Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

Deutschland will aufrüsten – und stößt dabei an organisatorische Grenzen. Das zeigen zwei aktuelle CORRECTIV-Recherchen. Eine dreht sich um den geplanten Aufwachs an Soldaten, die andere um Schwierigkeiten bei der Beschaffung. Mehr dazu im Thema des Tages.

Vergangene Woche hatten wir die Diskussion mit Ihnen angestoßen, ob Sie selbst oder Ihre Kinder im Ernstfall unser Land mit der Waffe verteidigen würden – oder eher fliehen? Einige spannende Antworten, die Sie mir darauf gegeben hatten, lesen Sie in der heutigen „Werkbank“.

Die nächsten beiden Wochen lesen wir uns an dieser Stelle nicht, stattdessen schreiben Ihnen meine Kolleginnen und Kollegen aus dem SPOTLIGHT-Team. Ich freue mich schon darauf, im August wieder mit Ihnen in den Austausch zu gehen. Bis dahin schicken Sie Ihre Themenanregungen gern an: spotlight@correctiv.org.

Thema des Tages: Vom Bundeswehrchen zur Bundeswehr

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Was Merz im Sommerinterview über Bürgergeld und Mieten sagte – und was nicht

Gute Sache(n): Wie russisches Gas nach Deutschland kam • Klima-angepasste Radwege • Wurde dieses Bild mit künstlicher Intelligenz erzeugt?

CORRECTIV-Werkbank: Ihre Gedanken zur Landesverteidigung

Grafik des Tages: Hochmotivierte Arbeitskräfte – Öffentlicher Dienst vor freier Wirtschaft

Was die Recherche zeigt:
Die Bundesregierung plant den größten Personalaufwuchs der Bundeswehr seit Jahrzehnten. Offiziell soll die Truppe bis 2030 von rund 180.000 auf 203.000 Soldaten anwachsen. 

Blick in eine leere Stube der Leopold-Kaserne in Amberg. (Foto: Daniel Karmann / picture alliance / dpa)

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont allerdings seit Monaten: Um eine Verteidigungsfähigkeit zu erreichen, brauche es bis zu 60.000 neue Soldaten. Auch die NATO macht Druck, dort verlangt man sogar 80.000 neue Soldaten von Deutschland

Unter der Hand halten Personalverantwortliche der Bundeswehr das aber offenbar für unrealistisch. 

Wo liegt der Knackpunkt?
Bei den Kasernen. Wo also sollten all die neuen Berufssoldatinnen und -soldaten denn unterkommen? Ein Blick in interne Zahlen offenbart: Die bislang vorgesehenen Unterkunftsprojekte würden dafür bei Weitem nicht ausreichen.

Das Bauamt der Bundeswehr teilte uns mit, dass sich derzeit etwa 120 Unterkunftsgebäude mit einer Kapazität von rund 11.700 Betten im Bau befinden. Weitere 280 Unterkunftsgebäude mit einer Kapazität von rund 25.000 Betten sind für die kommenden Jahre geplant.

Um einen Zuwachs um 60.000 Soldatinnen und Soldaten zu stemmen, müsste der Bund also fast doppelt so viele Unterkünfte bauen wie bislang vorgesehen.

Dafür aber könnten unseren Recherchen zufolge Kosten von beinahe bis zu einer Milliarde anfallen. Und woher dieses Geld kommen soll, ist fraglich.

Herausforderungen bei der Beschaffung:
Eine weitere Recherche hat unsere Reporterin Shammi Haque veröffentlicht. Sie beobachtet für uns verschwenderische und fragwürdige Ausgaben der Ministerien und der Behörden.

Trotz Millioneninvestitionen: Beim 3D-Drucker-Pilotprojekt der Bundeswehr fehlen Baupläne, Rechte und Ergebnisse ohne Wirkung

Haque hat herausgefunden: Der Bundesrechnungshof kritisiert die Bundeswehr und das Bundesverteidigungsministerium recht deutlich. Es geht um die Anschaffung von 3D-Druckern – für 15 Millionen Euro bis zum Jahr 2028.

Das Problem:
Die Anschaffungen werden ohne Plan getätigt. Das heißt: Das Geld wurde erstmal ausgegeben, die teuren Drucker wurden gekauft. Aber was damit denn gedruckt werden soll, ist offenbar noch gar nicht klar. Etwa Teile für Drohnen? Waffenzubehör? Oder Nachtsichtgeräte?

