Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

es war eines der großen Vorhaben der alten Bundesregierung: Ein Teil unseres gesetzlichen Rentenvermögens sollte künftig am Kapitalmarkt angelegt werden. Nur so, hieß es, lasse sich künftig noch sicherstellen, dass die Rente sicher ist. 

Jetzt aber hat die neue Bundesregierung das Großprojekt einkassiert – das zeigt unser heute veröffentlichter Text von Reporterin Elena Kolb, die für uns das Thema verfolgt. Wie soll es jetzt weitergehen? Heute Thema des Tages.

Dazu haben wir heute auch eine Umfrage für Sie vorbereitet: Wie sorgen Sie fürs Alter vor? Machen Sie mit, per Klick hier oder aufs Bild:

Auch später in dieser Woche wird es bei uns schwerpunktmäßig um Altersvorsorge gehen – und darum, wie und ob sich Nachhaltigkeit und Geldanlage überhaupt vereinbaren lassen.

Außerdem im SPOTLIGHT: In der Rubrik „Gemeinsam aufgedeckt“ geben wir ein Update, was die großen Beratungsfirmen auf unsere Frage antworteten: Versuchen sie gerade schon hinter den Kulissen, sich Aufträge zu sichern?

Ich hoffe, Sie sind gut in die Woche gestartet. Schreiben Sie mir gern, was Sie sonst noch umtreibt: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Adios, Aktienrente!

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Blue Origin: Wie viel CO2 verursachte Katy Perrys Weltraumflug?

Gute Sache(n): Antrittsbesuch in Israel: Der Kurs des neuen Außenministers • Rekordumsatz für Fair Trade-Produkte • Unsere Jugendredaktion feiert Geburtstag

CORRECTIV-Werkbank: Betrügerische Anzeigen im Netz

Grafik des Tages: Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien

Gemeinsam aufgedeckt: Berater: Infrastruktur noch kein Thema

Lindner und Heil (hier bei einem Pressestatement zur Rente) im März 2024. picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Der Plan war, dieses Jahr die ersten zwölf Milliarden Euro aus der gesetzlichen Rente am Kapitalmarkt anzulegen, dies immer weiter auszubauen – und so die Lücke zu stopfen, die uns als Volkswirtschaft Sorge bereitet: dass immer weniger Junge, Erwerbstätige immer mehr Alte versorgen müssen. Andere Länder machen das längst.

Was unsere aktuelle Veröffentlichung zeigt:
Bei der neuen Bundesregierung aus Union und SPD ist keine Rede mehr von den Plänen. Im Koalitionsvertrag wird die Aktienrente mit keinem Wort erwähnt.

Wir haben beim federführenden Finanzministerium nachgefragt, was denn nun mit der Aktienrente ist. Die Antwort:

„Ein Vorhaben analog zum Generationenkapital ist unseres Erachtens nach nicht geplant.“
Pressestelle
Bundesfinanzministerium

Wenn man Behördendeutsch zwischen den Zeilen lesen kann, klingt das doch arg nach: Na dankeschön, all der Aufwand umsonst.

Was die Bundesregierung stattdessen plant:
Im Koalitionsvertrag steht als Plan die sogenannte Frühstart-Rente. Für Kinder ab sechs Jahren will die Regierung bis zu deren 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro anlegen.

Was Experten davon halten:
Wenig. Wir haben einen Rentenspezialisten beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung dazu befragt. Er sagt, das sei ein „Schaufenster-Projekt, das keine echten Probleme löst“. 

