Proteste in Los Angeles: Video von brennenden Polizeiwagen ist fünf Jahre alt
In Los Angeles protestieren tausende Menschen gegen Donald Trumps Migrationspolitik. Online kursieren Videos und Fotos der Proteste, doch nicht alle Aufnahmen sind authentisch. So etwa ein Video von brennenden Polizeiwagen, das ein Berliner AfD-Abgeordneter und der Verschwörungssender Auf1 verbreiteten.
Seit Anfang Juni gehen in Los Angeles (LA) und weiteren US-Großstädten Menschen gegen Donald Trumps Migrations- und Abschiebepolitik auf die Straße. Es kam zu Ausschreitungen, hunderte Menschen wurden festgenommen. Auslöser der Proteste waren Razzien der US-Zoll- und Einwanderungsbehörde (ICE) in Stadtvierteln mit hohem Latino-Bevölkerungsanteil.
Über das Ausmaß der Proteste stritten US-Präsident Donald Trump und der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom. Aus dem Weißen Haus hieß es, LA würde „brennen“ und im Chaos versinken, Trump entsandte Soldaten der Nationalgarde und Marines nach LA. Gavin Newsom sowie weiteren kalifornischen Offizielle sagten hingegen, die Proteste seien größtenteils friedlich und die Lage unter Kontrolle.
In Medien und online kursieren Aufnahmen, die sowohl friedliche Proteste als auch Ausschreitungen zwischen Demonstrierenden und Polizeikräften zeigen. Nicht alle Aufnahmen sind jedoch aktuell. Der rechtsextreme Berliner AfD-Abgeordnete Thorsten Weiß und der österreichische Verschwörungssender Auf1 verbreiteten auf X und Telegram ein Video von brennenden Polizeiwagen. „LA-Chaos: Trump schickt 700 US-Marines gegen Krawall-Mob“ bewirbt Auf1 das Video. Weiß hetzt gegen Migranten und spricht von einer „Machtprobe der illegalen mexikanischen Einwanderer“. Die Beiträge erreichten mehr als 150.000 Aufrufe.
Doch das Video steht in keinem Zusammenhang mit den aktuellen Protesten. Auf1 schreibt uns auf Nachfrage, dass ihnen ein Fehler unterlaufen sei. Der Beitrag enthält mittlerweile eine Richtigstellung. Weiß reagierte bis zur Veröffentlichung nicht, löschte den Beitrag aber.
Video entstand 2020 bei Protesten nach der Ermordung George Floyds
Eine Bilder-Rückwärtssuche zeigt: Das Video ist zwar in LA entstanden, aber es ist mehr als fünf Jahre alt. Das Video entstand laut Medienberichten bei Black Lives Matter Protesten Ende Mai 2020 nach der Ermordung George Floyds durch einen weißen Polizisten. Neben friedlichen Protesten kam es damals zu Vandalismus, wie die LA Times berichtete. Laut dem Sender NBC LA zeigte das Video brennende Polizeiwagen im Bezirk Fairfax im Zentrum der Stadt.
Dass die Videos identisch sind, ist unter anderem an den Nummern der Polizeiwagen, aber auch an den Menschengruppen und an den bunten Papieren auf dem Boden zu erkennen. Auch die Tonspur ist dieselbe.
Auch bei den aktuellen Protesten in LA brannten Autos. Ein Video davon ist beispielsweise bei Auf1 zu sehen. Dabei handelte es sich nicht um Polizeiwagen, sondern selbstfahrende Taxis des Anbieters Waymo, wie unter anderem die LA Times berichtete. Die Waymo-Taxis haben einen blauen Sensor auf dem Dach der leicht mit einer Polizeileuchte zu verwechseln ist, die Wagen des Los Angeles Police Department (LAPD) sind schwarz-weiß und sehen anders aus.
In einem anderen Video, das ebenfalls in Sozialen Netzwerken kursiert, ist zu sehen, wie Demonstrierende von einer Brücke aus Steine und E-Roller auf teils fahrende LAPD-Fahrzeuge werfen. Eines der Fahrzeuge steckten sie in Brand, wie in mehreren Videos der britischen Boulevardzeitung The Sun zu sehen ist. Andere Aufnahmen von brennenden Polizeiwagen im Zuge der aktuellen Proteste konnten wir nicht finden.
Redigatur: Max Bernhard, Matthias Bau
