Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

sagt Ihnen der Name Wolfram Weimer etwas? Wenn Sie in einer Kultureinrichtung oder in den Medien arbeiten, dann wahrscheinlich schon. Der konservative frühere Medienmanager ist unser Staatsminister für Kultur und Medien – das heißt, er hat den Hut auf zu entscheiden: Welche Stiftung erhält staatliche Förderung?

Weimer ist einer Fachöffentlichkeit unter anderem dafür bekannt, dass er vor ein paar Jahren ein Buch mit dem Titel „Das konservative Manifest“ veröffentlicht hat. Darin rief er „Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit“ aus – darunter zum Beispiel „Tradition hegen“ und „Nation ehren“.

Jetzt sorgt er mit einer Forderung für Unruhe, die zwar aufgrund seiner politischen Haltung nicht ganz unerwartet, aber natürlich trotzdem höchst kontrovers ist. Es geht ums Gendern. Unser Reporter Jean Peters ist der Sache für das heutige Thema des Tages nachgegangen.

Thema des Tages: Genderzeichenzensurinstanz*in

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: Steigen die Renten überproportional an?

CORRECTIV Events: Faktenchecks und Sommerferienprogramme

Faktencheck: ZDF-Sommerinterview: Aussagen von Tino Chrupalla im Faktencheck

Gute Sache(n): Debatte um Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 • Sind Stadtbewohner bereit, für Begrünung zu zahlen? • Europa-Quiz-Time

CORRECTIV-Werkbank: Nur auf dem Papier ist alles grün

Grafik des Tages: Recyclinganteil bei der Plastikherstellung weiter sehr gering

„Wer im öffentlichen Auftrag spricht, sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet.“
Wolfram Weimer
Kulturstaatsminister

Sorgt gerade mit einer Empfehlung für Wirbel: Staatsminister Weimer, hier mit Ehefrau Ende Juli bei den Bayreuther Festspielen. Quelle: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Die Vorgeschichte:
Weimer hatte kurz zuvor in seiner eigenen Behörde die Verwendung gendergerechter Sprache mit Sonderzeichen in offiziellen Schreiben verboten. „Zugunsten von sprachlicher Klarheit, rechtlicher Eindeutigkeit und allgemeiner Verständlichkeit“, wie Weimer erklärte.

Die Forderung:
Auf diesen Vorgang in seiner Behörde sprachen ihn nun letzte Woche die Journalistinnen und Journalisten der dpa an. Weimer sagte daraufhin:

„Diese Linie empfehle ich auch jenen Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten – von Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten.“

Die Interpretation:
Die Aussage sorgte für ziemlich viel Sorge bei Kultureinrichtungen: Müssten sie jetzt befürchten, dass Weimer ihre Fördergelder einkassiert, wenn sie weiter Gender-Sternchen nutzen?

Die Antworten:
Wir haben, stellvertretend für die betroffenen Institutionen, das Jüdische Museum Berlin (das selbst Sonderzeichen in seiner Institution erlaubt) gefragt: Was haltet ihr von Weimers Sprach-Anweisung? 

Der Grund, weshalb wir ausgerechnet dieses Museum gefragt haben: Bei einer jüdischen Einrichtung ist es natürlich besonders heikel, wenn eine staatliche Behörde Sprachvorgaben macht. Das Museum erhält jährlich 24 Millionen Euro aus dem Weimer-Haushalt.

Hinter diesen Mauern sind Sonderzeichen weiter erlaubt: Jüdisches Museum in Berlin-Kreuzberg. Quelle: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Deren Antwort:

„Es besteht aus unserer Sicht kein Anlass, unsere Sprachpraxis zu verändern.“
Jüdisches Museum
Berlin

Das Zurückrudern:
Daraufhin haben wir noch einmal an Wolfram Weimer geschrieben – beziehungsweise an dessen Pressestelle. Dort haben wir nachgefragt, was Weimer davon hält, dass die Museumsbetreiber seinen Vorschlag so abperlen lassen?

Die Antwort war eine überraschend beschwichtigende: Weimer habe gar keine Sonderzeichen-Drohung ausgesprochen, sondern nur eine Empfehlung. Natürlich sei das Jüdische Museum „weiterhin frei und unabhängig, darüber zu entscheiden, wie sie kommunizieren“.

Auch in anderen Medien mühte sich Weimer mittlerweile, zu erklären, er sei missverstanden worden. In einem weiteren Interview sagte er nun, natürlich würde keine Förderung gestoppt, weil jemand Sonderzeichen verwende.

Weshalb wir darüber so ausführlich berichten:
Falls Sie jetzt denken: Ich halte doch selbst auch nichts von Gender-Sternchen und anderen Sonderzeichen – warum die Aufregung?

