Dieses Video von einem Mann, der eine Frau schlägt, ist weder aktuell noch stammt es aus Deutschland
In einem alten Video, das momentan wieder häufig auf Facebook geteilt wird, ist zu sehen, wie ein Mann eine Frau im Beisein ihrer Kinder attackiert. Viele Nutzer gehen offenbar davon aus, dass der Täter noch nicht gefasst ist und der Vorfall in Deutschland stattfand. Das ist nicht richtig.
In einem Video von 2016, das häufig auf Facebook geteilt wird – bisher mehr als 46.700 Mal und in letzter Zeit wieder verstärkt – ist zu sehen, wie ein Mann bei dem Versuch, einer älteren Dame etwas aus ihrer Tasche zu stehlen, auf einer Treppe von einer Passantin angesprochen wird. Daraufhin attackiert der Täter die Frau, die mit ihren Kindern unterwegs ist, und spuckt ihr ins Gesicht.
Der Facebook-Nutzer, der das Video hochgeladen hat, schreibt dazu auf Deutsch: „TEILEN, damit der Täter gefunden wird!“ Wie aus den aktuell verfassten Kommentaren unter dem Facebook-Beitrag hervorgeht, gehen offenbar viele Menschen davon aus, dass der Täter noch nicht gefasst ist und der Vorfall sich in Deutschland zugetragen hat. Eine Recherche von CORRECTIV allerdings zeigt: Diese Annahmen sind falsch.
Dass das Video älter ist, zeigt bereits ein Blick auf das Datum des Facebook-Beitrags: Er wurde am 5. Februar 2016 erstellt. Die Pressestelle der Polizei Stockholm bestätigt auf Anfrage von CORRECTIV per Mail, dass sich der Vorfall am 5. Januar 2016 ereignete.
Wie eine Recherche der Faktenchecker von Mimikama am 25. Januar 2016, also kurz nach dem Vorfall, ergab, wurde die Frau an der Stockholmer U-Bahn-Station „Gamla Stan” (übersetzt: „Altstadt“) attackiert. Das geht auch aus einer Pressemitteilung der Stockholmer Polizei hervor, die am 22. Januar 2016 veröffentlicht wurde. Die Pressestelle der Polizei schickte sie CORRECTIV auf Anfrage per Mail zu.
Am 21. Januar bat ein Polizeibeamter die Bevölkerung über einen offiziellen Twitter-Account um Hilfe und veröffentlichte Aufnahmen des Mannes. Der Täter wurde dann, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, am 22. Januar 2016 gefasst und von der Polizei verhört. Die Video-Unterschrift war also zum Zeitpunkt, als das Video auf Facebook hochgeladen wurde (5. Februar), bereits irreführend – denn sie forderte die Facebook-Nutzer auf, es zu teilen, um den Täter zu finden.
Der Täter wurde zu Gefängnisstrafe und Geldstrafe verurteilt
Der Täter wurde am 22. Februar 2016 von einem Stockholmer Bezirksgericht wegen Belästigung und Körperverletzung verurteilt. Dies lässt sich dem Urteil entnehmen, das CORRECTIV vorliegt. Demnach wurde der Täter zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten und zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von circa 1000 Euro an das Opfer verurteilt.