
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
seit März berichten wir über Gewalt und sexuelle Übergriffe vor allem im Jugendfußball. Gemeinsam mit dem Fußballmagazin 11FREUNDE hatten wir dazu aufgerufen, von solchen Erfahrungen zu berichten. Heute haben wir dazu einen neuen Bericht veröffentlicht. Er zeigt, wie Duschen und Umkleidekabinen zur Gefahr werden können. Mehr im Thema des Tages.
Wahrscheinlich haben Sie mitbekommen, dass am vergangenen Wochenende in vielen Städten CSD-Paraden stattfanden. Dort feiern queere Menschen und viele aus dem LGBTQIA+-Spektrum (eine Definition finden Sie hier) die Freiheit, die sie durch jahrzehntelange politische Kämpfe errungen haben.
Doch der Wind scheint sich zu drehen. In Köln etwa hat einer der wichtigsten Unterstützer seine Förderung drastisch gekürzt: der US-Autobauer Ford. Offenbar eine Folge der Anti-Diversitäts-Gesetze unter Trump. Unser Team versucht nun, die genauen Gründe für diese Entscheidung zu erfahren. Die kürzlich getroffene Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz hilft dabei nicht unbedingt, den Betroffenen den Rücken zu stärken. Er sagte, die Regenbogenfahne werde nicht zum Christopher Street Day gehisst – weil der Bundestag schließlich „kein Zirkuszelt“ sei.
Heute lesen Sie im SPOTLIGHT außerdem: Die AfD hat am Wochenende den Begriff „Remigration“ an entscheidender Stelle aus ihrem Grundsatzprogramm gestrichen. In der „Werkbank“ erklären wir, weshalb das so wichtig ist.
Und dann noch eine wichtige Info zu unserem neuen Nachrichten-Podcast: Viele von Ihnen schreiben uns zurzeit mit der bangen Frage, ob der Podcast den geschriebenen SPOTLIGHT künftig ersetzen solle? Dazu ganz klar: Nein, der SPOTLIGHT bleibt wie gewohnt erhalten. Wenn Sie Ideen haben, wie unser neuer Podcast noch besser werden kann, schreiben Sie unserer Redakteurin: samira.joy.frauwallner@correctiv.org.
Thema des Tages: Wenn die Dusche zur Gefahr wird
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: „Importierter Antisemitismus“? Warum Fachleute Merz widersprechen
CORRECTIV-Werkbank: AfD verbannt Remigrations-Begriff
Grafik des Tages: Todesopfer rechter Gewalt: Offizielle Statistiken unterschätzen die Zahl deutlich
Es ist eine Sorge, die viele Eltern umtreibt: Woher weiß ich, dass mein Kind im Sportverein sicher ist? Wir von CORRECTIV wollten genauer wissen, wie verbreitet Übergriffe durch Trainer sind. Und zwar vor allem im Jugendfußball.
Dazu haben wir gemeinsam mit dem Fußballmagazin 11FREUNDE Ende März eine Umfrage gestartet. Heute haben wir einen Bericht dazu veröffentlicht.

