
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
Jens Spahn steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeit: Wegen seiner Masken-Deals, aber auch aufgrund seiner Rolle in der gescheiterten Wahl für das Bundesverfassungsgericht. Meine Kolleginnen Annika Joeres und Gabriela Keller haben noch tiefer recherchiert. Sie wollen wissen, welches Netzwerk sich der Unionspolitiker aufgebaut hat und welche Akteure versuchen, genau darüber politischen Einfluss in Deutschland zu gewinnen. Ihre heute veröffentlichte Recherche dreht sich um einen deutschen Tech-Milliardär, der gute Beziehungen zum Trump-Lager und in der Bundespolitik unterhält. Und der indirekt über Firmenbeteiligungen von einem fragwürdigen Medikamenten-Deal unter Spahns Führung profitierte. Das Gesundheitsministerium bestellte damals COVID-Präparate für Hunderte Millionen Euro. Nur wenige der Dosen kamen überhaupt zum Einsatz. Heute unser Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Vor einigen Wochen veröffentlichten wir von CORRECTIV eine Recherche über einen Spielerberater, der im Verdacht steht, sexuelle Übergriffe an jugendlichen Sportlern begangen zu haben. Inzwischen sucht die Staatsanwaltschaft nach weiteren Zeugen. Mehr dazu lesen Sie im „Tag auf einen Blick“.
Übrigens: An unserer Umfrage zum „Boomer-Soli“ haben rund 1.000 Personen teilgenommen. Darüber hinaus haben mich Dutzende Mails erreicht. Vielen Dank dafür. (Ich lese sie alle, schaffe es aber leider nicht, auf jede zu antworten.) Die Ergebnisse veröffentlichen wir morgen hier.
Über Feedback und Anregungen freue ich mich weiterhin unter sebastian.haupt@correctiv.org
Thema des Tages: Jens Spahn und der Milliardär
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
CORRECTIV.Faktenforum: Echte Zahlen, falscher Eindruck: X-Post verkehrt Temperaturtrend in den USA
CORRECTIV-Werkbank: Die digitalen Spuren der russischen Propaganda auf Telegram
Grafik des Tages: Welche Orte über besonders hohe Hochwasserrisiken verfügen
Unions-Fraktionschef Jens Spahn steht seit Langem wegen seiner Corona-Maskendeals in der Kritik, die Milliarden an Steuergeldern verschlangen. Eine neue CORRECTIV-Recherche beleuchtet nun einen weiteren fragwürdigen Fall: den Kauf eines COVID-Medikaments, an dem ein guter Bekannter Spahns indirekt profitierte. Worum es geht – und warum dieser Investor, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, eine wichtige Rolle in Spahns politischem Netzwerk spielt.

Der Medikamenten-Deal
Anfang 2021 gab der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn eine Großbestellung über 400 Millionen Euro für COVID-Medikamente bei zwei Pharmafirmen bekannt. Darunter befand sich Bamlanivimab, ein Präparat, das schwere COVID-Verläufe verhindern sollte. Doch das Medikament war eine teure Fehlinvestition. Laut Ministerium wurden von den 190.000 Dosen bis Ende des Jahres nur 1.560 für die Behandlung von Patientinnen und Patienten ausgegeben. Hinzu kommt: Lediglich in den USA hatte das Präparat eine Zeitlang eine Notfallzulassung erhalten, die jedoch im April 2021 wieder entzogen wurde. In Europa gab es keine Zulassung.
Um die Entscheidungen aus der frühen Pandemiezeit zu bewerten, muss man natürlich die Unsicherheit und den Zeitdruck jener Tage berücksichtigen. Das betonen auch die Verteidiger des Deals: Man habe schnell handeln müssen. Doch schon damals gab es Kritik. Die Pharmazeutische Zeitung bemängelte unter anderem die fehlende klinische Datenbasis.
