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TURKEY

Das Erdoğan-Regime verschleppt weltweit Anhänger der Gülen-Bewegung. Opfer erheben einen schweren Vorwurf: zu dem Programm gehören auch geheime Foltergefängnisse. Eine gemeinsame Recherche von neun internationalen Medienpartnern unter der Leitung von CORRECTIV.

11. Dezember 2018

Kosovo

Die Szene auf einer Straße am Stadtrand von Pristina könnte eine Verkehrskontrolle sein. Zwei Autos parken hintereinander auf dem Seitenstreifen, neben Sträuchern mit weißen Blüten und akkuraten Reihen von Baumsetzlingen. Zwei Polizisten steigen aus dem vorderen silbernen Wagen aus.

Dann öffnen die Polizisten die Türen des hinteren Autos. Einer reißt einen Jungen am Hals vom Rücksitz des Wagens und ringt ihn zu Boden. Eine Frau springt hinten aus dem Auto, versucht den Jungen zu befreien. Sie verschwinden zwischen den Sträuchern.

Der andere Polizist holt den Fahrer aus dem Auto, legt ihm Handschellen an. Die Polizisten führen ihn zum vorderen Auto und fahren davon.

Die Frau läuft auf die Straße, versucht verzweifelt, ein Auto anzuhalten. „Wir sind Lehrer, das ist das Werk von Erdoğan!“, ruft sie panisch.

Es ist der 29. März 2018, kurz vor 8 Uhr. Wenige Minuten zuvor ist ein Privatjet vom Typ Bombardier Challenger mit der Kennung TC-KLE am internationalen Flughafen von Pristina gelandet.

Um 10 Uhr hebt er wieder ab. An Bord sind der aus dem Auto gezerrte Mann und fünf weitere entführte Männer. Fünf von ihnen sind Lehrer an der Mehmet-Akif-Schule in Pristina.

Offizielles Ziel der Maschine: ein Militärflughafen in Ankara.

Die Überwachungskamera einer Gärtnerei hat die Entführung aufgezeichnet. Das Video von der Entführung in der kosovarischen Hauptstadt Pristina ist nicht das einzige seiner Art. Kosovo, Gabon, Sudan, Republik Moldau, Aserbaidschan, Ukraine, Malaysia: die Liste der Länder, aus denen türkische Staatsbürger gekidnappt und in die Türkei gebracht wurden, ist lang.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte angekündigt, Anhänger der Gülen-Bewegung aus dem Ausland in die Türkei zu holen und dort der Justiz zu übergeben. Neun internationale Medien, darunter das ZDF Magazin Frontal 21, decken nun in einer von CORRECTIV koordinierten Recherche das ganze Ausmaß des vom türkischen Geheimdienst MIT entwickelten Entführungsprogramms auf. Und es gibt Hinweise auf einen zweiten, bisher unbekannten Teil der Unterdrückungsmaschinerie: geheime Folterstätten in der Türkei. Die türkische Regierung reagierte nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV. In der Vergangenheit hat sie Folter bestritten.

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„Extraordinary renditions“ nannten die USA ihr geheimes Programm im Kampf gegen den Terror. Die CIA kidnappte Terrorverdächtige in aller Welt, flog sie an geheime, weit entfernte Orte und folterte sie dort. Neben Guantanamo auf Kuba gab es weltweit Geheimgefängnisse der CIA, unter anderem in Polen und Thailand. In den sogenannten „Black Sites“ zählten weder die universellen Menschenrechte noch heimische Gesetze.

Unsere Recherchen zeigen: Die Türkei, ein Land an der Schwelle Europas und ein wichtiger Partner Deutschlands, hat ein ähnliches Entführungsprogramm. Mit drei Unterschieden: Der Geheimdienst MIT kidnappt Türken nicht nur im Ausland, in Kooperation mit den dortigen Behörden. Sondern auch in der Türkei werden nach unseren Recherchen offenbar Menschen verschleppt. Die Entführten sind Staatsbürger. Und der Geheimdienst hat es gar nicht nötig, sie an entlegene Orte im Ausland zu fliegen.

Zwei Männer berichten gegenüber CORRECTIV und dem ZDF Magazin Frontal 21 zum ersten Mal über „Black Sites“, also geheime Folterstätten, mitten in der Türkei. Beide sind Anhänger der Gülen-Bewegung. Die Details ihrer Aussagen lassen sich nicht verifizieren. Doch ihre Schilderungen wirken glaubwürdig.

Ankara

Vielleicht fünf Sekunden, dann ist Tolga von der Straße verschwunden. So erzählt er es.

Tolga, der eigentlich anders heißt, ist ebenso wie die im Kosovo entführten Männer ein Anhänger der Gülen-Bewegung, die Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan für den versuchten Militärputsch 2016 verantwortlich macht. Als er an einem Tag im Jahr 2017 von der Straße gekidnappt wird, lebt er schon seit mehreren Monaten im Untergrund, so wie Tausende Gülen-Anhänger. Er hat mehrmals die Wohnung gewechselt.

Tolga hat gerade seine Tochter in Ankara zur Schule gebracht, da steht plötzlich ein Mann vor ihm, wedelt mit den Armen, ruft ihm etwas zu. Während Tolga ihn noch zu verstehen versucht, wird er von hinten gepackt. Vier Arme zerren ihn in einen Transporter.

Im Wagen traktieren ihn Knie und Fäuste. 
Dann wird es dunkel.

Tolga bekommt einen schwarzen Sack über den Kopf gezogen. Was er nicht ahnt: er wird ihn mit nur kurzen Unterbrechungen die nächsten Wochen und Monate tragen. Als er sich nicht mehr wehren kann, fesseln seine unsichtbaren Gegner mit Kabelbindern seine Arme und Beine.

