Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Frauke Brosius-Gersdorf kündigte gestern an, nicht mehr für einen Sitz am Bundesverfassungsgericht zu kandidieren. Im heutigen Thema des Tages klären wir, weshalb das ein Warnzeichen für unsere Demokratie ist.

Außerdem im SPOTLIGHT: In der „Werkbank“ fasst Leser-Reporterin Jule Scharun zusammen, was Sie uns zum Thema steigende Dönerpreise geschrieben haben. Und in der Grafik des Tages (die heute eigentlich das Foto des Tages ist) zeigt Sebastian Haupt, wie sich das Oval Office nach Donald Trumps Amtsantritt verändert hat.

Thema des Tages: Wenn Richterinnen weggemobbt werden

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: Regeln beim Einsatz von KI in der Forschung

Faktencheck: Krank und dennoch unterernährt – Fotos von Kindern aus Gaza sind kein Beleg gegen eine Hungerkrise

Gute Sache(n): Alkohol – Wie erkenne ich, dass ich süchtig bin? • Radioaktive Nashörner – Die Lösung gegen Wilderei? • Wiedereinführung von Pestizid in Frankreich gekippt

CORRECTIV-Werkbank: Döner als Luxusgut?

Grafik des Tages: Heute mehr „Blingbling“ – Das Oval Office unter Biden vs. Trump

„Mir wurde (…) in den letzten Wochen und Tagen sehr deutlich signalisiert, dass meine Wahl ausgeschlossen ist.“
Frauke Brosius-Gersdorf
Bis gestern Kandidatin fürs Bundesverfassungsgericht

Was zuvor passiert war:
Die SPD-Bundestagsfraktion hatte Brosius-Gersdorf, derzeit Verfassungsrechtlerin an der Uni Potsdam, als Kandidatin für eines der höchsten Richterämter im Land vorgeschlagen. Doch dann kam eine sich selbst verstärkende Aktion rechtsgerichteter Medien und Politiker ins Rollen.

Frauke Brosius-Gersdorf Mitte Juli bei „Markus Lanz“. Quelle: Picture Alliance, Teutopress

Die Kritik entzündete sich an ihrer Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen, die den rechtsgerichteten Konservativen zu liberal war. Dabei hatte sie einfach nur die ziemlich gängige Haltung vertreten, dass Abtreibung in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft legal sein soll. 

Daraus machten rechte Krawallblätter wie Nius und Apollo News einen vermeintlichen Skandal.

Wie die Kampagne ablief:
Sie begann mit einer Ergänzung zu Brosius-Gersdorfs Wikipedia-Eintrag: Ein konservativer Rechtswissenschaftler aus Heidelberg ergänzte kurz vor der Diskussion über die Richterwahl im Bundestag die Passage zu ihrer Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen in ihrem Wikipedia-Eintrag. Diesen Vorgang deckte Mitte Juli das Rechercheteam von t-online auf

Was dann geschah, schaute sich der Berliner Think Tank Polisphere an: Er zeigte in einer Analyse (hier nachzulesen), in welcher Reihenfolge welche rechtsgerichteten Akteure gegen die Kandidatin Stimmung machten – also vor allem die eben schon genannten Krawallmedien.

Die Analyse zeigte auch, wie sich die Kritik und Diffamierungen von einem zum nächsten Thema hangelten – alles angeblich „extreme Positionen“ von Brosius-Gersdorf:

  • Abtreibung
  • Impfpflicht
  • AfD-Verbot
  • Gendern
  • Kopftuch
  • Plagiatsvorwurf


Und was ist mit den Politikern?
Das hat unser Team CORRECTIV.Sunlight in dieser Grafik zusammengefasst: 

Wenig überraschend: Die AfD dominierte den Diskurs. Sie brandmarkte Brosius-Gersdorf als „linksradikal“. Während SPD, Grüne und Linke zum Zeitpunkt der ausgesetzten Richterwahl anfingen, auf ihren Accounts in Sozialen Netzwerken dagegenzuhalten, reagierten die Abgeordneten der Union – zumindest online – relativ verhalten. 

Wie geht es weiter?
Derzeit macht dasselbe Netzwerk schon Stimmung gegen die nächste potenzielle Verfassungsrichterin: Ann-Katrin Kaufhold, ebenfalls Kandidatin der SPD. 

„Alle reden über Frauke Brosius-Gersdorf – aber kennt ihr eigentlich die zweite SPD-Richterkandidatin?“
Sebastian Münzenmaier
AfD-Politiker, auf X

Sie habe angeblich ebenso wie Brosius-Gersdorf linksradikale Auffassungen, meint auch Andreas Mayer (AfD), beispielsweise in puncto Klimaschutz. Sie sei „untragbar“, schreibt Birgit Bessin (AfD). Anonyme Accounts im Netzwerk X machen daraus jetzt teils richtig unappetitliche Posts wie diesen:

Rechtsaußen-Post zu Richterkandidatin Kaufhold. Quelle: X.

Was das alles für unsere Demokratie bedeutet:
Schon immer gab es natürlich Diskussionen über die Besetzung öffentlicher Ämter. Aber: Derartige konzertierte Aktionen sind neu. 