„Das Ziel, den 3D-Druck bis zum Jahr 2030 vollumfänglich zu nutzen und die eigene Logistik zu verbessern, kann das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) so nicht erreichen. Es lässt das Potenzial des 3D-Drucks ungenutzt und handelt unwirtschaftlich.“
Prüfbericht
Bundesrechnungshof

IT-Panne: 1.400 Lehrerstellen versehentlich nicht besetzt
Aufgrund eines Software-Fehlers wurden in Baden-Württemberg 1.440 Stellen für Lehrkräfte als besetzt ausgewiesen, obwohl sie es nicht waren. Der Fehler besteht offenbar bereits seit dem Jahr 2005. Kultusministerin Theresa Schopper versprach Aufklärung mit „Volldampf“.  
badische-zeitung.de

Bombenentschärfung in Köln
Am Samstag wurde im Kölner Stadtteil Lindenthal ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Für die heutige Entschärfung mussten rund 7.500 Menschen ihre Häuser verlassen. Auch Teile der Uniklinik gehörten zum Evakuierungsgebiet. 
ksta.de

Bundeskanzler Friedrich Merz am 13. Juli beim ARD-Sommerinterview in Berlin (Foto: Michael Kappeler / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
In der Lausitz gibt es Deutschlands ersten Radweg, der an den Klimawandel angepasst ist. Die sogenannte „Kühle Spur“ wurde gemeinsam mit Forschenden und Fahrradtouristen entwickelt. Die Ausgangsfrage lautet: Wie geht entspanntes Radfahren, wenn die Sommer immer heißer werden? Die Antwort aus dem Südosten Brandenburgs umfasst unter anderem eine gute Anbindung an den ÖPNV. Außerdem wichtig sind: schattige Bepflanzung am Wegesrand und Zugang zu Wasser. 
mdr.de

Fundstück
KI-generierte Bilder sind längst täuschend echt, sodass sie nur schwierig als solche zu enttarnen sind. Manchmal können Details wie Schatten oder unpassende Proportionen Hinweise geben. Oft hilft aber der kritische Blick allein nicht aus. Unsere Jugendredaktion Salon5 lässt Sie raten: Welche Bilder sind echt, wo hat die KI mitgespielt? Außerdem erfahren Sie, mit welchen Tricks Sie KI dennoch erkennen können. 
instagram.com

Autor Bild Anette Dowideit

Ihre ersten inhaltlichen Antworten hatten wir auch schon letzte Woche hier veröffentlicht. Auch in den Tagen danach haben uns aber noch viele Zuschriften dazu erreicht – das Thema bewegt Sie also offenbar zurecht sehr. Hier also noch weitere gute Gedanken.

Besonders hängengeblieben bin ich an der E-Mail von Herbert H. Er schreibt, Verteidigung an der Waffe müsse im Ernstfall sein, denn erstens: „Wenn alle weglaufen, wo treffen wir uns dann?“ und zweitens: „Möchte ich mich von Barbaren misshandeln, umbringen, vom Fahrrad schießen lassen wie in Butscha?“

Ähnlich formuliert diese Leserin:

„Es erschreckt mich zu lesen, dass Menschen so naiv sind zu glauben, dass man gegenüber einem brutalen Aggressor mit friedlichen Mitteln etwas ausrichten kann!“
Sabine S.
SPOTLIGHT-Leserin

Sie begründet ihre Meinung mit den Erfahrungen der Ukrainer: „Hier konnten wir deutlich sehen, was passiert, wenn Menschen versuchen, sich mit friedlichen Mitteln gegen einen Aggressor zu wehren, zum Beispiel in Cherson. Diese Menschen wurden verschleppt, gefoltert und ermordet.“

Ursula S. findet: Wenn Wehrpflicht, dann bitte für beide Geschlechter – nicht nur für junge Männer. Das findet auch Leser Tillmann W. – und er ergänzt: Auch rüstige Rentner könnten durchaus ihren Beitrag leisten. Er selbst sei dazu mit seinen 70 Jahren auch noch bereit.

Einen guten und berechtigten Gedanken bringt aber auch dieser Leser ein:

„Statt junge Menschen einem sinnlosen Risiko auszusetzen, braucht die Bundeswehr hochqualifizierte Berufssoldaten und moderne Ausrüstung.“
Norbert O.
SPOTLIGHT-Leser

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt und Elena Schipfer.