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Thema des Tages: Hamburg zwingt Politik zu Klimaschutz

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Pro-Israel-Zitat stammt nicht von Hollywood-Star Al Pacino

Gute Sache(n): Wie sollen Schulen der Zukunft aussehen? • So verarbeiten Unternehmen Rotorblätter von Windrädern zu neuen Produkten • Ultraschallwellen können Tumore zerstören

CORRECTIV-Werkbank: Bundesregierung verwässert Klimaschutz – davon profitiert vor allem die Wirtschaftslobby

Grafik des Tages: So viel kostet uns Sozialbetrug – im Vergleich zu Steuerhinterziehung

Meike Johannsen (Statistikamt Nord) und Landeswahlleiter Oliver Rudolf stellen die Ergebnisse der Volksentscheide vor. (Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt)

Das bedeutet die Entscheidung: 
Das Hamburger Klimaschutzgesetz wird nun verschärft. Neben dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 legt der Entwurf jährliche Zwischenziele fest, die regelmäßig überprüft werden. Bleiben Erfolge aus, greift ein Sofortprogramm. Klimaschutz soll zudem sozialverträglich sein: Vor allem Menschen mit geringem Einkommen sollen nicht übermäßig belastet werden. So dürfen Vermieter die Kosten für energetische Sanierungen nicht vollständig auf die Mieter abwälzen. 

Ist dieser Zeitplan realistisch?
Ein Gutachten im Auftrag der Hamburger Umweltbehörde sagt: grundsätzlich ja – aber nur mit drastischen Maßnahmen. Dazu gehören das Ende von Gas- und Ölheizungen, flächendeckend Tempo 30, die Elektrifizierung des Verkehrs und der Verzicht auf Erdgas in der Industrie. Diese Schritte sind einschneidend und sie kosten viel Geld. 

Wer war dafür – wer dagegen? 
Entsprechend viele Gegner hatte der Volksentscheid. Wirtschaftsverbände warnten vor Jobverlusten und geschwächten Unternehmen – obwohl die Handelskammer selbst das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 formuliert hatte. Die Wohnungswirtschaft befürchtet steigende Mieten. (Panikmache, sagte hingegen der Mieterverein zu Hamburg). 

Im Hamburger Politikbetrieb lehnten nicht nur CDU und AfD die Initiative ab, sondern auch die regierende SPD. Selbst bei den Grünen gab es keine Einigkeit. Nur die Linke unterstützte das Vorhaben. Dennoch wird die Entscheidung umgesetzt, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ankündigte. Es gilt eine Übergangsfrist von zwei Jahren. 

Warum ist das für Deutschland wichtig?
Die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs zwingen die Politik zum engagierten Klimaschutz. Entgegen dem gesamtdeutschen Trend, der eher die Überschrift verdient: verschleppen, wo es nur geht. Wie konsequent Schwarz-Rot die Klimapolitik ausbremst, haben wir von CORRECTIV mehrfach berichtet. Derweil werden die Warnungen aus der Forschung immer eindringlicher. Eine aktuelle Studie besagt, dass ein wichtiger sogenannter Klimakipppunkt nun erreicht ist: Die Korallenriffe in tropischen Gewässern sind offenbar irreparabel geschädigt und lassen sich kaum noch retten.  

Umso ermutigender klingt für viele, die an der Untätigkeit der Politik verzweifeln, die Entscheidung in Hamburg. Wir haben heute weitere Großstädte gefragt (Berlin, München und Gelsenkirchen), ob sie beim Klimaschutz nun auch engagierter vorgehen möchten. 

Trump droht Russland mit Lieferung von Marschflugkörpern an die Ukraine  
US-Präsident Donald Trump erwägt, Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Die Tomahawk-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern könnten zum Einsatz kommen, falls Russland den Krieg nicht stoppt, erklärte Trump gegenüber Reportern. 
deutschlandfunk.de

Lokal: Explosion in Berlin führt zu Brand in Mehrfamilienhaus 
Nach einer Explosion brach in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Neukölln ein Brand aus. Dabei verletzten sich 45 Hausbewohner, 13 von ihnen kamen ins Krankenhaus. Nun ermittelt das Brandkommissariat des Landeskriminalamts.
morgenpost.de (€) / spiegel.de 

Recherche: Greenpeace weist gefährliche Chemikalien in Speisefisch nach 
Eine Recherche von Greenpeace zeigt, dass Speisefische, Muscheln und Krabben aus Nord- und Ostsee teils mit gesundheitsschädigenden PFAS-Chemikalien belastet sind. „Die deutschen Behörden müssen viel stärker als bisher Speisefische, Muscheln und Krabben aus dem Meer auf PFAS untersuchen“, fordert der Ökotoxikologe Julios Kontchou. 
greenpeace.de

Porträt von Al Pacino
Der US-amerikanische Schauspieler Al Pacino 2024 bei der Verleihung der Academy Awards (Symbolbild: Sipa USA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Alte Rotorblätter von deutschen Windrädern landen immer wieder illegal auf ausländischen Mülldeponien. Rotorblätter sind schwer zu recyceln und aufwändig zu entsorgen. Es gibt aber auch kreative Wege für ein „Upcycling“, also eine Neuverwendung der Materialien: Ein paar Unternehmen in Europa bauen aus ihnen zum Beispiel Brücken, Spielplätze und Straßenlaternen.  
instagram.com

Fundstück
Durch Zufall entdeckte die Forscherin Zhen Xu im Labor eine Methode, wie Tumore mit gezielten Ultraschallwellen zerstört werden können, ohne dass es eine Operation braucht. Die sogenannte „Histotripsy“ wird bereits in den USA und in Großbritannien eingesetzt. Sie könnte die Krebsbehandlung grundlegend verändern.
watson.de


So sprach sich Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) öffentlich dafür aus, dass einige Wirtschaftszweige wie die chemische Industrie auch nach 2035 weiterhin freie Emissionszertifikate aus dem Europäischen Emissionshandel bekommen. Konkret heißt das: Die Dekarbonisierung soll nach hinten verschoben werden. Ähnliche Forderungen hatte der Verband der chemischen Industrie zuvor in einem Positionspapier formuliert. Dass auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) enge Verbindungen zur Chemie-Lobby pflegt, haben meine Kolleginnen Annika Joeres und Gabriela Keller bereits hier berichtet. 

Merz drängte zuletzt darauf, dass Klimaschutz hinter Wirtschaftsleistungen zurücktreten müsse und forderte, das sogenannte „Verbrenner-Aus“ zu verschieben: „Ich möchte nicht, dass Deutschland zu den Ländern gehört, die an diesem falschen Verbot festhalten“, sagte Merz als Begründung. Eine Forderung, die von der Auto- und Mineralölindustrie bereits seit Monaten immer wieder in die Öffentlichkeit gehoben wird – und nun offenbar auch den Kanzler erreicht hat. 

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte ebenfalls einen neuen Fahrplan für die deutsche Energiewende an – weniger Ausbau der Erneuerbaren, mehr Gaskraftwerke – und bediente sich dabei offenbar großzügig an einem Lobbypapier der Energieriesen EON und RWE

Entscheidungen und Ankündigungen, die Deutschland nicht bei der Energiewende oder dem überfälligen Umbau der Wirtschaft helfen. Im Gegenteil: Sie markieren eine neue Richtung in der deutschen Klimapolitik unter dem Kabinett Merz – wirtschaftsnah, wenig progressiv und rückwärtsgewandt.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Mario Büscher, Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Leonie Georg, Ulrich Kraetzer und Jule Scharun.