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Gewaltvideo aus Puerto Rico hat nichts mit Migration in Europa zu tun

Ein Video von einer Schlägerei im Bus soll angeblich die Folgen von Migration in Europa zeigen. Doch die Szene stammt aus der Stadt San Juan in Puerto Rico.

In der puertoricanischen Stadt San Juan ereignete sich ein Gewaltvorfall in einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs (Bild: Carlos Berríos Polanco / Picture Alliance / Sipa USA)
In der puertoricanischen Stadt San Juan ereignete sich ein Gewaltvorfall in einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs (Bild: Carlos Berríos Polanco / Picture Alliance / Sipa USA)
Behauptung
Ein Video zeige, wie ein schwarzer Mann, der in Europa Asyl erhalten habe, einen weißen Mann in einem Bus angreife.

Faktensammlung

Hinweis: In diesem Beitrag werden Aufnahmen gezeigt und verlinkt, die Gewalt zeigen.

In Sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das Gewalt in einem Bus zeigt. Darin schlägt ein schwarzer Mann mehrfach auf einen weißen Mann ein. In einem viralen X-Beitrag heißt es dazu: „Zum Glück haben wir diesem armen Schwarzen in Europa Asyl gewährt. Kaum vorzustellen, was ihm sonst in seiner Heimat zugestoßen wäre.“ In einer längeren Version des Videos ist zu sehen, wie der Busfahrer den weißen Passanten aus dem Bus führt.


Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu mehreren Videos und Berichten, die nicht Europa als Ort des Vorfalls benennen, sondern die Insel Puerto Rico. Mehrere lokale Medien berichten von dem Vorfall. Er soll sich am 17. Juli 2025 auf der Avenida Ponce de León in San Juan ereignet haben. Laut Medienberichten habe der weiße Mann den Bus betreten, unzusammenhängend gesprochen, geflucht und den Bus beschädigt. Mehrere Fahrgäste sollen daraufhin den Bus verlassen haben. Schließlich habe ein Mitfahrer ihn angegriffen und aus dem Bus gedrängt. In einer längeren Version des Videos ist zu sehen, wie der Busfahrer den weißen Passanten aus dem Bus führt. Der Präsident der örtlichen Busgesellschaft, Luis González Rosario, bestätigte laut Medienberichten den Vorfall und bezeichnete ihn als „isoliert und atypisch“. Er kündigte an, zusätzliche Maßnahmen zur Sicherheit in den Bussen zu prüfen.


Handelt es sich bei dem Video und den Medienberichten wirklich um denselben Vorfall? Das belegen Details in den Aufnahmen. Der Bus im Video trägt die Aufschrift „Autoridad Metropolitana de Autobuses“ (AMA): So heißt der Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs von San Juan, Puerto Rico. Im Video sind ein rosafarbenes Haus, ein grünes Bushaltestellenschild mit der Aufschrift „Parada“ und Geschäfte am rechten Bildrand zu erkennen. Als Haltestelle lässt sich die „Parada 291“ identifizieren: Auf Aufnahmen des Vorfalls ist ein Schild mit der Zahl 91 sichtbar. Ein Abgleich mit Google Street View zeigt, dass die Gebäude, das Bushaltestellenschild und das rosa Haus mit dem Ort der Haltestelle übereinstimmen. Damit lässt sich der Aufnahmeort des Videos eindeutig belegen: Es ist die Avenida Juan Ponce de León in San Juan.


Um mehr über den aktuellen Stand zum Fall in Puerto Rico zu erfahren, haben wir Anfragen an die Busgesellschaft AMA, die Stadt San Juan und die Polizei gestellt. Bisher haben die angefragten Stellen nicht geantwortet – falls sie es noch tun, ergänzen wir die Informationen an dieser Stelle.


In sozialen Netzwerken reißen Menschen Gewaltvideos wie dieses oft aus dem Zusammenhang und geben falsche Orte an. In diesem Fall schürt das Video rassistische Vorurteile zur Migration in Europa, obwohl der Aufnahmeort tausende Kilometer von Europa entfernt ist und die Situation einen ganz anderen Hintergrund hatte.


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov