Faktencheck

Demonstration in Gera: Polizistin drohte mit „Pfeffer“, nicht mit „Waffe“

Bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Gera habe eine Polizistin mit dem Einsatz der Waffe gedroht, behaupten Nutzer auf Facebook und Youtube. Tatsächlich ist die Aussage der Frau in dem Video schwer zu verstehen. Sie drohte, Pfefferspray einzusetzen.

von Steffen Kutzner

Header Dagmar Bendel Pixabay
Symbolbild. (Quelle: Dagmar Bendel/Pixabay)
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Falsch. Die Polizistin drohte mit dem Einsatz von „Pfeffer“, nicht der Waffe.

Auf Youtube wurde am 17. Mai ein Video hochgeladen, in dem eine Polizistin einen Demonstranten mit den Worten zurückdrängt: „Gehen Sie zurück oder ich setze [undeutlich] ein!“ Über die Stelle, die nicht ganz klar verständlich ist, wird von einigen Nutzern behauptet, die Polizistin habe „die Waffe“ gesagt. Etwa im Titel dieses Videos, das bei Minute 8:04 dieselbe Szene aus einer anderen Perspektive zeigt. Auch der Deutschland Kurier veröffentlichte eine Version des Videos auf Youtube, die bis zum 27. Mai über 70.000 Mal angeklickt wurde. 

Tatsächlich drohte die Polizistin jedoch den Einsatz von „Pfeffer“, also Pfefferspray, an. 

Das Video entstand offenbar bei einer Demonstration in Gera am 16. Mai. Der Ort wird in der Beschreibung mehrerer Youtube-Videos genannt. Eine Pressereferentin der Stadtverwaltung bestätigte gegenüber CORRECTIV, dass es an diesem Tag eine genehmigte Demonstration mit 50 angemeldeten Teilnehmern geben sollte. Die Demonstration sei jedoch noch vor Beginn von dem Verantwortlichen abgebrochen worden. Es demonstrierten dennoch etwa 200 Teilnehmer.

Screenshot der E-Mail der Stadtverwaltung Gera. (Screenshot: CORRECTIV)

Polizei Thüringen dementiert Androhung der Waffe 

Die Polizei Thüringen äußerte sich noch am 16. Mai auf Twitter zu dem Vorfall. Demnach sei die Polizistin „von einem Versammlungsteilnehmer körperlich und verbal angegangen“ worden und „drohte daraufhin unmittelbaren Zwang an“. Weiter schrieb die Polizei: „In gewissen Kreisen wird diese Ansage als Androhung der Schusswaffe ausgelegt, was wir aufgrund der aktuell vorliegenden Informationen nicht bestätigen können.“ 

Tweet der Polizei Thüringen vom 16. Mai zu dem Vorfall im Video. (Screenshot: CORRECTIV)

Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV schrieb ein Sprecher der Landespolizeidirektion Thüringen, dass die Beamtin „Gehen Sie zurück, oder ich setze Pfeffer ein!“ gesagt habe. 

Auszug aus der E-Mail der Landespolizeidirektion Thüringen (Screenshot und Markierung: CORRECTIV)

Verschiedene Videos zeigen die Situation

Auf Youtube sind mehrere Videos zu finden, die die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeichnet haben, unter anderem hier. In den Videos ist deutlich zu erkennen, dass ein Demonstrant plötzlich schnell auf eine Polizistin zugeht, die ihn daraufhin zurückdrängt. In einem kurzen Gerangel ruft sie: „Gehen Sie zurück, oder ich setze Pfeffer ein.“ Bei einer verlangsamten Wiedergabegeschwindigkeit von 0,75 ist das Wort „Pfeffer“ zum Beispiel in diesem am 16. Mai hochgeladenen Video auf Youtube deutlich zu hören. Dazu schrieb der Kanalinhaber: „Der für heute geplante Stadtspaziergang in Gera für Grundrechte und gegen Corona Maßnahmen wurde durch die Polizei mit Androhung von Waffengewalt? (Pfeffergas) aufgelöst (Minute 8.50).“ 

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