Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

seit wir uns gestern Abend an dieser Stelle gelesen haben, sind furchtbare Dinge auf der Welt geschehen. Der Flugzeugabsturz in Indien, bei dem viele Menschen starben – und die neue Eskalation im Nahen Osten: Israel griff in der vergangenen Nacht den Iran mit massiven Luftschlägen an. Der Iran holte schon heute am frühen Morgen zu Vergeltungsschlägen aus und schickte nach Angaben Israels mehr als 100 Drohnen Richtung Israel.

Warum geschieht das alles und wie ernst ist die Eskalation diesmal? Darum geht es im Thema des Tages.

Thema des Tages: Israel vs. Iran: Wie ernst ist es?

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: Wieso können Eigentümer oder Vermieter die neue Grundsteuer an Mietende weitergeben?

CORRECTIV Events: Diskutieren Sie mit uns

Faktencheck: Covid-19: Nein, die EU hat den Astrazeneca-Impfstoff nicht verboten

Gute Sache(n): Studie klärt auf: SUVs gefährden vermehrt Kinder im Straßenverkehr • Handyspiel gegen invasive Arten • Online-Spiel zur Maskenaffäre

CORRECTIV-Werkbank: Das harte Los der Einwanderer in Alaska

Grafik des Tages: Viele Zugewanderte in Deutschland denken über Ausreise nach

Was ist seit gestern Abend passiert?
Israel hat in der Nacht mehr als 100 Ziele im Iran aus der Luft angegriffen. Dabei soll das Hauptquartier der Revolutionsgarde angegriffen und deren Chef getötet worden sein. Außerdem seien mehrere Nuklear-Forscher ums Leben gekommen.

Grafik-Karte Nr. 109112, Format 110 x 110 mm, „Angegriffene Ziele im Iran“, Grafik: A. Brühl, Redaktion: J. Schneider

Die USA, der engste politische Vertraute Israels, erklärten, sie seien nicht beteiligt gewesen – das lässt aufhorchen, denn für gewöhnlich spricht Israel seine militärischen Aktionen mit den USA ab. Die Führung des Iran glaubt allerdings nicht, dass die USA wirklich nichts damit zu tun hatten.

Was war der Auslöser?
Israel griff vor allem militärische und nukleare Ziele an. Der Grund war offenbar, dass Israels Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu sich vor dem Atomwaffenprogramm des Iran fürchtet: Es kursieren seit längerer Zeit Berichte, laut denen der Iran atomwaffenfähiges Uran herstelle und schon genug für 15 Atomwaffen beisammen habe.

Das Ziel war also offenbar, dieses Material und die Anlagen zu zerstören. Der Iran hat seinerseits stets bestritten, an Atomwaffen zu arbeiten.

Was ist der grundlegende Konflikt?
Vor einem guten Jahr hatten wir in einer Schwerpunktausgabe des SPOTLIGHT über die Frage berichtet: Woher kommt der Hass des Iran auf Israel?

Kurz zusammengefasst: Vor der Islamischen Revolution 1979 waren der Iran und Israel freundschaftlich miteinander verbunden. Doch dann, als mit der Revolution Ayatollah Chomeini an die Macht kam, erklärte das neue Regime Israel zum Erzfeind – und ebenso die USA: Die USA werden als „großer Satan“ bezeichnet, Israel als „kleiner Satan“. 

Letzteren will man auslöschen, und zwar erklärtermaßen bis zum Jahr 2040. Auf dem „Palästina-Platz“ im Stadtzentrum der iranischen Hauptstadt Teheran steht sogar eine Uhr, auf der die „Restzeit“ bis zu diesem Datum heruntergezählt wird. Mehr zu den Hintergründen steht bei der Berliner Morgenpost.