Es geht uns nicht um die Bewahrung der Sternchen. Wir bei CORRECTIV gendern selbst nicht mit Sonderzeichen. Stattdessen bemühen wir uns – so weit es mit der Lesbarkeit vereinbar ist – neutrale Formen wie „Lehrkräfte“ oder „Mitarbeitende“ zu nutzen. Oder wir nutzen beide Formen. Manchmal aber auch nur die weibliche oder nur die männliche, wenn es dem Textfluss hilft.

Der Grund für unseren vertieften Blick auf dieses Thema ist der:
Den Hass aufs Gendern zu schüren ist ein typisches Thema der Rechtspopulisten. Schon vor zehn Jahren stellte eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung fest: Rechte Kräfte in ganz Europa machen sich zunutze, dass Gender-Sternchen auch viele Menschen triggern, die sonst eigentlich nicht politisch nach rechts neigen. 

Hass aufs Gendern ist also, mit anderen Worten, ein kleiner gemeinsamer Nenner – der Rechtspopulisten Gehör bei neuen Zielgruppen verschafft.

Alaska: Trump und Putin treffen aufeinander 
Der russische Präsident Wladimir Putin und der US-amerikanische Präsident Donald Trump treffen sich heute auf einem US-Militärstützpunkt in Alaska. Dort verhandeln und sprechen die beiden Staatsführer über einen möglichen Frieden in der Ukraine. 
tagesschau.de

Lokal: Linkes Bündnis plant Demo gegen Rheinmetall-Chef 
Das Aktionsbündnis „Rheinmetall entwaffnen“ plant eine Demo gegen das Rüstungsunternehmen Rheinmetall – und zwar vor dem Privathaus des Firmenchefs Armin Papperger. Dafür veröffentlichte es vor Kurzem dessen Privatadresse. Dieser Vorgang nennt sich „Doxing“. Unter Aktivisten erntete die Aktion Kritik. Einige sind der Meinung: Hier wird eine Grenze überschritten. 
rp-online.de (€)/tagesschau.de  

Deutlicher Anstieg von sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten 
Nach Angaben der Vereinten Nationen ist die Zahl dokumentierter Fälle von sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent gestiegen. Die Höchstzahlen verzeichnet die Menschenrechtsorganisation UNO in der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Haiti, Somalia und im Südsudan.
deutschlandfunk.de

Symbolbild Leserfrage der Woche

Wir haben beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales nachgefragt: Die Rentenanpassung orientiert sich an der durchschnittlichen Lohn- und Gehaltsentwicklung. Daher steigen die Renten nicht schneller als die Tarifabschlüsse, da diese – neben anderen wirtschaftlichen Faktoren – angemessen in die Lohnentwicklung einfließen. So gewährleistet die Rentenanpassung, dass Rentnerinnen und Rentner an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben, insbesondere an den Lohn- und Gehaltszuwächsen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Rentenanpassung wird demnach auch unter Berücksichtigung der Inflation festgelegt.  

Faktencheck und Frizzante, Gelsenkirchen
In unserer neuen, dauerhaften Lokalredaktion SPOTLIGHT Gelsenkirchen geht’s am 21. August um Desinformation im Lokalwahlkampf in Gelsenkirchen. CORRECTIV-Reporterin Miriam Bunjes von der Reporterfabrik führt durch den Abend und erklärt, wie man selbst Falschbehauptungen erkennen kann.
Zur kostenlosen Anmeldung

Tino Chrupalla sitzt in einem Fernsehstudio.
Der AfD-Co-Vorsitzende, hier auf einem Bild aus dem Februar, Tino Chrupalla war am 10. August 2025 im ZDF-Sommerinterview zu Gast (Foto: Christoph Soeder / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Parkplätze opfern für mehr Grün in der Stadt – und dies noch finanziell unterstützen? Das will die Mehrheit der Stadtbewohner in Österreich. Dies zeigt eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien. 65 Prozent der Befragten würden sogar 45 Euro jährlich zur Stadtbegrünung beitragen. 
science.orf.at

Fundstück
Unsere Jugendredaktion Salon5 hat, passend zu ihrem Themenschwerpunkt „Osteuropa“ diese Woche, ein Geographie-Quiz veröffentlicht. Finden Sie hier heraus, wie gut Ihre Kenntnisse über Osteuropa sind. 
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Eine gemeinsame Recherche von ARD und FragDenStaat zeigt: Städte kümmern sich kaum darum – obwohl sie es könnten. Bebauungspläne können den Parkplatzbesitzern wie Supermärkten Bäume vorschreiben, doch in der Realität fehlen sie. 

Satellitenbilder, Luftaufnahmen und ein KI-Modell des Karlsruher Instituts für Technologie untersuchten über 200 Parkplätze in sechs Städten. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Stella Hesch, Samira Joy Frauwallner, Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.