkonzern Europas grössten Trinkwasserspeicher verschmutzt (St. Galler Tagblatt, Paywall)
Mit Risiko zur Kryptohauptstadt
Einst drittgrösstes Finanzzentrum der Schweiz, heute die einkommensschwächste Region des Landes – mit der Forderung nach Steuertransparenz hat Lugano seinen Status und Reichtum verloren. Nun möchte die Stadt mit einem Kryptoökosystem wieder an Glanz gewinnen. Das Problem: Ihr Handelspartner ist eine Firma, deren Vorgeschichte anderswo zu Klagen statt zu Partnerschaften geführt hat.
Geld für Gelati, Terror und Drogen (Woz)
Falschmeldungen mit Reichweite
Der Beobachter hat mit Hilfe einer Aufstellung des Vereins Fairmedia recherchiert, wie sich in der Schweiz Falschmeldungen verbreiten. Dies geschieht nicht über etablierte Medien, sondern über Alternativmedien, die über Telegram kommunizieren. Die identifizierten Telegram-Kanäle erreichen ein beachtliches Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum, 200 Stück haben Bezug zur Schweiz.
Wer Fake News in der Schweiz verbreitet (Beobachter, Paywall)

Apropos
Recherche-Journalisten meiden die Schweiz
Der Internationale Tag der Pressefreiheit, der sich am 3. Mai 2025 jährt, unterstreicht die Wichtigkeit der freien Berichterstattung. In der Schweiz werden unterdessen Journalisten, die Korruption aufdecken, weiterhin kriminalisiert: Ein Reporter-Team aus Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien erhielt nach einer Recherche über die Bank Reyl Anfang April 2025 ein Schreiben einer Schweizer Anwaltskanzlei: Gegen sie werde „Strafanzeige wegen Verletzung des Bankgeheimnisses“ eingereicht. Dem Tagesanzeiger erzählen die Journalisten, dass sie aus Vorsicht schon seit Jahren nicht mehr in die Schweiz reisen.
We Investigate Corruption. Swiss Law Calls That A Crime. (OCCRP)
Ausländische Investigativjournalisten trauen sich nicht mehr in die Schweiz (Tagesanzeiger, Paywall)
Neuer Journalismus für Winterthur
Vielleicht erinnern Sie sich: Im März erwähnten wir an dieser Stelle das laufende Crowdfunding für Wnti.ch, dem neuen Lokalmedium für Winterthur. Denn den Lokaljournalismus zu stärken, das ist auch unsere Mission bei CORRECTIV in der Schweiz, weswegen wir regelmässig mit unseren lokalen Partnermedien gemeinsam recherchieren. Es freut uns deshalb umso mehr, dass das Funding erfolgreich war – und Wnti.ch nun mit täglichen Briefings an den Start geht!
WNTI brieft los (wnti.ch)
Roger und Russland
War das Massaker von Butscha nur eine ukrainische Inszenierung? Das durfte ein Journalist des russischen Propagandamediums Russia Today in Roger Köppels Weltwoche behaupten. Auch wenn der Beitrag in der Zwischenzeit gelöscht wurde, zeigen Recherchen von Fairmedia: Bereits seit einem Jahr greift die Weltwoche regelmässig Inhalte von Russia Today auf.
Die „Weltwoche“ bedient sich seit einem Jahr bei russischer Propagandaplattform (Fairmedia)

Spot on

Wir haben die 26 Kantone gefragt, ob sie an Demonstrationen Kosten für die Polizeiarbeit erheben und diese den Organisatoren in Rechnung stellen. Das Ergebnis: 18 von ihnen können potenziell Kosten erheben, sieben sagen ausdrücklich, dass Veranstaltern an bewilligten Demos keine Rechnungen gestellt werden und allfällige Kosten vom Kanton oder der Gemeinde getragen werden. Von Genf fehlt jegliche Angabe. Ein Grossteil der Kantone, die mit Ja gekennzeichnet sind, gibt zwar an, grundsätzlich keine Kosten zu erheben, versieht Bewilligungen jedoch mit Auflagen. Sobald diese nicht eingehalten werden, können die Kosten den Veranstaltern verrechnet werden. Das kann z.B. das Aufkommen von Ausschreitungen sein, wie im Kanton Bern bei einer Demonstration gegen Coronamassnahmen.
CORRECTIV recherchiert in der Schweiz
Die Recherchen von CORRECTIV in der Schweiz fördern die Demokratie, indem Bürgerinnen und Bürger daran teilhaben. Die CORRECTIV CrowdNewsroom gemeinnützige GmbH mit Sitz in Bern ist deshalb gemeinnützig und steuerbefreit. Wir danken der Gebert Rüf Stiftung, der Stiftung Mercator Schweiz, der Toni Piëch Foundation und der Volkart Stiftung für ihre Unterstützung.