Wie ernst ist die Lage diesmal?
Schwer zu sagen, jedenfalls lassen zwei Dinge den Schluss zu, dass die neue Eskalation ernster sein könnte als die der vergangenen Monate:

Zum einen sagte Netanjahu:

„Es war ein sehr erfolgreicher Eröffnungsschlag, ein entscheidender Moment in der Geschichte Israels.“

Benjamin Netanjahu

Regierungschef Israel


Zum anderen drohte der religiöse Führer des Iran mit harter Vergeltung – die durch die Drohnenangriffe heute bereits sichtbar wurde:

„Israel muss mit einer harten Strafe rechnen.“

Ajatollah Ali Chamenei

Oberster Religionsführer des Iran

Wie reagiert Deutschland?
Diese Frage interessiert viele SPOTLIGHT-Leserinnen und -Leser. Zum Beispiel Stefanie E. aus Münster, die schreibt, Deutschland müsse jetzt „endlich mal klare Kante“ gegen die Politik Israels zeigen – allerdings nicht so sehr wegen der Auseinandersetzung mit dem Iran, sondern wegen des Umgangs mit den Menschen in Gaza.

Auch Deutschland ist ein enger Vertrauer Israels; wegen der deutschen Nazi-Vergangenheit ist quasi in unsere Staats-DNA eingraviert, Israel zur Seite zu stehen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte heute, er sei schon in der Nacht von Netanjahu über den Luftangriff informiert worden. Und Deutschland stehe weiter zu Israel:

„Wir bekräftigen, dass Israel das Recht hat, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen.“

Friedrich Merz

Bundeskanzler

Gleichzeitig rief er, erwartbar, beide Seiten dazu auf, den Konflikt nicht weiter zu eskalieren.

Wie denken die Menschen aus dem Iran?
Wir haben Kolleginnen mit iranischem Hintergrund nach ihren Einschätzungen gefragt. Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin, hat mit Menschen in Teheran und Abadan sprechen können. Sie schildert: „Die Stimmung ist vor allem von Angst geprägt, weil Netanjahu angekündigt hat, dass dies erst der Anfang sei. Viele machen sich Sorgen, dass die Situation eskalieren könnte.“ Doch es gebe auch „Stimmen, die sagen, dass es gut sei, dass insbesondere Hussein Salami und Mohammad Baredi getötet wurden – zwei äußerst grausame Militärführer, die unter anderem an der Niederschlagung der ‘Frau, Leben, Freiheit‘-Proteste beteiligt waren.“   

Insgesamt sähen einige den israelischen Angriff als Zeichen dafür, wie geschwächt das iranische Regime inzwischen sei. Dass es sich den angekündigten Gegenschlag wirklich leisten kann, daran zweifeln sie, denn: „Das Regime hat große Angst um sein Überleben.“

US-Senator wird bei einer Pressekonferenz gewaltsam abgeführt 
Auf einer Pressekonferenz in Los Angeles hielten Secret-Service-Beamte den demokratischen US-Senator Padilla gewaltsam zurück und schoben ihn aus dem Saal. Danach nahmen sie ihn in Gewahrsam. Zuvor hatte der Senator das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump in Los Angeles als Übergriff kritisiert. Laut eigenen Angaben wollte er der anwesenden Heimatschutzministerin eine Frage stellen. 
 tagesschau.de

Leipzig: Fund einer Phosphorbombe durch Magnetangler 
In Leipzig fischte ein Angler einen qualmenden Gegenstand aus der Elster. Nach der Begutachtung durch Spezialeinheiten konnte festgestellt werden, dass es sich um eine Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelt.  
lvz.de

CORRECTIV.Exile: Georgien – Wenn der Protest zum Alltag wird
Seit über sechs Monaten wird in Georgien gegen die Regierung protestiert. CORRECTIV.Exile erklärt die Hintergründe und wie ein Alltag im Protest gegen autoritäre Herrschaft aussieht. 
correctiv.org

Symbolbild Leserfrage der Woche

Wir haben beim Bayerischen Landesamt für Steuern nachgefragt: Es bestätigt, dass Vermietende die Kosten an die Mieterinnen und Mieter weitergeben dürfen. Denn die Grundsteuer gehört zu den Betriebskosten, die anteilig von den Mietparteien mitgetragen werden. Voraussetzung ist, dass die Umlage der Grundsteuer im Mietvertrag festgehalten ist.  

