
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, falls Sie dies hier schon mitbekommen haben. Mein erster Gedanke war: Das muss Satire sein. Das Bundesverkehrsministerium, geführt von CDU-Mann Patrick Schnieder, will Flugreisen wieder billiger machen. Das verkündete das Ministerium auf diversen Sozialen Netzwerken.
Seit gestern sorgt diese Ankündigung für viel Aufregung. Schließlich jagt zurzeit eine Klimawandel-Katastrophen-Nachricht die nächste: Flutkatastrophe in Texas, heißester Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Erderwärmung schreitet deutlich schneller voran als erhofft. „Kerosin gesoffen?“, fragte ein Nutzer unter einem Bluesky-Post. Und ich fühlte mich an den Film „Don’t look up“ erinnert – in dem die Menschheit den Klimawandel einfach ignoriert.
Wir haben das Bundesverkehrsministerium gefragt, was es sich dabei genau gedacht hat. Mehr im Thema des Tages. Schreiben Sie mir gern, wie es Ihnen damit geht: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Hurra, wir fliegen wieder!
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
CORRECTIV Events: Salon5 Sommerferienprogramm: DJ Workshop, Bottrop
Faktencheck: Sonnenbrillen führen zu mehr Sonnenbrand?
CORRECTIV-Werkbank: Faktencheck-Kompetenz: Wir haben ein Quiz für Sie gebaut
Grafik des Tages: Durchschnittliche Schäden an Gebäuden durch Extremwetter
Bei Instagram kann man sich einen kurzen Redebeitrag von Bundesverkehrsminister Schnieder ansehen. Darin sagt er:
„Die Zahlen im Flugverkehr gehen überall deutlich nach oben – wir haben noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. Das heißt, das Wachstum wird anderswo generiert. Es werden keine Flüge weniger, sie starten und landen nur nicht mehr von Deutschland aus. Das darf nicht sein. Wir müssen den Luftverkehrstandort Deutschland attraktiver machen.“
Patrick Schnieder
Bundesverkehrsminister
Wir sollen also wieder mehr fliegen, findet Schnieder. Damit das passiert, will er die Luftverkehrsteuer wieder senken. Die alte Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr diese Steuer um bis zu einem Fünftel – je nach Fluglänge – erhöht. Die erhöhte Steuer bedeutete, dass Tickets für Langstreckenflüge rund zwölf Euro teurer wurden als zuvor: rund 70 statt wie bisher 58 Euro Steuer fielen an.

Stimmt es, dass die Zahl der Flugreisen weltweit steigt?
Ja. Der Flughafenbetreiber-Dachverband ACI World ist hier die meistzitierte Quelle. Und laut ACI gab es weltweit 2023 rund 8,7 Milliarden Flugreisen. Zahlen für 2024 sind noch nicht verfügbar. Das ist fast ein Drittel mehr als 2022 – und fast wieder so viel wie vor Corona, als der weltweite Flugverkehr drastisch einbrach.
Wie begründet das Bundesverkehrsministerium seine Pläne?
Schnieders Hauptargument ist sinngemäß: Wenn doch überall anders auf der Welt die Zahl der Flugreisen so stark steigt, dann bringe es nichts, wenn Deutsche am Boden blieben.
Stimmt es denn, dass der deutsche Flugverkehr stagniert?
Nein. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach stiegen im vergangenen Jahr 93,4 Millionen Mal Menschen in Deutschland in ein Flugzeug – und damit deutlich mehr als 2023.
Was empfehlen Forscher?
Das Öko-Institut hat schon vor längerer Zeit vorgeschlagen (nachzulesen ab Seite 13), die Luftverkehrsteuer europaweit einheitlich zu erheben. Dann nämlich gäbe es zumindest innerhalb Europas kein Rattenrennen mehr um die niedrigsten Steuern, um die eigene Luftverkehrbranche zu stärken.
Was sagt das Ministerium auf Anfrage zu seinen Plänen?
Wir haben Schnieders Haus unter anderem gefragt: Wie bewerten Sie vor dem Hintergrund Ihrer Pläne die Debatte um Vielfliegerei und CO2-Ausstoß?
Die Antwort:
„Ein funktionierender Luftverkehr ist essentiell für die Anbindung an die Welt, unsere Wirtschaft, Arbeitsplätze und den Tourismus. (…) Gleichzeitig will und wird der Luftverkehr seinen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. (…) Dazu haben wir uns auf globaler Ebene in der Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) mit dem Klimalangfristziel von Netto-Null CO2-Emissionen im Jahr 2050 verpflichtet.“
Pressesprecherin
Bundesverkehrsministerium
Wir haben weiter gefragt: Soll es denn im Gegenzug zu den Steuererleichterungen andere Maßnahmen geben, die den Klimawandel eindämmen – zum Beispiel Einschränkungen bei Kurzstreckenflügen?
Die Antwort:
„Pauschale Verbote von Flugsegmenten oder von Flügen über bestimmte Entfernungen würden Innovationen für mehr Klimaschutz im Luftverkehr ausbremsen. Daher halten wir gesetzliche Verbote von Kurzstreckenflügen nicht für zielführend.“
Und dann haben wir Schnieders Haus noch gefragt, wie es denn bei unserem Schwerpunkt-Recherche-Thema aussieht, dem „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz“: Soll Geld aus dem 500 Milliarden Euro schweren Geldtopf in die Stärkung des Flugverkehrs fließen? Das wäre ja besonders perfide: Wenn Geld, das für den Klimaschutz gedacht ist, in die Flugbranche wandern würde.
Die Antwort: Nein. Immerhin.
Kürzlich hatten wir bereits berichtet, dass das Bundesverkehrsministerium beim Sondervermögen kreativ rechnet – und Geld, das längst für die Infrastruktur vorgesehen war, nun durch die Sondervermögen-Schulden ersetzt wurde. Das betrifft vor allem den Ausbau der Schiene, in den nun offenbar weniger Geld fließt.
Den Friedensnobelpreis für seine Verdienste für den Klimawandel wird Schnieder wohl nicht mehr bekommen. Stattdessen ist er in der Flug-Frage auf einer Linie mit der FDP: Die hatte schon im Januar gefordert, die Luftverkehrsteuer abzuschaffen.
Zahl der Wehrdienstverweigerer wird immer größer
In diesem Jahr wurden bereits 1.300 Anträge zur Kriegsdienstverweigerung gestellt. Aus Sicht der Deutschen Friedensgesellschaft ist dies ein Zeichen gegen die Reaktivierung der Wehrpflicht. Verteidigungsminister Boris Pistorius setzt in seinem neuen Gesetzentwurf zur Wehrpflicht auf Freiwilligkeit.
zeit.de
Einstufung der PKK könnte kippen
Die kurdische Arbeiterpartei PKK ist zur Zeit von der Europäischen Union und von Deutschland als Terrororganisation eingestuft. Laut dem Parteivorsitzenden der Linken, Jan van Aken, könnte sich das bald ändern. Zwei Monate zuvor hatte die kurdische Partei ihre Selbstauflösung und eine Waffenniederlegung verkündet.
deutschlandfunk.de/faz.net
Lokal: AfD-Mitglieder werden in Rheinland-Pfalz nicht mehr in den staatlichen Dienst aufgenommen
Die Verwaltungsvorschriften im Bundesland Rheinland-Pfalz wurden grundlegend überarbeitet. Bewerber und Bewerberinnen müssen in Zukunft erklären, dass sie keiner extremistischen Organisation angehören, dazu zähle auch die AfD. Bei der CDU Rheinland-Pfalz stößt das Vorgehen des Innenministers auf Kritik.
rheinpfalz.de (€) /tagesschau.de
Recherche: U-Boot-Deal sorgt für Aufregung
Eine Panorama-Recherche zeigt, dass Israels Premierminister Netanjahu versuchte, den Berater von Angela Merkel aus dem U-Boot-Deal zu entlassen. In dem Vertrag geht es um eine U-Boot-Lieferung zwischen Deutschland und Israel, der vor 13 Jahren beschlossen wurde. Im Zusammenhang mit dem Vertrag gibt es bereits Korruptionsvorwürfe gegen Netanjahu.
tagesschau.de