Es profitiert: ein deutscher Investor mit politischen Beziehungen
Einer der Nutznießer des Deals ist Christian Angermayer. Ihm dürfte Spahns Entscheidung sehr entgegengekommen sein. Sein Fonds hielt Anteile an einer Firma, die an der Vermarktung und Entwicklung des Medikaments beteiligt war. Angermayers Anwalt weist die Vorwürfe zurück und teilt auf Anfrage mit, dass sein Mandant ja nicht Vertragspartner der Bundesregierung war und auch kein Unternehmen aus dem Portfolio von Angermayers Fonds. Auch habe er mit dem „operativen Geschäft“ der Firma nichts zu tun gehabt.
Angermayers Name ist wohl nur wenigen bekannt. Er investiert in Biotech, Kryptowährungen, psychedelische Drogen und Gehirnimplantate. Gleichzeitig aber ist er bestens vernetzt – sowohl in der deutschen als auch in der US-Politik. Laut Manager Magazin hat kein anderer deutscher Investor so engen Kontakt zu Donald Trump. Auch in Deutschland spielt er womöglich eine wachsende Rolle.
Das sind Angermayers Verbindungen zu Jens Spahn
In den letzten Jahren spendete Angermayer 100.000 Euro direkt an die CDU. Über seine Firmen flossen weitere 191.000 Euro an die Partei.
Sein Anwalt widerspricht und teilt mit, Angermayer habe an alle demokratischen Parteien in gleicher Höhe gespendet. Tatsächlich spendete er etwa auch an SPD und FDP. In die Hunderttausende geht es in der Summe aber nur bei der CDU, zumindest soweit es öffentlich nachprüfbar ist.
Persönlich sucht Angermayer offenbar die Nähe zu Spahn. Der CDU-Politiker besuchte eine seiner Spendengalas und feierte mit ihm und Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz Angermayers 40. Geburtstag. Sein Geburtstag stand laut einem Bericht der Welt alljährlich in Spahns Kalender.
Darum ist die Verbindung brisant
Angermayer und sein libertäres Netzwerk stehen für einen Rechtsruck in den USA und Europa: weniger Steuern für Reiche, strikte Migrationspolitik, kaum Regulierung für Konzerne. Jens Spahn spielt dabei eine wichtige Rolle. Manche Unionspolitiker sehen in ihm einen möglichen Nachfolger von Friedrich Merz. Doch hinter vorgehaltener Hand äußern einige Parteikollegen Bedenken: Spahns Nähe zu reichen Libertären und Rechtspopulisten könnte die Union auf einen gefährlichen Kurs nach rechts bringen.
Die gesamte Recherche lesen Sie hier.

Kosten in Pflegeheimen weiter gestiegen
Sozialverbände schlagen Alarm: Die Kosten für Heimplätze sind weiter gestiegen. Pflegebedürftige zahlen nun im Schnitt 3.108 Euro monatlich zu. In Bremen liegt der Satz am höchsten, in Sachsen-Anhalt am niedrigsten.
tagesschau.de
WHO-Einrichtung meldet Angriffe der israelischen Armee
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden Lagerhäuser mit Hilfsgütern und weitere Einrichtungen der Organisation von der israelischen Armee gestürmt. Zwei Mitarbeiter der WHO seien festgenommen worden, einer von ihnen befinde sich immer noch in israelischer Haft. Die WHO fordert seine sofortige Freilassung.
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Hamburg will Bezahlkarten auf Sozialhilfeempfänger ausweiten
In einem Pilotprojekt wollen die Finanz- und Sozialbehörden in Hamburg auf ein Kartenzahlungssystem für bestimmte Sozialleistungen umstellen. Das soll unter anderem Bürokratie reduzieren. Die Linke spricht hingegen von „Schikane“.
nd-aktuell.de / mopo.de(€)
CORRECTIV: Nacktbehandlungen durch Spielerberater? Staatsanwaltschaft sucht Betroffene
Sexualisierte Übergriffe im Fußball: Nach Enthüllungen zu Vorwürfen gegen den Spielerberater N. sucht die Staatsanwaltschaft München nach möglichen Zeugen, während sich sechs weitere Betroffene bei CORRECTIV meldeten.