Gedanken rasen durch seinen Kopf. Tolga hatte schon zuvor von solchen Entführungen gehört. Jetzt soll das ihm passieren?

Die Fahrt dauert nicht lange. Tolga hört eine schwere Schiebetür. Er wird – dem Echo der Schritte nach zu urteilen – in eine größere Halle gebracht. Er muss sich ausziehen, bekommt eine Art Pyjama, wird in eine Zelle gebracht. Wenn seine Wächter an der Tür klopfen, sagen sie ihm, muss er sich mit dem Rücken zur Tür hinknien und den Kopf auf den Boden senken.

Wenig später klopft es das erste Mal. Tolga tut, wie ihm geheißen. Einige Männer holen ihn aus der Zelle und bringen ihn in einen anderen Raum.

Dann geht es los. Mehrere Männer schlagen ihn mit Stöcken, geben ihm Elektroschocks. Sie schreien ihn an, beleidigen ihn.

Tolga bekommt etwas in die Hand gedrückt. Es ist ein Sexspielzeug, ein Dildo. Die Männer ziehen Tolga aus und zwingen ihn auf die Knie und auf den Boden.

„Jetzt weißt du, was wir damit tun werden,“ sagen sie. Einer von ihnen setzt sich auf ihn. 

In der Zelle wird Tolga gezwungen, laute Musik zu hören, die die Türkei verherrlicht. Es muss auch eine Kamera und eine Sprechanlage geben: Immer wenn Tolga versucht, den Sack über seinem Kopf ein wenig hoch zu schieben, wird er angebrüllt. Für seine erste Dusche nach zehn Tagen darf Tolga ihn abnehmen. Er sieht seinen eigenen Körper: überall schwarz und blau. Und ausgezehrt.

Tolga bekommt nur wenig Wasser. Morgens ein kleines Sandwich mit Käse und einer Tomatenscheibe. Abends eine Schale mit einer dünnen Reissuppe, dazu ein Stück Brot. Zwei, drei Mal am Tag wird Tolga verhört und dabei gefoltert.

Sobald Tolga die Augen schließt, hat er Alpträume: Er sieht dann seine weinenden Kinder vor sich. Die vielen Schläge hält er besser aus als die Drohung seiner Peiniger: „Wir werden diese Dinge auch mit deiner Frau tun, mit deinen Eltern. Deine Kinder schauen dann dabei zu.“

Manchmal nehmen sie Tolga den Sack ab und stellen ihn dicht vor eine Wand mit Fotos. Er soll über andere Mitglieder der Gülen-Bewegung auspacken. Wer Geldprobleme hat, wer Interesse an materiellen Dingen.

Das meiste scheinen sie schon zu wissen.

Erdoğans Kampf

Gegen einen Feind, der einmal ein Freund war, geht man besonders unerbittlich vor. Vielleicht lässt sich so die Härte erklären, mit der das Erdoğan-Regime seit dem gescheiterten Putschversuch im Sommer 2016 gegen die Gülenisten vorgeht. „Wir werden den Kampf gegen die Gülenisten, so lange fortsetzen, bis wir sie komplett ausgemerzt haben“, verkündet Erdoğan im Juli bei einer AKP-Sitzung im türkischen Parlamentsgebäude.

Weil der islamistischen Bewegung unter der Militärherrschaft in der Türkei der Weg in die Politik versperrt war, setzte sie auf eine langsame Islamisierung der Gesellschaft von unten. Dabei konzentrierte sich die Bewegung auf den Aufbau von Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen.

Die Bewegung rund um den Imam Fethullah Gülen und seine Version des Islam wird weltweit auf mehrere Millionen Menschen geschätzt. Fast 2.000 Schulen betreibt sie schätzungsweise in etwa 160 Ländern – wie zum Beispiel die Mehmet-Akif-Schule in Pristina. Der Gülen-Bewegung zugerechnete Unternehmen sollen einen mittleren zweistelligen Milliarden-Betrag wert sein.

Mit dieser Bewegung schloss Erdoğans AKP in den 1990er Jahren eine strategische Allianz.

Gemeinsam forderten sie eine politische Klasse heraus, die von der jahrzehntelangen Militärherrschaft in der Türkei geprägt war. Nach den Wahlerfolgen der AKP konnten auch die Gülenisten unzählige Posten in der Verwaltung, der Justiz, dem Bildungssystem, dem Sicherheitsapparat und den Medien besetzen.

Gemeinsam gingen AKP und Gülenisten gegen ihre innenpolitischen Gegner vor: das Militär, die Kurden, die Säkularisten. Doch spätestens 2013 kam es zum Bruch. Jetzt sind die Gülenisten selbst die größten Gegner Erdoğans.  

Anders als die CIA mit ihren „extraordinary renditions“ nach den Anschlägen des 11. September 2001 macht die Türkei kein Geheimnis aus ihrem Entführungsprogramm. „Die Gülenisten, die geflohen sind und sich jetzt in Sicherheit wähnen, bringen wir einzeln zurück ins Land und übergeben sie der Justiz unseres Landes“, so Erdoğan im Parlament.

Man habe inzwischen 80 Gülenisten aus dem Ausland in die Türkei gebracht, vermeldete im April ein Regierungsmitglied auf einer Pressekonferenz. Die Entführten werden in der staatstreuen Presse wie Trophäen abgelichtet. 

Der damalige Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci fand unmittelbar nach dem Putsch im August 2016 deutliche Worte: „Wir werden sie so bestrafen, dass sie darum betteln werden, dass wir sie abschlachten, damit ihr Leiden aufhört. Wir werden sie um den Tod betteln lassen.“

Ein glaubwürdiger Zeuge?

