Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Justus von Daniels

Tino Chrupalla, Beatrix von Storch und weitere AfD-Abgeordnete waren auch eingeladen und standen da bei Bier, Wasser oder Wein, teils mit Mitarbeitern, und hatten offensichtlich Interesse zu bleiben (sind sie damit nicht längst Teil des Betriebs, den sie ständig diskreditieren?). 

Diskutieren oder ignorieren?

Sie normalisieren ihre Präsenz und damit ihre Themen. Es ist ja nicht irgendeine Partei, sondern eine in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei. Und es sind Parteifunktionäre, die die rechtsextremen Lager schützen. Natürlich stellt sich da die Frage: Soll man in diesem Raum mit ihnen diskutieren oder sie ignorieren? 

Man konnte vielen Anwesenden bei diesen Gedanken fast zusehen. Und so war es dann auch: Einige drehten sich weg, andere versuchten das Streitgespräch, aber auf welcher Ebene ergibt das Sinn? Über aktuelle politische Themen wie Rente oder Wehrpflicht diskutieren? Oder über den völkischen Kern, den die AfD in sich trägt? 

Es ist ein Dilemma, das doch auch im Alltag auftaucht. Wenn in einem privaten Gespräch plötzlich vom Gesprächspartner rechtspopulistische oder wissenschaftsfeindliche Thesen in den Raum gestellt werden. Wie diskutiert man dann weiter? Gibt es noch eine gemeinsame Ebene?

Indem wir beobachten können, wie Donald Trump als Präsident der USA fast täglich die Grenzen des amerikanischen Systems überschreiten will, sehen wir auch in den eigenen Spiegel. Bei uns sind es noch nur Debatten. Aber das rechtspopulistische Ziel ist auch hier, Grenzen zu verschieben, und zwar weg von der Demokratie.

Probleme konkret benennen, Lösungen suchen

Ob man nun diskutieren oder Vertreter des Autoritären ignorieren sollte – es gibt darauf nicht die eine Antwort. Vielleicht entscheiden sich unsere Herausforderungen an Debatten über die konkrete Lebensrealität. Und nicht in der (Diskurs-)Arena der Freunde und Förderer autoritärer Regime.

Als wir am Mittwoch unsere Recherche über Gewalt im Jugendfußball herausbrachten, ging es darum, einen Missstand in einem speziellen Bereich aufzuzeigen. Es steht aber für etwas Größeres: Fast nirgendwo braucht es so wenig Erklärung, was Zusammenhalt bedeutet, als im Sport. In Deutschland ist es der Fußball, der besonders viele junge Menschen zusammenbringt. Fußball ist das größte Beispiel für Integration, das wir haben. Das braucht Vertrauen. Darum geht es: Wir versuchen die Probleme so zu beschreiben, dass am Ende eine (von anderen zu erarbeitende) Lösung zu mehr Vertrauen führt.

Mein Kollege Finn Schöneck beschreibt unten im SPOTLIGHT.Inside, wie der DFB im Vorfeld unserer Veröffentlichung – mit durchaus befremdlichen Timing – reagierte.

Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende! Falls Sie am 01. Oktober in Berlin sind, noch ein Besucher-Tipp: Der Gründer des Exil-Mediums Özgürüz, Can Dündar, wird am Mittwoch vor dem Berliner Rathaus eine Installation eröffnen, die seine Gefängniszelle in der Türkei nachstellt. Damit macht er auf die Folgen des autoritären Regimes in der Türkei aufmerksam.

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Herzlich,

So systematisch greift die AfD die Schulen an
Krautreporter hat eine gemeinsame Recherche mit dem ZDF Magazin Royale veröffentlicht, in der sie zeigen, wie die AfD aktiv in den Schulalltag eingreift. Dabei schüchtern sie Lehrkräfte ein und hetzen Schüler gegeneinander auf. In den vergangenen Monaten hat Krautreporter unzählige vermeintliche Einzelfälle analysiert. Nun ist klar: Der Angriff der Rechtsextremen auf das Schulsystem folgt einem klaren Muster.
Brandmauer Schule (krautreporter.de)

Eskalation auf dem Fußballplatz
Schläge, Tritte, Beleidigungen – im Amateurfußball passiert das viel zu oft. Ausgerechnet bei Deutschlands Lieblingssport. Statt mit Bier und Bratwurst enden jedes Jahr Hunderte Spiele mit Blut und Blaulicht. Was läuft schief im deutschen Amateurfußball? Hubertus Koch und Yousuf Mirzad suchen Antworten: Sie sprechen mit einem Mehrfachtäter und einem Schiedsrichter, der Gewalt erlebte. Sie graben sich durch Statistiken zu Spielabbrüchen, befragen Experten und besuchen Spiele in der Kreisliga. Und sie stellen Verantwortliche und den DFB zur Rede. 
Spielabbruch – Macht Gewalt den Amateurfußball kaputt? (ardaudiothek, Podcast)


Gerade in der Woche vor unserer Recherche legte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen jährlichen Lagebericht zur Gewalt im Amateurfußball vor (der DFB wusste schon Anfang September von unserer Veröffentlichung). Hier muss ich klar trennen: Unsere Recherche beleuchtet Gewalt durch Trainer, Funktionäre oder Spielerberater, die ihre Macht gegenüber minderjährigen Spielern missbrauchen. Der DFB hingegen konzentriert sich auf Gewalt auf dem Spielfeld und analysierte dafür die Spielberichtsbögen in den Amateurklassen. 

Laut DFB ging die Zahl der Spielabbrüche im vergangenen Jahr zurück, ebenso die Gewaltdelikte gegen Schiedsrichter. Diese Erfolge führt der Verband auf neue Konzepte und Regeln wie die Kapitäns-Regel zurück. Experten äußern jedoch Zweifel an der Datenerhebung des DFB, wie die Sportschau berichtet

Ein Trainer umgeben von Kinderfotos. Die Illustration auf rotem Hintergrund symbolisiert Themen wie heimliche Filmaufnahmen, Schläge, sexualisierte Gewalt, die Kinder im Fußball erlebten.

Bundesrechnungshof rügt Gesundheitsministerium wegen fehlender Nachweise
Unter dem Ex-Gesundheitsminister Spahn flossen Milliarden in digitale Projekte. Der Bundesrechnungshof erhebt Vorwürfe wegen fehlender Kontrolle und mangelnder Nachweise. 
correctiv.org

Russen können trotz Sicherheitsbedenken EU-Immobilien kaufen
Obwohl 18 Sanktionspakete verabschiedet wurden, können russische Staatsbürger Immobilien in der EU kaufen. Mehrere Länder halten das für ein Sicherheitsrisiko. Unsere Recherche zeigt: Ein EU-weites Verbot scheiterte an einem einzelnen Staat. Und Deutschland hat keine Daten zu den Käufern. 
correctiv.org

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Max Bernhard, Jonathan Sachse und Finn Schöneck