Libanesische Regierung plant die Entwaffnung der Hisbollah
Die libanesische Regierung hat sich mit den USA auf einen Plan zur Entwaffnung der Milizen verständigt. Noch bevor diese Entscheidung des Kabinetts fiel, verließen die Minister der Hisbollah und der mit ihr verbündeten Amal-Bewegung den Saal. Die libanesische Regierung beschloss mit Hilfe eines US-Plans die Entwaffnung aller Milizen im Libanon.  
zeit.de

Lokal: Chefarzt aus Lippstadt (NRW) klagt wegen Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen
Dr. Joachim Volz aus Lippstadt (NRW) klagt gegen seinen Arbeitgeber, nachdem das Krankenhaus – ehemals evangelisch, nun katholisch – ihm verbot, medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Nun soll das Arbeitsgericht klären, ob religiöse Vorgaben des Trägers über seine ärztliche Verantwortung und das geltende Recht gestellt werden dürfen.
hellwegradio.de / taz.de

Spionageprozess rund um Maximilian Krah 
In Dresden beginnt ein Spionageprozess gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Maximilian Krah (AfD). Dem Angeklagten Jian G. und seiner mutmaßlichen Komplizin wird Spionage im Auftrag Chinas vorgeworfen. Für die geheimdienstliche Agententätigkeit droht Jian G. eine Haftstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. 
t-online.de

Symbolbild Leserfrage der Woche

Die Charité Berlin, Europas größte Universitätsklinik, antwortete, dass sie den „Einsatz text- und bildgenerierender KI“ ermögliche – „unter Beachtung rechtlicher und ethischer Grundsätze“. Mitarbeitende müssten sich dabei aber an „Compliance-Leitlinien“ halten. Der Einsatz von LLM-basierten Chatbots setze „zwingend die Einhaltung der Grundsätze der guten wissenschaftlichen Praxis voraus“. Dazu gehöre unter anderem die „Hinterlegung einer Dokumentation der Arbeit mit LLM-basierten Chatbots“, um den „Entstehungsprozess der Ergebnisse nachvollziehbar zu machen“. 

Darüber hinaus sei bei der Arbeit mit Chatbots die „Eingabe sensibler Daten untersagt“. Aufträge oder Fragen („Prompts“) an die KI „sollen mit anonymisierten Daten durchgeführt werden, sodass keine Rückschlüsse auf individuelle Personen oder die Charité gezogen werden können“. Es werde sich bei alledem „an Empfehlungen unter anderem des Landes Berlin und der relevanten Aufsichtsbehörden“ orientiert. 

CORRECTIV fragte auch bei weiteren großen Forschungs- und Ausbildungszentren nach. Die Antworten fassen wir für Sie in nächster Zeit in einer „Werkbank“ zusammen.

Ein Mensch von oben über zwei leeren großen Schüsseln, darum Schutt und Ruinen
Symbolbild: Abdalhkem Abu Riash / Anadolu / Picture Alliance

correctiv.org

So geht’s auch
Um den Schmuggel mit Nashörnern zu erschweren, testet eine Universität in Südafrika ein Vorgehen, das die Wilderei eindämmen soll. Sie injizierten den Tieren radioaktive Isotope ins Horn. Diese seien für Tiere harmlos und sollen an Grenzen und Flughäfen leicht erkannt werden können. 
spiegel.de  

Fundstück
Nach Protesten in Frankreich hat der französische Verfassungsrat die Wiedereinführung von Pestiziden der „Neonicotinoid“-Familie gekippt. Zwei Millionen Menschen in Frankreich haben die Petition hierfür unterschrieben. Das Pestizid hat schwere Folgen für die Umwelt und die Gesundheit, dennoch ist es in der EU bis 2033 legal. 
taz.de


Hier kamen viele unterschiedliche Meinungen bezüglich der Dönerpreise zusammen: Ein Teil von Ihnen hält den Preisanstieg für durchaus berechtigt und fordert sogar, dass der Döner noch teurer wird. Hintergrund ist der hohe Fleischkonsum in Deutschland und die damit verbundene Förderung der Tierindustrie. Einige Leserinnen und Leser ergänzten, dass gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse günstig sein sollten, damit mehr Menschen in Deutschland eine gesunde Ernährung in Betracht ziehen. 

„Ziel dieser Aufklärung muss sein, dass Lebensmittel eine angemessene Wertschätzung erfahren, wozu unter anderem gehört, dass insbesondere tierische Produkte als Luxus wahrgenommen und entsprechend selten verzehrt werden.“
Dietlind G.
SPOTLIGHT-Leserin

Wird der Döner dann also zu einem Luxusgut? Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für Nahrungsmittel im März 2025 jedenfalls um drei Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die Inflation dürfte demnach auch im Dönergeschäft deutlich zu spüren sein. 

Auf der anderen Seite haben uns SPOTLIGHT-Lesende geschrieben, dass sie den Preisanstieg eher nicht bis gar nicht nachvollziehen können. Vor allem für Menschen mit geringerem Einkommen sei der Döner zu einem „Luxusgut“ geworden. Darum stoßen die hohen Dönerpreise auch oft auf Unverständnis. „Die Spannen sind schwindelerregend“, schreibt einer unserer Leser. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Jule Scharun, Lena Schubert, Sebastian Haupt und Samira Joy Frauwallner.