Seit dem gescheiterten Putsch hat die Gülen-Bewegung allen Grund, sich auf der internationalen Bühne als Opfer darzustellen. Sind die Erzählungen von geheimen Foltergefängnissen gar eine konzertierte PR-Aktion der Bewegung?

Gülen-nahe Journalisten verbreiten die Version der Folterstätten. So zum Beispiel Bold Medya, das in einem Video die Geschichte von nicht näher identifizierten Folteropfern erzählt. Einige Details ähneln dem, was Tolga berichtet.

Wir haben Tolga mehrere Male getroffen, um seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Um ihn nicht zu gefährden, suchen wir als Treffpunkte Hotels aus, zu denen es einen Zugang über eine Tiefgarage gibt.

Zuletzt treffen wir Tolga gemeinsam mit den Recherchepartnern in einem kleinen Hotelzimmer irgendwo in Europa. Einige Kollegen sitzen auf den Betten, andere auf dem Fußboden und befragen Tolga. Seine Schilderungen sind detailreich, Widersprüche zu den früheren Gesprächen gibt es nicht.

Immer wieder steht er auf, erklärt die Beschaffenheit der Zelle, in der er nach seiner Darstellung gesessen hat. Immer wieder kommen ihm die Tränen.

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CORRECTIV und seine Recherchepartner haben zudem ein zweites Opfer gefunden. Wir nennen den Mann Ali.

Auch er hat in einer Einrichtung der Gülen-Bewegung gearbeitet. Nach seiner Schilderung wurde er in einer anderen Stadt der Türkei entführt und saß ebenfalls über drei Monate in einer Folterstätte in Ankara. Er bestätigt unabhängig von Tolga das Vorgehen der Entführer und die Foltermethoden.

Ali durfte nicht beten, musste nackt stehen, bis er vor Erschöpfung umfiel. So schildert es der Mann. „Sie haben mir gesagt, ich sei ein Terrorist und haben mir alle möglichen Straftaten vorgeworfen.“

Sie haben in ihren Köpfen ein Drehbuch geschrieben und mir dabei eine Rolle zugeschrieben. Und ich sollte das durch Unterdrückung und Folter akzeptieren.“

Aufrufe der Familien von Ali und Tolga unmittelbar nach den Entführungen in sozialen Medien machen es unwahrscheinlich, dass Tolga und Ali ihre Berichte im Nachhinein erfanden.

„Deine Frau nervt uns,“ raunt einer der Wärter Tolga einmal zu. So erfährt er, dass seine Frau ihn sucht. Sie geht immer wieder zu Polizei und Staatsanwaltschaft, wendet sich an internationale Menschenrechtsorganisationen, bittet in sozialen Medien um Hilfe bei der Suche nach ihrem Mann.

Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch haben bereits systematische Folter und Misshandlungen in Polizeistationen und regulären Gefängnissen in der Türkei dokumentiert.

Das schwedische Stockholm Center for Freedom hat etwa 20 Fälle festgehalten, bei denen Gülenisten in der Türkei spurlos verschwunden sind. Öztürk Türkdoğan, der Vorsitzende des türkischen Menschenrechtvereins IHD, hat 15 solcher Fälle gezählt und hat zu mehreren davon selbst gearbeitet. Türkdoğan geht davon aus, dass es sich um geheimdienstliche Aktionen handelt. Mitten auf der Straße, meist mit einem schwarzen Kleintransporter mit dunklen Scheiben.

„Viele Opfer, die lange Zeit entführt waren und später frei gelassen wurden, sprechen leider nicht darüber”, sagt Türkdoğan. „Aber ihre Familien haben uns berichtet, dass sie sehr schwerer Folter ausgesetzt waren. Die Familien haben auch erzählt, dass einige das nicht aushielten und sich umgebracht haben.“

Die türkische Regierung ließ Fragen nach ihrem internationalen Entführungsprogramm und dem Vorwurf von geheimen Foltergefängnissen unbeantwortet. In der Vergangenheit hat die Regierung bestritten, dass in der Türkei Folter gebe. „Sie reden davon, dass wir foltern. Bei uns gibt es bei Folter null Toleranz,“ sagte Präsident Erdoğan in einer Rede nach dem Putsch. 

Geheim sind die zwangsweisen Rückführungen von Türken, wie gesagt, nicht.

Wer die Bundesregierung danach fragt, erhält erst einmal einen Verweis auf die Mitarbeit der lokalen Behörden. So schrieb sie in einer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion von Die Linke: In den allermeisten Fällen dürfte es sich um „offizielle Maßnahmen der jeweiligen Gastländer handeln, die von türkischer Seite zwar initiiert, von dieser aber nicht eigenständig auf fremdem Staatsgebiet durchgeführt wurden.“

Eine ziemlich verklausulierte Beschreibung für einen fragwürdigen Prozess: Im Grunde sagt die Regierung nur, dass der türkische Geheimdienst nicht selbst die neuen Staatsfeinde in schwarze Transporter zwingt.

Offenbar läuft es so ab: Der MIT macht die Opfer ausfindig. Dann bringt er die Sicherheitsbehörden der Gastländer dazu, sie zu kidnappen und ihm auszuhändigen. Mit einem rechtsstaatlichen Auslieferungsverfahren hat dieser Ablauf nichts zu tun.