Selenskyj will Putin am Donnerstag in der Türkei treffen 
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bereit erklärt, den Kremlchef  Wladimir Putin in der Türkei persönlich zu treffen. Seine Bedingung ist eine Waffenruhe, „um die notwendige Grundlage für die Diplomatie zu schaffen“, so Selenskyj. 
fr.de

Göttingen: Hunderte demonstrieren gegen Rechtsextremismus und für ein AfD-Verbot
In Göttingen und vielen weiteren Städten in Deutschland demonstrieren Hunderte Menschen für ein AfD- Verbotsverfahren. Das Netzwerk „Zusammen gegen Rechts“ hat zu den Demonstrationen aufgerufen, nachdem der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft hatte. 
hessenschau.de /goettinger-tagesblatt.de

Recherche: Rechter Influencer hinter „Clownwelt“ enttarnt 
Unter dem Namen „Clownie“ hetzt der rechte Influencer gegen Politiker, queere Personen, Frauen oder den Öffentlich Rechtlichen Rundfunk. Seine wahre Identität offenbart nun Jan Böhmermann in seiner TV-Sendung „ZDF-Magazin Royale“, diese Enttarnung stößt vor allem auf Seiten der Rechten auf Kritik.  
ksta.de

(Quelle: Blue Origin)

So geht’s auch
13 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr: Kaffee, Bananen und andere Produkte mit Fair Trade-Siegel erzielten 2024 einen Rekordumsatz von 2,9 Milliarden Euro.   
fr.de

Fundstück
Unsere Jugendredaktion Salon5 feiert den fünften Geburtstag. Jugendreporterinnen Aylin und Romance sprechen zu diesem Anlass über ihre Lieblingsmomente bei der Salon5. Was die beiden außerhalb von journalistischen Techniken gelernt haben und warum die Redaktion ein ganz besonderer Ort für sie ist, hören Sie im Podcast.
Salon5 (Instagram)


Mein Anlass für eine Recherche: Ich gebe „Alice Weidel” in der Werbebibliothek von Instagram und Facebook ein und sehe gleich mehrere Anzeigen, die nach derselben Masche funktionieren. Sie locken Nutzer auf eine Fake-Seite mit dem Logo von Medien wie Bild oder der Tagesschau. Dort verrät angeblich eine Politikerin oder ein Promi wie Alice Weidel, Elon Musk oder Peter Maffay ein Geheimnis, mit dem man Geld verdienen könne. Doch wer investiert, verliert.

Immer wieder erreichen unsere Faktencheck-Redaktion Hinweise auf solche betrügerischen Anzeigen. Mal kursieren sie auf Facebook oder Instagram, mal auf X, Youtube oder gar auf Nachrichtenseiten. Mehrfach haben sich Betroffene bei uns gemeldet, die dadurch Geld verloren haben.

Autor Bild Anette Dowideit

Wir haben mittlerweile mit zwei großen Beratungsfirmen gesprochen. Also solchen, die nicht nur klassische Unternehmensberatung anbieten, sondern auch die Bundesregierung gegen Geld beraten. Das nämlich ist ein wachsender Geschäftszweig für diese Branche. 

Unserer neuen Bundesregierung ist allerdings aufgefallen, dass die Ausgaben für externe Berater in der Vergangenheit ziemlich aus dem Ruder gelaufen sind. Deshalb steht im Koalitionsvertrag unter dem Stichwort „Haushaltskonsolidierung“, dass diese Ausgaben reduziert werden sollen.

Und tatsächlich: Jene Berater, mit denen wir gesprochen haben, sagen: Sie rechnen sich hier erstmal keine großen Chancen auf Aufträge aus. Der Grund: Die Regierung müsse ja gar nicht dabei beraten werden, wohin sie das Geld stecken will, der Bedarf sei ja klar: Deutsche Bahn, Straßen und Brücken, Schulen etc. 

Und wie das Geld aufgeteilt werden sollte, das hätten schon genügend Wirtschaftsforscher ausgerechnet. Vor allem wird immer wieder auf diese aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln verwiesen. Darin stehen Empfehlungen, welcher Anteil des Geldes wohin fließen sollte. Schönheitsfehler: Darin steht, für die Sanierung des Landes würden 600 Milliarden Euro gebraucht – also 100 Milliarden mehr als derzeit veranschlagt.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.