Geregelt ist das in der Betriebskostenverordnung des Bundes: „Betriebskosten im Sinne von § 1 sind die laufenden öffentlichen Lasten des Grundstücks, hierzu gehört namentlich die Grundsteuer.”

CORRECTIV auf Tour: Wer verhindert Klimaschutz?, Dresden
Seit Jahren berichtet unsere Klimaredaktion über klimapolitische Entwicklungen und die Einflussnahme durch Lobbyisten, aber immer auch über Ideen für wirksamen Klimaschutz. Am 19. Juni spricht unsere CORRECTIV-Reporterin Elena Kolb in Dresden über diese Recherchen und möchte dazu mit den Menschen vor Ort in den Dialog gehen.
Zu den Tickets

Bild einer Impfstoffdosis und einer Spritze.
Online werden irreführende Behauptungen über den Impfstoff-Hersteller Astrazeneca verbreitet (Quelle: Markus Mainka / Zoonar / Picture Alliance)

So geht’s auch
Wie kann eine Stadt gegen invasive Arten vorgehen, die heimische Pflanzen verdrängt? Die schwedische Gemeinde Falun versucht es mit einem Handyspiel – und einer Belohnung von drei Kronen pro Quadratmeter gerupfte Lupinen.
deutschlandfunkkultur.de 

Fundstück
Die Maskenaffäre aus seiner Ministerzeit lässt CDU-Fraktionschef Jens Spahn nicht los. Das Portal FragDenStaat hat daraus nun ein Online-Spiel gemacht. 
fragdenstaat.de


In letzter Zeit drehten sich viele dieser Geschichten um Einwanderer: In Alaska leben viele von ihnen, darunter auch Flüchtlinge, die vor Krieg oder anderen Konflikten geflohen sind. Die meisten von ihnen haben eine Arbeit, sie zahlen Steuern, schicken ihre Kinder zur Schule und hoffen, dass sie sich hier ein neues Leben aufbauen können. Doch durch das harte Durchgreifen der Trump-Regierung stehen viele Einwanderer mit unsicherem Aufenthaltsstatus vor einer unmöglichen Entscheidung: entweder das Aufenthaltsrecht zu überschreiten oder gehen, bevor sie abgeschoben werden.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben sich mehr als 1.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Alaska niedergelassen. Doch jetzt droht ihr vorübergehender legaler Status auszulaufen. Wenn die Bundespolitik nicht geändert wird, werden ukrainische Flüchtlinge in Alaska ihren Status verlieren und können nicht mehr legal in Amerika leben. „Wenn wir gehen müssten, wäre das unvorstellbar“, sagte mir eine ukrainische Frau, die jetzt in Delta Junction, Alaska, lebt.

In den letzten Wochen hat die Zahl der Verhaftungen durch die US-Einwanderungsbehörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) im Bundesstaat in einer Weise zugenommen, die Anwälte für Einwanderungsfragen vor Ort als „schockierend“ bezeichnen. Letzte Woche habe ich über eine Frau – eine US-Bürgerin – berichtet, deren Ehemann ohne Papiere von der Einwanderungspolizei in ihrer Hauseinfahrt verhaftet wurde. Er wird derzeit in sein Heimatland Peru abgeschoben. Seine Frau will ihm dorthin folgen, sagt sie.

Andere, wie eine südsudanesische Familie, die 2008 nach Anchorage umgesiedelt wurde, warten seit Jahren darauf, dass ihre Familienmitglieder nachkommen können. Dieser Traum platzte im Januar vorerst, als die Trump-Regierung das „U.S. Refugee Admissions Program“ abrupt aussetzte.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.