In eigener Sache

Russland erklärt CORRECTIV zur „unerwünschten Organisation“

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat CORRECTIV zur sogenannten „unerwünschten ausländischen Organisation“ erklärt. Damit stellt der russische Staat unsere journalistische Arbeit pauschal unter Strafandrohung – und zeigt gleichzeitig, dass unsere Arbeit wirkt. Unabhängige Recherche soll in Russland verunmöglicht werden.

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Der russische Präsident Wladimir Putin beobachtet eine strategische Übung der Streitkräfte der Russischen Föderation, Credit: Sergei Savostyanov/ picture alliance / AP

Am 10. Oktober 2025 wurde CORRECTIV vom russischen Justizministerium zur sogenannten „unerwünschten ausländischen Organisation“ erklärt. Damit reiht sich CORRECTIV in eine wachsende Liste internationaler Medien-, Forschungs- und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen ein, deren Arbeit in Russland nicht mehr geduldet wird.

Mit der Erklärung ist CORRECTIV jede Tätigkeit in der Russischen Föderation gesetzlich untersagt. Russische Staatsbürger, die im In- oder Ausland mit CORRECTIV Kontakt haben, können von russischen Behörden verfolgt werden. Jede Form der Zusammenarbeit mit CORRECTIV wird kriminalisiert. Dazu zählen bereits die Teilnahme an Gesprächen, die Weitergabe von Informationen, die Mitwirkung an Recherchen oder die Organisation gemeinsamer Projekte. Auch Handlungen, die aus journalistischer Sicht völlig alltäglich sind, können strafbar sein: das Weiterleiten eines Artikels, das Übersetzen eines Textes, das Kommentieren oder Liken von CORRECTIV-Inhalten in sozialen Netzwerken. Wiederholte oder als „systematisch“ interpretierte Kontakte zu CORRECTIV können zu hohen Geldstrafen oder Haftstrafen führen. Der Gesetzestext zu „unerwünschten Organisationen“ ist vage formuliert – eine klassische Taktik autoritärer Regime, zur Erzeugung maximaler Angst. Niemand soll wissen, was mögliche Konsequenzen sind.

CORRECTIV Publisher David Schraven sagt dazu: „Diese Einstufung ist ein Angriff auf unabhängigen Journalismus und ein Versuch, kritische Berichterstattung einzuschüchtern. Wir lassen uns davon nicht abhalten. Unsere Aufgabe ist es, Fakten sichtbar zu machen – gerade dort, wo Mächtige versuchen, sie zu verbergen. Dass Russland uns kriminalisiert, zeigt nur, wie notwendig unsere Arbeit ist.“

Recherchen zu russischer Einflussnahme

CORRECTIV recherchiert systematisch zu russischen Desinformationskampagnen, zu Sanktionsumgehung und russischen Kriegsverbrechen. Wir dokumentieren, wie der russische Staat Einfluss auf die AfD nimmt und welche Machtstrukturen Vladimir Putin im Westen aufbaut. Unsere Veröffentlichungen machen Strukturen und Methoden Russlands sichtbar, die bisher nicht öffentlich zugänglich waren.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist der Aufbau der russischsprachigen Exilredaktion Radio Sacharow. Sie bietet Journalistinnen und Journalisten, die aus Russland geflohen sind, eine Plattform, um unabhängig und kritisch zu berichten. Radio Sacharow richtet sich an ein Publikum im In- und Ausland und ermöglicht die Fortsetzung professioneller Berichterstattung, auch dort, wo freie Medien vor Ort eingeschränkt sind. 

Über die journalistische Arbeit hinaus schaffen wir mit CORRECTIV.Exile Räume für Austausch und Vernetzung: Bei den monatlichen Exile Talks bringen wir exilierte Medienschaffende und die deutsche Öffentlichkeit zusammen. In Diskussionsrunden, Vorträgen und Workshops widmen wir uns drängenden Themen – von Pressefreiheit und Menschenrechten bis hin zur Rolle des Exiljournalismus in demokratischen Gesellschaften.

Erschwerte Bedingungen, erhöhter Quellenschutz

Die Einstufung erschwert unsere Recherchen zu Russland, macht sie aber nicht unmöglich. „Wir bewerten den Schutz potenzieller Quellen und Gesprächspartner aus Russland neu. Wir werden unsere Sicherheitsmaßnahmen verstärken. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern“, so David Schraven. 

„Für uns bei CORRECTIV.Exil ist diese Entscheidung besonders schmerzhaft. Wir wissen, dass Partner, Freunde und Familienangehörige in Russland derzeit gefährdet sind. Unsere Arbeit wird schwieriger. Aber genau deshalb hören wir nicht auf. Solange es Menschen gibt, die die Wahrheit wissen wollen, werden wir berichten.“, ergänzt Viera Zuborova Direktorin CORRECTIV.Exile.

Unsere Recherchen gehen weiter – zu Verbrechen, Desinformation, Einflussnahme und autoritären Netzwerken. Sorgfältig, unabhängig und geschützt durch journalistische Standards.