Der Bundesregierung müsste das bewusst sein. In einer weiteren Antwort auf eine Anfrage im Bundestag schreibt sie, der MIT in Deutschland versuche sehr aktiv, den Aufenthaltsort von geflohenen Gülenisten aufzuspüren. Auch Hinweise auf geheime Folterstätten liegen der Bundesregierung schon länger vor, wie aus einem internen Papier des Auswärtigen Amts zur Situation in der Türkei vom Februar 2017 hervorgeht.

Darin findet sich ein Hinweis, dass Menschenrechtsaktivisten aufgrund der Art der von Opfern erlittenen Verletzungen davon ausgingen, dass die Misshandlungen nicht mehr nur in regulären Polizeistationen stattfänden.

Die Kooperation der Regierungen

Ein weltweites Entführungsprogramm wird nicht dadurch legal, dass man Erfüllungsgehilfen in Partnerländern dafür findet. „Ich kann sagen, dass alle Belege darauf hindeuten, dass dies der größte Verstoß gegen unsere Souveränität seit der Unabhängigkeitserklärung ist. Und er wurde durch unsere eigenen Behörden begangen“, sagt Xhelal Sveçla. Er ist Abgeordneter der Opposition im Kosovo und versucht, die Entführungen der Lehrer aufzuklären.

Der Kosovo erhält viele Investitionen aus der Türkei. So gehört der Flughafen der Hauptstadt Pristina einem türkischen Unternehmer, der Erdoğan nahe steht.

Nicht alle der sechs im März verhafteten Männer wurden aus einem Auto gezerrt. Andere waren an jenem Morgen unter einem Vorwand aufs Polizeirevier gebeten und dort festgesetzt worden. Überwachungskameras vom Flughafen in Pristina zeigen, wie die sechs Männer, die Hände auf den Rücken gebunden, von Polizisten durch das Gebäude zu dem auf dem Rollfeld wartenden Privatjet gebracht werden.

Die Frau, die in der Straßenszene neben der Gärtnerei aus dem Auto sprang, heißt Yasemin Karabina. Sie ist Lehrerin an derselben Schule wie ihr entführter Mann. Später am Tag spricht Karabina mit Angehörigen in der Türkei. Sie berichten, die Behörden hätten sie informiert, dass ihr Mann in der Türkei der Justiz übergeben worden sei. Ob sie einen Anwalt benennen möchten.

Die Familien im Kosovo können das nicht glauben, suchen weiter nach den Lehrern. Ihre Schüler demonstrieren am Flughafen. „Gebt uns unsere Lehrer wieder“, steht auf ihren Plakaten.

Der Jet mit der Kennung TC-KLE gehört nach Recherchen von CORRECTIV und Frontal 21 zur geheimen Flugzeugflotte des türkischen Geheimdienstes MIT. Bei den Formalitäten am Flughafen von Pristina hinterließ die Besatzung ein Papier, auf dem der Besitzer des Privatjets aufgeführt ist: eine türkische Bau- und Tourismusfirma namens Birleşik İnşaat Turizm Ticaret ve Sanayi.

Sie ist zugleich Betreiber des Flugzeugs. Im türkischen Handelsregister ist ihre Adresse in Yenimahalle, einem Stadtteil von Ankara angegeben. Genau hier stehen die staatlichen Wohnhäuser, in denen die Beschäftigten des türkischen Geheimdienst MIT wohnen. Das Gelände des MIT liegt nebenan.

Die Firma ist also vermutlich eine  – nur dürftig getarnte Scheinfirma des MIT. Auf eine Anfrage reagierte sie nicht. Das Flugzeug mit der Kennung TC-KLE tauchte laut Radardaten und Fotos von Planespottern in der jüngsten Vergangenheit auch zwei Mal in Deutschland auf: am 27. September 2018 am Berliner Flughafen Tegel. Es war der Tag, an dem Erdoğan zu Besuch in Berlin war. Und am 18. Februar 2017 in München, als dort die internationale Sicherheitskonferenz stattfand.

Die Lehrerin Karabina hat bis heute, acht Monate nach der Entführung, keinen Kontakt zu ihrem Mann gehabt. Zumindest weiß sie, dass er im Istanbuler Gefängnis Silivri in Einzelhaft sitzt. Angeklagt wurde er bisher nicht. Einmal im Monat gibt es einen Haftprüfungstermin, bei dem keine Anwälte oder Angehörigen zugelassen sind. Nur das Ergebnis wird ihnen mitgeteilt: Fortsetzung der Haft.

Nicht jedes Land ist derart kooperativ wie der Kosovo. In der Mongolei schlug ein Entführungsversuch fehl: Am 27. Juli 2018 versucht der MIT, den Direktor einer Gülen-Schule in der Hauptstadt Ulan Bator zu kidnappen. Die Angehörigen schlagen in sozialen Medien Alarm. Die Regierung verhindert im letzten Moment den Start eines Privatjets, der Direktor darf ihn wieder verlassen.

Lokale Medien fotografieren die Maschine: ein Bombardier-Jet vom Typ Challenger mit der Registriernummer TT-4010. Und siehe da: auch diese Maschine ist laut türkischem Luftfahrtregister auf die angebliche Bau- und Tourismusfirma mit Sitz direkt am Hauptquartier des türkischen Geheimdienst registriert.

Bei einer Entführung aus der Republik Moldau charterten die Entführer ein ganzes Linienflugzeug.

In Malaysia zwingen am 12. Mai 2017 die dortigen Behörden Ismet Özçelik, einen Physikdozenten, mit einem Linienflug von Turkish Airlines in die Türkei zu fliegen. Er wird begleitet von türkischen Sicherheitskräften und zwei weiteren gefangenen Gülenisten.

