Politik

Virales Tiktok-Video mit Gabriele Krone-Schmalz ist KI-generiert

In einem Tiktok-Video kritisiert die Journalistin und Autorin Gabriele Krone-Schmalz, Russland sei vom verlässlichen Partner zum Feind erklärt worden. Zwar ist Krone-Schmalz für umstrittene Positionen bekannt, doch das Video ist KI-generiert. Ein Tiktok-Kanal verbreitet gleich mehrere solcher Fakes.

von Matthias Bau

Gabriele Krone-Schmalz (Journalistin) 02/22 her Gabriele Krone-Schmalz am...
Gabriele Krone-Schmalz in der Talkshow „Markus Lanz“ im Jahr 2022 – die Journalistin arbeitete zwischen 1987 und 1991 als Russland-Korrespondentin für die ARD (Symbolbild: Teutopress / Picture Alliance)
Behauptung
In einem Video sei die Journalistin und Autorin Gabriele Krone-Schmalz zu sehen, die sage Russland sei zum Feind erklärt worden, weil „es ins Narrativ passt“.
Bewertung
Manipuliert. Das Video ist KI-generiert und zeigt nicht die echte Gabriele Krone-Schmalz.

„Jahrzehntelang hat uns Russland mit Energie versorgt. Verlässlich, günstig, stabil. Das Fundament unseres Wohlstands und eines Tages erklärt man diesen Partner einfach zum Feind“, sagt Gabriele Krone-Schmalz in einem Video auf Tiktok. Das denken zumindest einige Nutzerinnen und Nutzer, die nicht genau hingeschaut haben. Denn das Video ist KI generiert, Krone-Schmalz spricht darin nicht wirklich. Dennoch erhielt das Video rund 900.000 Aufrufe und Kommentare wie: „Eine sehr kluge Frau“ oder „Dankeschön, gute Journalistin Krone-Schmalz“. 

Die Journalistin und Autorin war von 1987 bis 1991 Russland-Korrespondentin der ARD in Moskau und veröffentlichte mehrere Bücher über Russland. In aktuellen Vorträgen und Interviews spricht sie sich dafür aus, mit Russland zu kooperieren, indem man beispielsweise die Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigt. Wie die Tagesschau berichtet, gelten jedoch viele ihrer Ansichten in der Wissenschaft als abwegig, manche Forschende werfen ihr Desinformation und die Verbreitung prorussischer Propaganda vor. 

In einem Tiktok-Video ist vermeintlich die Autorin Gabriele Krone-Schmalz zu sehen, die kritisiert, dass Russland zum Feind erklärt worden sei. Doch das Video ist KI-generiert.
In einem Tiktok-Video ist vermeintlich die Autorin Gabriele Krone-Schmalz zu sehen, die kritisiert, dass Russland zum Feind erklärt worden sei. Doch das Video ist KI-generiert. (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Video ist KI-generiert – Krone-Schmalz geht laut eigener Aussage nicht mehr gegen KI-Fakes vor

Das Video ist eines von vielen, die angebliche Aussagen von Krone-Schmalz zeigen – mal geht es um eine „Rentenlüge“, mal um „Deutschlands Abstieg“. Dass die Videos jedoch allesamt KI-generiert sind, macht der Kanal nur in seiner Profil- und in der Videobeschreibung deutlich. Darin heißt es, der Beitrag enthalte „KI-generierte Medien“ und sei mit Capcut erstellt worden. Das ist ein Videoprogramm der Firma hinter Tiktok, mit dem sich unter anderem KI-Videos erstellen lassen.

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck schrieb Krone-Schmalz über den Tiktok-Kanal, dieser sei ihr nicht bekannt; authentische Videos sammele sie auf ihrer Internetseite und ihrem Youtube-Kanal. 

Die Fälschung ist zum Beispiel daran zu erkennen, dass die Lippenbewegung unnatürlich und nicht synchron zum Ton sind – insbesondere am Ende des Videos (Minute 1:11) verschwimmt das Gesicht der Journalistin und ihre Brille rutscht hin und her. Auch die Stimme der vermeintlichen Gabriele Krone-Schmalz klingt anders als die der echten. 

Der Betreiber des Kanals schrieb auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, er sehe die Videos als „rein kreative und satirische Inhalte“. Darauf berufen sich Verbreiterinnen und Verbreiter von Desinformation immer wieder. Ihm sei bewusst, dass nicht alle Zusehenden die Inhalte als KI-generiert erkennen würden, daher seien die Beiträge gekennzeichnet. Doch das stimmt nicht für alle Videos – nach unserer Anfrage veröffentlichte der Account erneut ein Fake-Video mit Krone-Schmalz, dieses Mal ohne KI-Kennzeichnung. Zudem gehen solche Hinweise bei der weiteren Verbreitung von Videos durch andere Nutzerinnen und Nutzer häufig verloren. 

CORRECTIV.Faktencheck hat Krone-Schmalz gefragt, ob sie gegen den Kanal vorgehen werde. Darauf antwortete sie: „Ich habe nicht vor, gegen den von Ihnen genannten Kanal vorzugehen, denn meine bisherigen Versuche, gegen Fake-Videos etwas zu unternehmen (Anzeige bei der Polizei beziehungsweise Beauftragung eines Anwalts) haben zu nichts geführt.“

Redigatur: Paulina Thom, Sarah Thust

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.