CORRECTIV Events

Für alle Eltern, die noch ein spannendes Sommerferienprogramm für ihre Kinder suchen: Unsere Jugendredaktion Salon5 hat ein abwechslungsreiches und kostenloses Ferienprogramm auf die Beine gestellt. Los geht’s nächste Woche am 17. Juli in Bottrop mit einem DJ-Workshop für Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren.
Zum Event

Auf Sozialen Netzwerken heißt es immer wieder, dass Sonnenbrillen zu mehr Sonnenbrand führen würden. Das ist falsch.
faktenforum.org
Endlich verständlich
Die Bundesregierung will mehr Länder zu sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“ erklären, darunter Indien, Mexiko und Tunesien. Aber was bedeutet das eigentlich? Und was ist das Prozedere hinter den Kulissen? Hier einfach erklärt:
ffh.de
So geht’s auch
Seit 20 Jahren können Frauen in Deutschland ein Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs machen. Eine Untersuchung über mehrere Jahre zeigt nun: Wer teilnimmt, senkt das Risiko, an Brustkrebs zu sterben.
tagesschau.de
Fundstück
Ist es eine gute Idee, Fotos von den eigenen Kindern im Netz zu veröffentlichen? Beim Deutschen Kinderhilfswerk lässt sich dazu ein kostenloser Ratgeber bestellen, in dem Do’s und Don’ts zusammengefasst sind.
dkhw.de
„Medienkompetenz“ klingt trocken –nach Schulbank, veralteten Lehrbüchern und vergilbten Zeitungen. Sie kann aber auch Spaß machen. Medienkompetenz 2.0 bedeutet vor allem: das Internet verstehen. Wenn wir mal ehrlich sind, dann sind manche digitale Entwicklungen für uns alle Neuland. Jede Woche gibt es frische Trends in Sozialen Netzwerken und die Informationsangebote überschlagen sich.
Aus drei Jahren Erfahrung im Faktencheck-Team kann ich sagen: Wir alle sind anfällig für Desinformation. Und selten machen wir uns die Mühe, Beiträge zu prüfen, bevor wir weiterscrollen oder sie teilen. Doch manchmal helfen schon zwei Klicks, um eine falsche Behauptung zu entlarven.
Bei CORRECTIV.Faktencheck haben wir deshalb ein Quiz entwickelt. In fünf Kursen mit vielen Beispielen können Sie Ihre eigene Faktencheck-Kompetenz auf den Prüfstand stellen. Und um ehrlich zu sein: Bei manchen Fragen mussten wir selbst nachdenken.
Das Quiz finden Sie in unserem Whatsapp-Chatbot. Nachdem Sie die Nummer +49 1511 7535184 im Handy abgespeichert und eine Nachricht (z.B. „Hallo“) in den Chat geschrieben haben, geht es über das Hauptmenü zum Punkt „Quiz“.
Viel Erfolg – und schicken Sie uns gerne Feedback zum Quiz an faktencheck@correctiv.org!

Wir haben recherchiert, welche Bundesländer und Kreise in Deutschland bei Extremwetter besonders betroffen sind – und welcher Schaden dabei im Durchschnitt entstand. Hier zum ganzen Artikel:
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner
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