Irgendwo in Schweden

Die Familie Özçelik lebt jetzt ohne den Vater in einem kleinen, typisch schwedisch eingerichteten Haus. Die einsame Gegend ist umgeben von Seen. Sohn Sühleyl Özçelik, auch er einst Physiklehrer an einer Gülen-Schule in Malaysia, arbeitet als Krankenpfleger. Die Kinder gehen in einen Kindergarten, seine jüngere Schwester in die Schule.

Nach dem Putsch hatte Sühleyl die Eltern aus der Türkei zu sich nach Kuala Lumpur geholt. Schon wenige Monate später werden sie dort verfolgt.

Fünf Beamte der malaysischen Ausländerbehörde und vier Zivilpolizisten stehen im Dezember 2016 in Sühleyls Wohnung. Sie haben weder einen Haftbefehl noch einen Durchsuchungsbeschluss, nur Dokumente der türkischen Botschaft. Die Türkei habe den Reisepass des Vaters eingezogen. Sie wollen Ismet Özçelik mitnehmen.

Sühleyl filmt alles mit dem Handy. Es gibt eine Rangelei, der Vater wird geschlagen.

Fünf uniformierte Polizisten kommen hinzu. Vater und Sohn sowie drei Freunde werden verhaftet, verbringen zwei Wochen in einer Zelle mit 200 Insassen. Im Mai brechen Zivilpolizisten wieder die Wohnungstür auf und suchen den Vater.

Der Versuch von Sühleyl Özçelik, den Vater am nächsten Tag an einen sichereren Ort zu bringen, scheitert.

Am Stadtrand ist er plötzlich von fünf Autos umringt. 25, vielleicht 30 Männer, einige mit Tattoos und langen Haaren, steigen aus. Den Vater nehmen sie mit, den Sohn halten sie sechs Stunden lang in einer Tankstelle fest.

Zu Malaysia unterhält die Erdoğan-Regierung beste Beziehungen. Mehrere Gülenisten wurden hier bereits verhaftet. Eine andere Verschleppung wird von einer Überwachungskamera in einer Tiefgarage aufgezeichnet.

Die Özçeliks haben alles verloren, auch das Haus im türkischen Konya, ihrer Heimatstadt. Immerhin fühlen sie sich in Schweden sicher. „Schweden ist nicht wie Kosovo ein Land, in dem der Führer eines Entwicklungslands einfach Leute kidnappen kann,“ sagt Hatice Özçelik verächtlich.

Über mögliche Entführungsversuche von Gülenisten in Europa ist bislang wenig bekannt. Vollkommen sicher sind sie auch hier nicht, wie die gemeinsame Recherche zeigt.

Besonders in Dänemark stehen Gülenisten unter Druck. Die dortigen Sicherheitsbehörden brachten Anfang 2017 einen Journalisten vorübergehend an einen sicheren Ort, weil sie um seine Sicherheit fürchteten. Ihre Schulen haben über 1.000 Schüler verloren, seitdem die türkische Regierung sie als „Terror-Schulen“ bezeichnet hat.

In der Schweiz sollen unmittelbar nach dem Putsch türkische Agenten Pläne geschmiedet haben, einen gülenistischen Geschäftsmann aus Zürich zu entführen. Die türkische Regierung dementierte entsprechende Berichte. Schweizer Ermittler stellten jedoch im Juni diesen Jahres Haftbefehle gegen zwei türkische Diplomaten aus.

Die Spannungen wirken sich überall in Europa auch auf das persönliche Schicksal von Menschen aus, wie ein Beispiel aus Italien zeigt. Dort sind seit dem Putsch zwei Kinder in gülenistische Familien geboren, die ohne Staatsangehörigkeit aufwachsen müssen: die türkischen Konsulate in Italien verweigern ihnen einen Pass.

Irgendwo in Europa

„Ich habe Angst vor anderen Türken, die hier leben“, sagt Tolga. Sie könnten Anhänger des Erdoğan-Regimes sein. Deshalb darf auch nichts über sein Leben in der Türkei oder seinem jetzigen Aufenthaltsort bekannt werden.

Wir treffen Tolga das erste Mal in einem in Café, an einem weiten Platz. Ein schwarzer VW-Transporter fährt über den Platz. Tolga zeigt auf ihn. „Ich habe Angst vor solchen Wagen,“ sagt er. Etwas über ein Jahr ist es her, dass er entlassen wurde.

Immer wieder kommen ihm die Tränen. Besonders, wenn es um seine Familie geht.

In den schlimmsten Momenten seiner Gefangenschaft hatte Tolga den Tod bereits akzeptiert. Er hoffte nur, dass es schnell geht. Und er betete, dass man seine Leiche nicht verbrennen würde. Denn wenn seine Familie keine Leiche fände, würde sie mit der Frage leben müssen, ob er vielleicht doch wieder kommt.

Irgendwann versteht Tolga, dass seine Peiniger ihn nicht töten werden. Sie geben sich große Mühe, dass er ihre Gesichter nicht erkennen kann. Wenn er aus der Zelle tritt, stehen sie so, dass er nicht einmal ihren Schatten sehen kann. Damit er davon nicht auf ihre Körpergröße schließen kann, glaubt er.

Nach einigen Wochen wird er nur noch jeden zweiten oder dritten Tag verhört. Tolga bekommt immer mehr mit von seiner Umgebung. Die Wände seiner Zelle sind gepolstert, darunter spürt er Metall. Es ist eine Reihe von fünf oder sechs Zellen, die in eine größere Halle eingebaut sind.

Tolga hört, wenn draußen jemand vorbei geht, auch aus den Nachbarzellen hört er Stimmen. In den Verhörzimmern ist manchmal ein Fenster offen, draußen rauscht der Verkehr einer großen Straße.

