
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema, das wir gestern im SPOTLIGHT aufgemacht haben, bewegt viele von Ihnen: Würden Sie – sofern Sie im wehrfähigen Alter sind – unser Land im Ernstfall an der Waffe verteidigen? Sind Sie davon überzeugt, dass Ihre Kinder oder Enkel das tun sollten?
Heute lesen Sie im Thema des Tages die Auflösung unserer Umfrage, plus eine weitere Umfrage, die unsere Jugendredaktion Salon5 unter ihren jugendlichen Followern gemacht hat.
Außerdem im SPOTLIGHT: In der „Werkbank“ beschreibt Faktencheck-Chefin Sophie Timmermann eine aus journalistischer Sicht sehr beunruhigende Entwicklung bei Google – die dazu führen könnte, dass Suchanfragen weniger verlässlich beantwortet werden.
Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag. Schreiben Sie mir gern auch heute noch, was Sie über die Wehrpflicht denken: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Deutschland verteidigen?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
CORRECTIV.Faktenforum: Gefälschter Tweet – weite Badeshorts sind im Schwimmbad erlaubt
CORRECTIV-Werkbank: Alles auf Anfang: Google stellt die Faktencheck-Vorschau ein
Grafik des Tages: Etwa zwei Drittel der Hitzetoten durch den Klimawandel bedingt
Seit gestern Abend haben rund 670 Menschen an unserer Umfrage teilgenommen. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, gibt aber dennoch einen spannenden Eindruck, wie kontrovers das Thema ist.
Fast drei Viertel der Teilnehmenden gaben an, selbst Eltern oder Großeltern von jungen Leuten im wehrpflichtigen Alter zu sein. Und fast ebenso viele, etwa 73 Prozent, diskutieren die Frage nach der verpflichtenden Wehrpflicht derzeit in ihren Familien.
Wir hatten Sie gefragt:
Finden Sie es richtig, dass wieder mehr junge Leute an der Waffe ausgebildet werden?
Ihre Antworten darauf sind spannend, denn es gibt hier keine eindeutige Tendenz: 49 Prozent sagten „ja“ oder „eher ja“, sechs Prozent sind zu dieser Frage neutral eingestellt und 43 Prozent sagten „nein“ oder „eher nein“.
Würden Sie Ihr Kind im Verteidigungsfall das Land verteidigen lassen?
Hierzu sagten 40 Prozent „ja“ oder „eher ja“. Sieben Prozent sind unentschlossen. Mit „nein“ oder „eher nein“ antworteten 51 Prozent.

Wären Sie selbst im Verteidigungsfall zum Dienst an der Waffe bereit?
Auf diese Frage antworteten lediglich 23 Prozent mit einem uneingeschränkten „Ja“, neun Prozent mit „eher ja“ und zehn Prozent sind neutral eingestellt. 45 Prozent antworteten mit einem klaren „Nein“.
Was die Jugendlichen sagen:
Die Salon5-Umfrage in einem (allerdings sehr kleinen) Kreis, knapp 50 Jugendlichen, hat ergeben: Einen verpflichtenden Wehrdienst halten drei Viertel der Befragten für eine schlechte Idee. Fast ebenso viele sind dafür, dass es stattdessen künftig einen freiwilligen Wehrdienst geben sollte.
Was unsere Leserinnen und Leser sonst noch zum Thema denken:
Einige von Ihnen haben uns geschrieben, dass sie weitere Gedanken anführen wollen. Zum Beispiel diesen:
„Ich habe kürzlich (erneut) vom Konzept der Sozialen Verteidigung gehört. Und ich würde als Mutter von einer Tochter (12) und einem Sohn (5) einer allgemeinen Wehrpflicht zustimmen, wenn sich jede und jeder zwischen einer Ausbildung an der Waffe und einer Ausbildung in sozialer Verteidigung entscheiden könnte.“
Kathrin W.
SPOTLIGHT-Leserin
Falls Sie den Begriff nicht kennen: Soziale Verteidigung bedeutet, dass man sich mit friedlichen Mitteln wie Protestaktionen und Streiks gegen Aggressoren aus dem Ausland verteidigt.
Ganz anders sieht es diese Leserin:
„Es ist keine Grundsatzfrage, ob wir unsere Heimat verteidigen wollen. Denn was wäre die Alternative? Vielmehr ist doch die Grundsatzfrage, ob wir wehrlos oder nicht doch viel lieber wehrhaft sein wollen. Genau diese Frage sollten Sie stellen: Wollen wir so wehrlos sein, dass andere uns angreifen können?“
Perica S.