Was unsere Umfrage ergeben hat:
Rund 490 Menschen nahmen bislang an der Umfrage teil. 40 von ihnen berichteten von Grenzverletzungen und Gewalterfahrungen in Duschen und in den Umkleiden von Fußballvereinen. Es geht um Bodyshaming. Es geht um den Zwang, mit dem Trainer duschen zu müssen – und zwar teilweise nackt. Und es geht auch um sexualisierte Übergriffe.
Mit zehn aktiven und ehemaligen Jugendspielerinnen und -spielern haben wir vertiefende Interviews geführt. Zudem haben wir Chatnachrichten ausgewertet, ebenso wie Gerichtsurteile und Jugendschutzkonzepte von Vereinen. In vielen Fällen zeigte sich: Es müssen nicht immer eindeutige Übergriffe sein, die ein klares Gefühl des Unwohlseins erzeugen. Das zeigen zum Beispiel diese Zitate:
„Unser Trainer hat uns gezwungen, immer nach dem Training vor Ort nackt zu duschen. Ich habe mich unwohl gefühlt. Manchmal hätte ich lieber zu Hause geduscht, oder nicht nackt.“
Ehemaliger Jugendspieler
Schleswig-Holstein
„Beim Wechsel in eine neue Mannschaft mit ca. zwölf bis 13 Jahren wurde uns vom Trainer vorgegeben, dass alle nach dem Training und nach Spielen gemeinsam duschen müssen, sonst dürfte man kein Teil der Mannschaft sein.“
Ehemaliger Jugendspieler
Nordrhein-Westfalen
Dabei ist laut Deutschem Fußball-Bund (DFB) ganz klar geregelt: „Das Duschen nach dem Training oder Spiel ist eine persönliche Entscheidung und darf nicht verpflichtend von Trainern eingefordert oder bei Nichtbefolgung sanktioniert werden.“
Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?
Zunächst mal: Danach fragen, ob es ein Kinder- und Jugendschutzkonzept im Verein gibt. Und wenn dies nicht der Fall sein sollte, sollten Eltern einfordern, dass ein solches Konzept erstellt wird. Das empfiehlt ein Experte für Kinderschutz.
Solche Wachsamkeit heißt übrigens nicht, dass die vielen Ehrenamtlichen, die sich für Jugendfußball engagieren und diesen damit überhaupt erst ermöglichen, unter einen Generalverdacht gestellt werden sollen. Vielmehr soll sie dazu beitragen, dass jungen Menschen der Spaß am Sport erhalten bleibt.
Sie haben weitere Hinweise?
Dann nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Sie erreichen sie per Klick hier oder aufs Bild:

Polen startet Kontrollen an Grenze zu Deutschland
Seit zwei Jahren lässt die Bundesregierung an der Grenze zu Polen Kontrollen durchführen. Der neue Innenminister Alexander Dobrindt hat diese noch einmal verschärft. Nun antwortet Polen mit stichprobenartigen Grenzkontrollen – nach eigener Angabe, um die Migration einzudämmen. Die Maßnahme ist zunächst bis Anfang August befristet. Einige Kommentierende hierzulande bewerten das als Retourkutsche für die deutsche Politik. Andere sehen darin ein innenpolitisches Manöver des polnischen Präsidenten Donald Tusk, um die rechtskonservativen Stimmen in Polen zu schwächen.
spiegel.de (€)/ faz.net
Überschwemmungskatastrophe in Texas: Suche nach Vermissten – und Schuldigen
In Texas sind bei Sturzfluten am Guadalupe River mindestens 81 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch viele Kinder. Inzwischen hat die Suche nach Verantwortlichen begonnen. Weil die Menschen vor den Fluten nicht ausreichend gewarnt worden waren, geraten Trumps Entlassungen beim Wetterdienst in den Fokus.
zeit.de
Lokal: Muss die Berliner Polizei Razzien wegen Platzmangel verschieben?
Die Berliner Polizei diskutiert darüber, geplante Razzien verschieben zu müssen. Hintergrund ist offenbar, dass die Asservatenkammer der Berliner Justiz überfüllt ist. Ermittler finden das „beunruhigend“.
tagesspiegel.de
Recherche: Wiederholter Beschuss bei Essensverteilung im Gaza – Organisation der Hilfszentren in der Kritik
Wiederholt wurde in den vergangenen Wochen auf wartende Palästinenserinnen und Palästinenser bei den Essensausgaben im Gazastreifen geschossen. Ursächlich dafür ist wohl auch das fragwürdige Design der Hilfszentren, die von einer US-Stiftung organisiert werden. Das berichten die Washington Post und Der Standard.
washingtonpost.com / derstandard.de