Seine Peiniger wollen Tolga anwerben. Er soll aussagen gegen seine eigene Organisation, als sogenannter „anonymer Zeuge“. Das ist eine Besonderheit des türkischen Justizsystems: Die Anklage kann sich auf anonyme Zeugen stützen. Sie sitzen hinter einem Vorhang. Niemand weiß, wer sie sind.

„Es gibt Informationen, die der Staat nicht auf legalem Weg erreichen kann und durch das Verschleppen dieser Menschen erreichen möchte,“ sagt der IHD-Vorsitzende Türkdoğan. „Diese Menschen werden frei gelassen und gezwungen, geheime Zeugen zu sein.“

Seit dem Putschversuch hat die türkische Justiz ihre Unabhängigkeit verloren. Ihr Vorgehen gleicht einer Hexenjagd. Wer bei einer Bank, der eine Nähe zur Gülen-Bewegung nachgesagt wird, ein Konto hat, wird angeklagt. Tausenden Gülen-Anhängern wurde ein kurzer Prozess gemacht. Auch mithilfe anonymer Zeugen wurden sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Tausende weitere sitzen noch ohne Anklage im Gefängnis.

„Wir wissen doch ohnehin alles über euch,“ sagen die Peiniger zu Tolga. „Bestätige es einfach und rette Dich selbst.“

Zum Schein geht Tolga auf die Forderung ein. Er verlangt Geld, um überzeugender zu wirken. Und er tut so, als sei er durch die Folter nicht mehr ganz bei Sinnen. Er hat einen Weg gefunden, die Tage zu zählen. Doch wenn die Peiniger ihn fragen, wie viele Tage er schon in der Zelle sitzt, sagt er bewusst eine falsche Zahl.

Nach über drei Monaten in der geheimen Folterstätte wird Tolga eines Abends aus seiner Zelle geholt. Er hört wieder, wie die schwere Metalltür zur Seite geschoben wird. Wieder wird er in einen Transporter gebracht.

Dieses Mal dauert die Fahrt länger, vielleicht drei Stunden. Tolga versucht, sich jedes Geräusch zu merken, die Kurven, die Gangschaltung, die Schlaglöcher. Irgendwann merkt er, dass sie im Kreis fahren.

Dann ist er frei. Die Wärter geben ihm seine Kleidung und die Gegenstände zurück, die er bei der Entführung bei sich trug, sogar den gefälschten Personalausweis, den er im Untergrund benutzt hatte.

Vor der Entlassung hat Tolga eine Instruktion bekommen: zu einer bestimmten Zeit soll er an einem bestimmten Ort in Ankara einen Brief ablegen. Mit einem Bericht über seine ersten Tage in Freiheit. So soll seine Karriere als Informant der türkischen Behörden beginnen.

Doch Tolga macht nicht mit. Er taucht wieder unter. Wenige Wochen später gelingt ihm die Flucht nach Europa.

Tolga will, dass seine Geschichte bekannt wird. Er hat noch ein Ziel. Er will, dass die Täter in der Türkei eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden. Dass die Türkei eines Tages wieder ein Rechtsstaat ist, in dem sich Angeklagte vor einem unabhängigen Gericht verteidigen können. Dass die Türkei eines Tages wieder ein Land ist, in dem nicht mehr das Recht des Stärkeren gilt.

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Über die Recherche

Über internationale Kooperationen und die Recherche BlackSitesTurkey.

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Eine Gülen-nahe Einrichtung in den USA hat bisher 49 Entführungsfälle aufgelistet. Auf der Liste der Länder, aus denen Opfer entführt wurden, befinden sich unter anderem Malaysia, Kosovo, Pakistan, Ukraine und Aserbaidschan. Die gemeinsame Recherche hat durch die Befragung von Zeugen und Auswertung von Videoaufnahmen Fälle aus dem Kosovo und Malaysia detailliert dokumentiert.

Die türkische Regierung spricht von 100 Gülenisten, die man aus dem Ausland zurückgeholt habe.

Die Entführungen finden sowohl im Ausland als auch in der Türkei selbst statt. Aufzeichnungen von Überwachungskameras zeigen Szenen, die sich in aller Öffentlichkeit abspielen. In der Türkei werden viele Opfer in schwarzen Transportern weggefahren. Im Ausland werden sie oft mit Privatjets, die dem türkischen Geheimdienst zuzurechnen sind, in die Türkei geflogen. In anderen Fällen wurden die Opfer mit einem Linienflug der staatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines oder einem gecharterten Flugzeug in die Türkei gebracht.

Lokale Behörden kooperieren mit dem türkischen Geheimdienst. Im Kosovo und in Malaysia hat die lokale Polizei die Opfer festgenommen und dem türkischen Geheimdienst zugeführt.

Dies ist kein rechtsstaatliches Verfahren. Normalerweise läuft eine Auslieferung in etwa so ab: ein Gericht des Landes, in dem sich der Beschuldigte aufhält, prüft vor der Auslieferung ihre Rechtmäßigkeit. Dabei spielt zum Beispiel eine Rolle, ob es ein Auslieferungsabkommen zwischen den jeweiligen Ländern gibt und ob die Vorwürfe gegenüber dem Beschuldigten auch in dem Land, das ihn ausliefern soll, eine Straftat darstellen. Dem Beschuldigten steht bei der Prüfung durch das Gericht zudem ein Anwalt zu.

In der Mongolei hat die Regierung eine Entführung verhindert, die der türkische Geheimdienst offenbar ohne Wissen der Regierung durchführen wollte.

Der Bundesregierung ist das Programm bekannt, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage im Bundestag hervorgeht. Sie verweist auf die Mitarbeit lokaler Behörden und geht nicht davon aus, dass türkische Behörden bei dem Programm die Souveränität anderer Staaten verletzen.