SPOTLIGHT-Leserin
Und diese Leserin führt den Gedanken weiter:
„Ich bin 60 Jahre alt, weiblich und versuche schon seit etlichen Monaten, mich als sogenannte ‘Ungediente in der Reserve’ einzubringen. (…) Omas von heute (und auch Opas) sind fitter denn je, also sollte diese Generation bei solcherlei Überlegungen nicht außer Acht gelassen werden.“
Claudia W.
SPOTLIGHT-Leserin
Und zum Abschluss noch dieser Hinweis:
„Wenn es dazu kommt, handelt es sich bei den Soldaten um Volljährige. Denen habe ich nichts zu verbieten oder vorzuschreiben.“
Udo R.
SPOTLIGHT-Leser
Was es heute Neues zur deutschen Wiederaufrüstung gab:
In der sogenannten Generaldebatte im Bundestag hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) heute die massive Aufnahme von Schulden für die Wiederaufrüstung verteidigt. Er sagte: Europa erwarte, dass Deutschland Führungsverantwortung übernehme.
Und in Kiel plant die Bundeswehr offenbar, den deutschen Marine-Stützpunkt auszubauen. Kiel ist ein strategisch wichtiger Standort für die gesamte EU. Denn in den vergangenen Monaten gab es in der Ostsee immer wieder Vorfälle, bei denen Pipelines oder wichtige Kabel beschädigt wurden. Und zwar jeweils mutmaßlich durch russische Akteure.
Deutsche Bundeswehr immer wieder im Visier von Cyber-Angriffen
Zwei Zulieferer der Bundeswehr fielen offenbar einer Cyberattacke zum Opfer. Nach Angaben der Bundeswehr ist der Schaden jedoch begrenzt. Erste Informationen deuten darauf hin, dass die Angreifer eine Schadsoftware nutzten, die einer russischen Hackergruppe zuzuordnen ist.
tagesschau.de
Angriff aus Russland mit 728 Drohnen gegen die Ukraine
Kurz nach dem Ende der US-Hilfslieferungen an die Ukraine greift das russische Militär erneut mit Hunderten von Drohnen an. Die ukrainische Luftabwehr wehrt die meisten Geschosse ab. Parallel dazu änderte US-Präsident Donald Trump seinen Kurs und will Waffenlieferungen an die Ukraine doch fortsetzen.
reuters.com / tagesschau.de
Lokal: SEK-Einsätze und Durchsuchungen wegen Terrorverdacht in NRW
Einsatzkräfte durchsuchten heute in Essen, Düsseldorf, Dortmund und Soest sechs Objekte. Im Fokus steht der Verdacht auf gewerbsmäßigen Betrug und Terrorfinanzierung Die Ermittler haben den Tatverdächtigen bereits festgenommen. Er soll einen terroristischen Anschlag geplant haben.
ruhrnachrichten.de / sueddeutsche.de
Viele Klienten von Schuldenberatungen sind noch minderjährig
Digitale Zahlungsanbieter wie Klarna und Paypal bieten die Option an „jetzt kaufen, später bezahlen“. Dadurch geraten vor allem junge Menschen immer wieder in eine Schuldenfalle. Um dem entgegenzuwirken, besuchen Schuldenberater in Schleswig-Holstein nun auch Schulen. Dort wollen sie Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren.
ndr.de

CORRECTIV.Faktenforum

Angeblich habe die Berliner Polizei auf X geschrieben, dass ab dem 1. Juli 2025 nur noch enge Badehosen in Berliner Bädern erlaubt seien. Ab dem 1. August solle die Regelung bundesweit gelten. Doch der in einem Video gezeigte X-Beitrag der Berliner Polizei ist eine Fälschung. Berliner Bäder regeln nicht, wie eng oder weit Badehosen sein müssen. Auch bundesweit gibt es keine Regelungen zur Badebekleidung, darüber entscheiden die Bäder selbst.
faktenforum.org
Endlich verständlich
Jens Spahn und die Maskendeals – seit Wochen beschäftigt das Medien und Politik. Gestern war die Sonderbeauftragte Margaretha Sudhof (verantwortlich für den inzwischen geleakten Bericht) zu einer Befragung im Haushaltsausschuss des Bundestages. Für die Öffentlichkeit bleiben viele Fragen offen. So auch die nach der Bewertung: Skandal oder nicht? Die Einschätzungen fallen je nach Parteilinie sehr unterschiedlich aus. Wir haben ein paar lesenswerte Beiträge zusammengestellt. FragDenStaat listet die wichtigsten Kritikpunkte an Spahn auf. T-online versucht zu differenzieren, wo wirklich Fehlverhalten vorliegt – und welche Vorwürfe politische Schaumschlägerei sind. N-tv fasst indes die wichtigsten Fragen und Antworten noch einmal übersichtlich zusammen.