Faktencheck

Bei seiner USA-Reise wurde Bundeskanzler Friedrich Merz vom TV-Sender Fox News auf vermehrte Straftaten gegen jüdische Menschen angesprochen. Merz erklärte, in Deutschland gebe es eine „Art importierten Antisemitismus mit der großen Zahl an Migranten“ seit 2015. Was sagen Statistiken und Fachleute dazu?
correctiv.org
Endlich verständlich
Nach Schlammschlacht kommt Parteigründung: Elon Musk will eine neue Partei gründen, mit der er der Politik des US-Präsidenten Donald Trump Konkurrenz machen möchte. Einen Namen gibt es offenbar schon: „America Party“. Doch hat er eine realistische Chance, das Zweiparteiensystem der USA aufzubrechen? Fachleuchte sind skeptisch, wie t-online zusammenfasst.
t-online.de
So geht’s auch
Der „Stolzmonat“ ist eine rechte Bewegung, die sich gegen die Werte und Ziele des Pride Month stellt. Im Netz tummeln sich unter diesem Begriff Hass und Hetze. Zumindest war das so, bis der queere „Newsfluencer“ Fabian Grischkat selbst ein Patent auf die Marke angemeldet hat. Was er damit bezweckt und was aus der Marke „Stolzmonat“ geworden ist, erfahren Sie im Podcast unserer Jugendredaktion Salon5.
spotify.com
Fundstück
Seit einigen Wochen diskutiert die Öffentlichkeit über den Masken-Bericht und dessen Protagonisten: Jens Spahn. Zuerst zurückgehalten, dann mit vielen Schwärzungen veröffentlicht und nun in Gänze einsehbar. Die Süddeutsche Zeitung bespricht hier, warum gerade die vorher geschwärzten Passagen Jens Spahn vielleicht doch in die Bredouille bringen könnten. Und hier können auch Sie den Bericht vollständig lesen:
fragdenstaat.de.
Am Wochenende ist viel passiert: Die AfD-Bundestagsfraktion hat den Begriff „Remigration“ aus ihrem Positionspapier gestrichen und Matthias Helferich, einer der Wortführer des Konzepts, wurde aus der Partei ausgeschlossen. In einem Interview im DLF versucht Fraktionsvize Stefan Keuter, „Remigration“ als ein Synonym für eine bloße Abschiebung zu verharmlosen. Doch um das Wort tobt im völkischen Lager ein Streit.
Laut dem rechten Publizisten Philip Harms lief die Streichung des „Remigrations“-Begriffs so: Alle Arbeitskreise der Fraktion sollten Vorschläge einreichen, ein Referent von Götz Frömming koordinierte – „Remigration“ landete im Entwurf, allerdings nicht beim Punkt „Abschiebung“, sondern bei Wohnpolitik. Die Fraktionsbüros von Weidel und Chrupalla ließen den Begriff gezielt tilgen. Das Manöver wurde an die Medien durchgestochen.
Anfänglich prägten den Begriff Björn Höcke in der AfD und Sellner im rechten Vorfeld als völkischen Tarnbegriff. Über ihn sollte das Trugbild der Homogenität des Staatsvolkes wiederhergestellt werden. Während Höcke es nur andeutet, wendet Sellner das Konzept der „Remigration“ ausdrücklich auch auf „Staatsbürger“ an, die er als „nicht-assimiliert“ einordnet. Und genau das ist verfassungswidrig.
Wie das OVG Münster festgestellt hat, ist eine politische Zielsetzung verfassungswidrig, wenn sie aus einem ethnokulturellen Volksverständnis heraus die rechtliche Gleichheit aller Staatsbürger infrage stellt. Unter diese Definition fällt das, was Sellner Ende November 2023 in Potsdam vorschlug: „Remigration“ auch für „nicht-assimilierte Staatsbürger“, durch „Anpassungsdruck“ und „maßgeschneiderte Gesetze“ als „Jahrzehnteprojekt“.
Die AfD versuchte zwar, den Begriff im Wahlprogramm umzudeuten und lediglich als ein Synonym für Abschiebung für Menschen ohne Aufenthalt zu nutzen. Aber das Wort ist so von Höcke und Sellner ideologisch aufgeladen, dass es sich kaum davon trennen lässt. Diese Sorge ist offenbar nun auch in der AfD-Bundestagsfraktion angekommen – und hat dazu geführt, dass das Wort gestrichen wurde.

Das Problem rechter Gewalt nimmt zu. Das zeigen die jüngsten Kriminalstatistiken. Doch es gibt immer wieder Hinweise, dass Behörden und Politik das Problem weiterhin unterschätzen. Ein Beispiel: die Statistik der Todesopfer rechter Gewalt. Die offiziellen Angaben liegen weit unter den Zahlen, die unter Medien und Verbänden als gesichert gelten. In einer Langzeitrecherche ist die ZEIT den Fällen auf der Spur und hat das Problem hier lesenswert aufgeschlüsselt.
zeit.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Sebastian Haupt.
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