Die Regierung macht die Bewegung für den gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich. Seitdem sind Anhänger der Gülen-Bewegung in der Türkei und im Ausland erheblichen Repressionen ausgesetzt.

Die Gülen-Bewegung ist eine islamistische Bewegung, die sich eine Islamisierung der Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat. Da ihr in der Türkei der direkte Weg in die Politik jahrzehntelang versperrt war, hat sie sich auf die Gründung von Schulen und wohltätigen Einrichtungen konzentriert.

Früher war die Gülen-Bewegung mit der AKP verbündet und konnte nach den Wahlerfolgen der AKP viele Posten in der Türkei mit ihren Anhängern besetzen. Ab 2013 wurden die AKP und die Gülenisten jedoch zu politischen Gegnern.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen berichten, dass Misshandlungen und Folter in türkischen Polizeistationen und Gefängnissen weit verbreitet, wenn nicht sogar systemisch, sind. Von geheimen, eigens zu diesem Zweck eingerichteten Einrichtungen war bislang nichts bekannt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan wehrte sich gegen Foltervorwürfe von Amnesty International im Juli 2016 und erklärte, es gebe „null Toleranz für Folter”. Unabhängige Beobachter bekommen jedoch keinen Zugang zu Gefängnissen, und es gibt keine parlamentarische Untersuchungskommission, die die Vorwürfe aufklären kann. Der von Erdogan nach dem Putsch verhängte Ausnahmezustand erlaubte es Beamten, Verdächtige bis zu 30 in Polizeigewahrsam festzuhalten, ohne sie einem Haftrichter vorzuführen. Bis zu fünf Tage durfte ihnen der Kontakt zu einem Anwalt verwehrt werden. Die türkische Regierung habe Schutzmaßnahmen gegen Folter außer Kraft gesetzt, schlußfolgerte Amnesty. Der Ausnahmezustand wurde im Juli 2018 beendet.

Wir haben die beiden wichtigen Zeugen Tolga und Ali mehrfach interviewt. Wir haben zudem im Kosovo und in Schweden recherchiert und dort Zeugen von Entführungen im Ausland befragt. Um die bei den Entführungen eingesetzten Flugzeuge nachzuverfolgen, haben wir Unterlagen des Flughafens Pristina, des türkischen Handelsregisters sowie Radardaten ausgewertet.

Die Kooperation

BlackSitesTurkey ist ein Kooperationsprojekt von 9 Medien aus 8 Ländern unter der Leitung des Recherchezentrums CORRECTIV. Hier finden Sie alle Veröffentlichungen.

Das Team

13 Journalisten von 9 Medien aus 8 Ländern haben über Monate hinweg gemeinsam recherchiert.

Oliver Schröm ist Chefredakteur von CORRECTIV. Er Initiator und Leiter der internationalen Recherchekooperation CumEx-Files, die im Oktober 2018 den größten Steuerraub Europas aufdeckte. Er ist Autor von zehn Enthüllungsbüchern, darunter Bestseller über Terrorismus, Geheimdienst- und Politikskandale. 2010 gründete er das Investigativ-Team des stern und leitete es bis zu seinem Wechsel zum ARD-Magazin Panorama. Seine Recherchen wurden vielfach ausgezeichnet.

Frederik Richter ist stellvertretender Chefredakteur von CORRECTIV und Koordinator des Rechercheprojektes BlackSitesTurkey. Vor seinem Einstieg bei CORRECTIV hat er zehn Jahre im Nahen Osten und Südostasien als freier Journalist und Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters gearbeitet. Frederik gehörte zu dem internationalen Journalistenteam, das unter der Leitung von CORRECTIV im Oktober 2018 mit den CumEx-Files den größten Steuerraub Europas aufdeckte.

Christian Rohde ist stellvertretender Redaktionsleiter beim ZDF-Magazin Frontal 2. Er hat empirische Sozialforschung und Journalistik in Leipzig studiert, war freier Radioreporter für DLF, WDR, RBB und MDR und Korrespondent für epd medien. Nach einem Volontariat beim NDR arbeitete er als TV Reporter u.a. für Panorama. 2006 wechselte er zu Frontal21. Christian ist Autor mehrerer ausgezeichneter Fernsehdokumentationen.

Stefan Melichar ist Investigativ-Journlaist bei der österreichischen Plattform Addendum. Er berichtet vor allem über Wirtschaftskriminalität und Korruption, Seit einigen Jahren wirkt er regelmäßig an internationalen Kooperationen wie Offshore-Leaks, Swiss-Leaks oder Panama Papers mit. Stefan gehörte zu dem internationalen Journalistenteam, das unter der Leitung von CORRECTIV im Oktober 2018 mit den CumEx-Files den größten Steuerraub Europas aufdeckte.

Olaya Argüeso Pérez ist Datenjournalistin bei CORRECTIV. Zuvor arbeitete sie unter anderem für den wichtigsten Radiosender Spaniens, Cadena SER, als Expertin für Wirtschafts- und Finanzthemen. Olaya gehörte zu dem internationalen Journalistenteam, das unter der Leitung von CORRECTIV im Oktober 2018 mit den CumEx-Files den größten Steuerraub Europas aufdeckte. Für die spanische Tageszeitung El Pais hat sie über BlackSitesTurkey recherchiert und geschrieben.