fragdenstaat.de / t-online.de / n-tv.de
So geht’s auch
Lissabon führt als erste europäische Hauptstadt ein offizielles Pfand- und Rückgabesystem für Mehrwegbecher ein. Ähnlich wie beim Flaschenpfand geben Kunden ihre Becher bei Annahmeautomaten ab und bekommen das Pfandgeld zurück.
goodnews.eu / theportugalnews.com
Fundstück
Kann man sich in Künstliche Intelligenz verlieben? Offenbar ja. Diesem Phänomen spürt ein Podcast des Business Insider nach. Er spricht mit Menschen, deren emotionale Beziehung zu einem KI-Avatar ungewöhnlich eng geworden ist. Und er wirft den Blick auf die App „Replika“ selbst, die laut ihrer Gründerin emotionale Einsamkeit lindern soll – aber für ihr Geschäftsmodell und mangelnden Datenschutz in der Kritik steht.
businessinsider.de
Ende Juni erschien ein Blog-Post auf der Webseite von Google. Still und heimlich – die Faktencheck-Community wusste davon nichts – verkündete der Tech-Konzern einige Änderungen in seinen Suchergebnissen. Darunter auch, „Claim-Review“ abzuschaffen.
Das ist ein Datenformat, welches es erlaubt, eine Faktencheck-Vorschau bei Google-Suchen anzuzeigen. Wir bei CORRECTIV.Faktencheck sowie Kolleginnen und Kollegen weltweit tragen dort Informationen zu unseren Faktenchecks ein. Darüber zieht Google Informationen und zeigt Nutzerinnen und Nutzer in den Suchergebnissen Faktencheck-Vorschauen an, wenn diese nach bestimmten Begriffen suchen. Wenn ich nach Wahlbetrug zur Bundestagswahl suche – ein in bestimmten Kreisen stark verbreitetes Narrativ –, wird zum Beispiel unser Faktencheck zu einem Video angezeigt, samt Einordnung, dass das keinen Wahlbetrug belegt.
Mehr als 120 Millionen Mal wurden solche Faktencheck-Vorschauen allein in Europa in der ersten Jahreshälfte 2024 angezeigt, schrieb die EU-Kommission zuletzt in einem Bericht. Auch Google fand das Ganze lange gut. Die Funktion mache es für Nutzer leicht, „auf einen Blick zu erkennen, welche Behauptungen geprüft wurden und wie Faktenchecker diese bewertet haben“.
Jetzt also die Kehrtwende. Die Funktion sei bei der Suche „nicht häufig verwendet worden“ und biete „keinen nennenswerten zusätzlichen Nutzen mehr“, schreibt Google. Daten oder Analysen für diese Begründung? Die lieferte der Tech-Konzern nicht.
Das Ganze erinnert an Metas Ankündigung Anfang des Jahres, seine Kooperation mit Faktencheck-Organisationen in den USA einzustellen. Auch hier zog der Konzern den Stecker, obwohl die Zusammenarbeit nachweislich gut funktionierte und sich positiv auf die Bekämpfung von Desinformation auswirkte.
Wie ein Kollege der britischen Faktencheck-Organisation Full Fact passend zu dem Schritt von Google urteilte: „Als Ersthelfer im Internet sind wir wieder auf uns allein gestellt.“ Dem stimme ich zu. Schön, dass wir eine immer größer werdende Community von ehrenamtlichen Faktencheckern werden.

Ja, heiße Tage hat es auch früher gegeben. Doch sie werden durch den Klimawandel häufiger. Vor allem für Menschen mit medizinischen Vorerkrankungen kann das zum Problem werden. Im Klartext: Hitzewellen fordern Todesopfer. Wie groß aber ist der Beitrag der Klimaerwärmung daran? Das haben Forschende des Imperial College in London näher erforscht. Mit etablierten Modellen haben sie für mehrere Großstädte errechnet, dass die vergangene Hitzewelle im Schnitt zwei bis vier Grad wärmer ausfiel, als dies ohne Erderhitzung der Fall wäre. (Ausnahme Lissabon: Hier war es nur ein Grad Celsius.) Und: Die Zahl der Todesfälle habe sich durch den Klimawandel etwa verdreifacht. Die Ergebnisse zeigt unsere Grafik des Tages.
spiegel.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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