Fehlende Belege für angebliche Hundeverbots-Kampagne
Die Facebookseite „Frauenbündnis Kandel” verbreitet einen Bericht über eine angebliche Anti-Hunde Kampagne im englischen Manchester. Faktenchecker haben die Geschichte schon mehrfach geprüft.
Droht in Deutschland Gewalt gegen Hunde durch Muslime? Diese Behauptung stellt die Facebookseite „Frauenbündnis Kandel – Zusammenhalt für Deutschland” auf. In einem Post berichtet die Gruppe über eine Flugblattaktion in Manchester. Eine „muslimische Kampagnengruppe” würde dort zu einem radikalen Hundeverbot aufrufen.
Als Quelle gibt das Frauenbündnis einen Artikel der Seite The European von Juli 2017 an. Unter der Überschrift „Schleichende Islamisierung im Kampf gegen ‘unreine’ Tiere” berichtet ein Autor dort über eine angebliche muslimische Kampagnengruppe „Öffentliche Reinheit“, die in Manchester zum radikalen Hundeverbot aufrufe. Diesen Bericht vermengt der Autor mit der Behauptung: „Auch in Europa kommt es immer öfter zu Gewalttaten gegenüber Hunden – insbesondere in Städten mit einem hohen Muslim-Anteil.” Für diese Behauptung liefert er keinerlei Beleg. Doch was steckt hinter der angeblichen muslimischen Kampagne in Manchester?
Die Meldung entstand schon 2016
Die Meldung tauchte im Juli 2016 in englischen Medien auf. Unter anderem berichteten die Manchester Evening News und der Telegraph über Flugzettel einer Gruppe namens „For Public Purity“, die in Manchester aufgetaucht waren. Auf den Flugzetteln forderte die Gruppe aus Rücksicht auf die muslimische Community weniger Präsenz von Hunden in der Öffentlichkeit. Doch wer steckt hinter der Gruppe?
Auf den von Manchester Evening News veröffentlichten Fotos der Flugblätter ist ein Link und der Name einer Facebook-Gruppe abgedruckt. Auf der genannten Webseite sind mittlerweile Artikel auf Dänisch zu finden, die offenbar nichts mit der Gruppe zu tun haben. Eine alte Version der Webseite ist auf archive.org abgespeichert. Die Facebookgruppe existiert weiterhin. Der letzte Beitrag auf der Seite stammt von Mai 2016. In den veröffentlichten Posts geht es um die These, dass Muslime durch das Berühren von Hunden unrein werden könnten. Immer wieder wird, wie auf den Flugzetteln, weniger Präsenz von Hunden im öffentlichen Raum gefordert.
In mehreren Faktenchecks sind Journalisten von Snopes, Mimikama und BuzzFeed News zu dem Schluss gekommen, dass es mehrere Anzeichen dafür gibt, dass die Flugblätter nicht authentisch sind.
Die Faktenchecker von Snopes nennen dafür vier Gründe:
- Keine Beweise für die Existenz der „For Public Purity” Organisation vor März 2016, als die Facebook-Seite und die Website erstellt wurden.
- Keine Angabe von Kontaktmöglichkeiten außer der Webseite und der Facebookgruppe.
- Keine Belege für Verbindung mit existierenden islamischen Organisationen.
- Zwar gibt es islamische Schriften, die Hunde als unrein bezeichnen, aber nicht alle Muslime stimmen dem zu. Viele besitzen sogar Hunde.
Aus den genannten Gründen ist also unklar, wer hinter der Aktion steckt. Möglicherweise soll die Kampagne gezielt Stimmung gegen Muslime machen.
Weil die Meldung aus dem Jahr 2016 im April diesen Jahres von US-amerikanischen Facebookgruppen erneut aufgegriffen wurde, veröffentlichte BuzzFeedNews ebenfalls einen Artikel dazu. Darin greifen die Autoren auch die Theorie auf, bei der Aktion handele es sich um eine geplante Troll-Kampagne, die in einem 4Chan-Chat organisiert worden sei. Der angebliche Chat ist archiviert und einsehbar. Die Faktenchecker von Snopes bewerten den einzelnen archivierten Thread jedoch nicht als beweiskräftig.