Ruth Fend ist stellvertretende Chefredakteurin bei CORRECTIV und gehörte gehörte zu dem internationalen Journalistenteam, das unter der Leitung von CORRECTIV im Oktober 2018 mit den CumEx-Files den größten Steuerraub Europas aufdeckte. Vor ihrem Einstieg bei CORRECTIV war Ruth Redaktionsleiterin von Business Punk und Chefredakteurin von NEON und Nido. Davor arbeitete sie im Kommentar-Team der Financial Times Deutschland und berichtete für die Tageszeitung drei Jahre lang aus Peking.

Ulrich Stoll ist seit 2001 Redakteur bei dem ZDF-Magazin Frontal21 mit den Schwerpunkten Innenpolitik, Rüstung, Geheimdienste und Extremismus. Er ist Autor mehrerer Krimimalromane, Sachbücher und szenischer TV-Dokumentationen, etwa „NSU: Brauer Terror, blinder Staat“ (2012), „Putins geheimes Netzwerk“ (2016) oder „Die Akte Anis Amri“ (2017). Stoll studierte Germanistik (MA) und arbeitete bis zu seinem Wechsel zu Frontal 21 als freier TV-Autor für den WDR.

Erkan Pehlivan ist freier Journalist und schreibt zu den Themen Türkei, deutsch-türkische Beziehungen sowie Islam in verschiedenen Zeitungen. Nach dem Putschversuch in der Türkei vom Sommer 2016 schrieb er für den Münchner Kurier als einer der ersten Journalisten über Spionage durch Imame des Moscheeverbandes Ditib. Auch für das ARD-Politmagazin Panorama arbeitet er als Autor zu dem Thema Ditib und den Einfluss durch Ankara.

Rachel Goldberg arbeitet für die israelische Zeitung Haaretz, wo sie unter anderem die Titelseite der Printausgabe betreut. Davor war sie Redakteurin im internationalen Newsdesk von Haaretz. Sie ist auch Chefredakteurin von The Whistle, der ersten unabhängigen Fact-Checking-Organisation Israels. Momentan arbeitet sie im Rahmen ihres Stipendiums des Internationalen Journalistenprogramm (IJP) bei CORRECTIV.

Claus Kragh ist Europa-Redakteur der dänischen Wochenzeitung Monday Morning in Kopenhagen. Er schreibt über europäische Politik mit dem Spezialgebiet Sicherheit, Russland, saubere und schmutzige Energie wie Schwarzgeld. Davor vor arbeitete er als Korrespondent der dänischen Tageszeitung Berlingske in Paris und Brüssel wie auch als Klima-, Energie- und Nachrichtenredakteur Redakteur für Berlingske in Kopenhagen.

Ola Westerberg ist preisgekrönter Investigativ-Journalist der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Seine Schwerpunkte sind u.a. Menschenrechte, Terrorismus und Sicherheitspolitik. Als ehemaliger Auslandsredakteur wirkte er oft an länderübergreifenden Kooperationen mit. Er war Teil des Recherchteams für die Paradies Papers und gehörte zu dem internationalen Journalistenteam, das unter der Leitung von CORRECTIV im Oktober 2018 mit den CumEx-Files den größten Steuerraub Europas aufdeckte.

Nicola Boucier ist stellvertretender Chef des Auslandsressorts von der französischen Tageszeitung Le Monde. Er hat u.a. an der Sorbonne Internationale Beziehungen studiert und danach zwei Jahre lang an den Universitäten in Istanbul und Yildiz unterrichtet. Danach begann er für Le Monde zu arbeiten, zunächst für das Europa-Ressort, dann für das Magazin. Mit Beginn der Kampagnen für die US-Wahl 2008 wechselte er in das Amerika-Ressort. Von 2011 bis 2015 war Korrespondent in Brasilien.

Lorenzo Bagnoli arbeitet für das italienische Investigativ-Redaktion IRPI (Investigativer Reporting Project Italy). Er ist spezialisiert auf Themen wie Korruption, organisierte Kriminalität und Migration. Er war beteiligt an internationale Recherchekooperation über Mafia in Afrika, Security for Sale und das Daphne-Projekt.

Benjamin Schubert ist Kommunikationsdesigner und Mediengestalter bei CORRECTIV. Benjamin verantwortete bereits das visuelle Erscheinungsbild bei dem internationalen Kooperationsprojekt CumEx-Files. Vor seinem Einstieg bei CORRECTIV arbeitete er im Verlagswesen, in der Marktforschung, im digitalen Marketing und gründetet in Berlin einen Coworking Space für Künstler.

Ivo Mayr arbeitet als Fotograf und Fotoredakteur für CORRECTIV. Er hat Fotografie in Dortmund studiert und in diversen Magazinen veröffentlicht. Seine Arbeiten wurden national und international ausgezeichnet und ausgestellt. Neben seiner Arbeit für CORRECTIV arbeitet er zusammen mit Architektur-Studenten der RWTH Aachen an visuellen Umsetzung ihrer Projekte und als freier Fotograf.

Kidnapping im Staatsauftrag. Geheime Foltergefängnisse. Wir decken auf, wie die Opposition in der Türkei unterdrückt wird.

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CORRECTIV ist das erste gemeinnützige Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum. Unsere Arbeit ist spendenfinanziert. Dank Ihrer Unterstützung arbeiten wir unabhängig, investigativ und nicht gewinnorientiert.

Projektmanagement: Frederik Richter, Oliver Schröm (Leitung)
Text: Frederik Richter, Ruth Fend
Gestaltung/Umsetzung: Benjamin Schubert
Videos: Benjamin Schubert
Fotos:  Ivo Mayr, Byambasuren Byamba-Ochir/AFP (TT410)
Illustration: Ali Soozandeh/Frontal 21
Mitarbeit: Bhrikuti Rai (Recherche), Madison Lang (Übersetzung)