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CORRECTIV.Faktenforum

Widerlegt eine Grafik, die auf X kursiert, die globale Erwärmung in den USA? Die Behauptung: Die Temperaturdaten aus den USA stünden der globalen Erwärmung seit 2012 entgegen. Doch die Grafik wurde mit einer falschen Trendlinie versehen und ist nur bedingt aussagekräftig. Der langfristige Trend geht nach oben.
faktenforum.org
Endlich verständlich
In München arbeiten Dutzende Ingenieure an einem Früherkennungsprogramm für Waldbrände. Mit Hilfe von hochauflösenden Wärmebildkameras soll die Erdoberfläche gescannt werden. So können Brände schnell erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden. Insgesamt sind elf solcher Satelliten bereits im Einsatz.
tagesschau.de
So geht’s auch
Mit Spaß und Leichtigkeit in den Sommerferien lernen – geht das überhaupt? Das Projekt „Deutschsommer“ will 30 Grundschulkindern das Erlernen der deutschen Sprache leicht machen. In den Intensivklassen für Kinder werden drei Grundsäulen besonders beachtet: Deutsch lernen, Theater spielen und Freizeitspaß haben.
fr.de
Fundstück
Der US-Konzern Meta verstößt immer wieder gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung. Dabei werden Daten von Webseiten abgegriffen und für Werbezwecke genutzt. Entgegenwirken kann man, indem man die höchste Datenschutzstufe im Browser einstellt. Zusätzlich könnte auch eine Klage gegen Meta helfen. Der mögliche Schadensersatz kann hierbei bis zu zehntausend Euro betragen. Ein Haken daran: die hohen Anwaltskosten. Diese bekommt nur zurück, wer den Prozess auch wirklich gewinnt.
br.de
Im Faktencheck-Team begegnen uns andauernd Fake-Zitate von Politikern. Mit dieser Masche wird etwa in Krypto-Fallen gelockt, vor allem aber lässt sich dadurch politisch Stimmung machen. Bei so einer Recherche stießen wir auf einen Telegram-Kanal, der seit Monaten Falschzitate am Fließband ausspuckt.
Zwischen mangelhaftem Schutz der Privatsphäre und der schwachen Moderation von Propaganda und Hetze habe ich nicht viel für Telegram übrig. Aber der Messenger hat ein Feature, das in sozialen Netzwerken einmalig ist: Telegram erlaubt es, mit nur zwei Klicks alle Veröffentlichungen eines Kanals herunterzuladen.
So fanden wir zwischen den vielen Fake-Zitaten auch Beiträge, die von einer russischen Nachrichtenagentur abgesetzt wurden. Oder Nachrichten, in denen der Account mit seiner Nähe zum Kreml prahlt. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie Verschwörungsideologien, fragwürdige Medizinprodukte, erfundene Politikerzitate und russische Propaganda sich auf Telegram die Hand geben, können Sie hier die gesamte Recherche nachlesen.
Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hätte, die über 20.000 Nachrichten in dem Kanal händisch auszuwerten. Was ich weiß: Dass unsere Arbeit im Faktencheck-Team sehr viel einfacher wäre, wenn alle großen Plattformen uns den Zugang zu ihren Daten leichter machen würden.

Regen, Regen, Regen. So fühlt sich der Sommer aktuell in einigen Regionen an. Doch nicht alle Orte sind gut auf mögliche Gefahren vorbereitet. Wo ein Flusshochwasser besonders zum Risiko für Menschen wird, hatte vor zwei Jahren unsere Kollegin Katarina Huth recherchiert. Hier können Sie den Artikel nochmal nachlesen.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Jule Scharun.
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