Faktencheck

Fotos zeigen ausrangierte Elektroautos der Deutschen Post, die durch ein Nachfolgemodell ersetzt wurden

Auf Facebook wird behauptet, die Deutsche Post halte Elektromobilität für „unbrauchbar“. Als Beleg sollen Fotos eines „Autofriedhofs“ dienen. Die Fotos werden jedoch in einen irreführenden Kontext gesetzt: Sie zeigen zwar ausrangierte E-Autos der Post, diese wurden aber durch ebenfalls elektrische Nachfolgemodelle ersetzt.

von Steffen Kutzner

Neue Collage Post-Autos
Einige der auf Facebook veröffentlichten Fotos (Quelle: Facebook / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Fotos eines „Autofriedhofs“ mit E-Autos der Deutschen Post seien der Beleg, dass die Post Elektromobilität als „unbrauchbar“ betrachte. Von den dicht stehenden Autos gehe eine Brandgefahr aus.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Die Fotos zeigen tatsächlich ausrangierte Elektroautos der Deutschen Post. Diese wurden jedoch durch das Nachfolgemodell ersetzt und weiterverkauft. Dass sich Batterien von selbst entzünden, ist unwahrscheinlich – und der Käufer der Fahrzeuge hat inzwischen nach eigenen Angaben für größere Abstände gesorgt.

In einem Facebook-Beitrag, der mehr als 3.500 Mal geteilt wurde, sind Fotos von dutzenden eng geparkten Post-Fahrzeugen zu sehen. Dazu wird kommentiert: „Es sollte ein Vorzeigemodell zur Elektromobilität sein, wie sie endete, sieht man deutlich. Einst angeschafft im Anflug von Wahn, damals und als unbrauchbar heute erkannt.“ 

Unsere Recherche zeigt: Dieser Kontext ist irreführend. Die Fotos sind echt, aber sie beweisen nicht, dass die Deutsche Post Elektromobilität „als unbrauchbar erkannt“ habe. 

Der Facebook-Beitrag mit einigen der Fotos (Quelle: Facebook / Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

E-Fahrzeuge wurden laut Deutscher Post planmäßig durch Nachfolgemodell ersetzt

Wir haben die Deutsche Post kontaktiert und gefragt, ob es sich tatsächlich um deren Fahrzeuge handelt. Alexander Edenhofer, Pressesprecher der Post unter anderem für Elektromobilität, bestätigt uns via E-Mail, dass es sich um Fahrzeuge handele, die die Post eingesetzt habe: „Die Fahrzeuge gehörten zur ersten Serie von Fahrzeugen des Typs StreetScooter, die wir zu betrieblichen Tests dieser Fahrzeugkategorie vor Jahren bei uns in der Zustellung eingesetzt hatten.“ 

Edenhofer erklärt weiter, dass die Fahrzeuge „planmäßig durch das Folgemodell in unserem Betrieb ersetzt“ und danach an einen gewerbsmäßigen Fahrzeugaufkäufer verkauft worden seien. Den Verkauf bestätigen auch mehrere Medienberichte von Juli 2021, nach denen die Fahrzeuge wieder hergerichtet und an Betriebe weiterverkauft würden. 

Wir haben den in den Medienberichten erwähnten Käufer der StreetScooter, Bernd Biank, kontaktiert und gefragt, ob auf den Facebook-Bildern tatsächlich die Autos zu sehen sind, die er von der Post gekauft hatte. Er bestätigte, dass es seine Fahrzeuge seien und auch dass es sich um den Standort in Wunstorf (Niedersachsen) handele, der in dem Facebook-Beitrag genannt wurde. Biank hatte die Autos im Sommer 2020 gekauft und sie unter anderem auf dem Gelände in Wunstorf abgestellt. Telefonisch teilt er uns mit: „Die Autos haben fast alle Batterien, aber nur die wenigsten sind momentan tatsächlich angeschlossen.“

Selbstentzündung von Batterien ohne externe Einwirkung sehr unwahrscheinlich

In dem Facebook-Post wird suggeriert, die eng geparkten Autos stellten eine Brandgefahr dar: „Schaut man genauer hin, erkennt man, dass auch der Abstand von fünf Metern zwischen den Fahrzeugen nicht vorhanden ist […]. Man stelle sich vor, nur eines dieser Fahrzeuge geriete in Brand, es würde eine Kettenreaktion geben, schlicht eine Katastrophe“, heißt es darin.

Von Elektroautos und speziell deren Akkus geht keine höhere Brandgefahr aus als von Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Das schreibt uns eine Pressesprecherin des Fraunhofer Instituts für Kurzzeitdynamik in Freiburg, wo unter anderem die Belastungsgrenzen für Elektro-Autobatterien untersucht wurden, per E-Mail. 

Sie erklärt auch: „Eine Selbstentzündung der Batterie ohne externe Einwirkung ist äußerst unwahrscheinlich. In der Regel haben Batteriebrände externe Ursachen, z. B. mechanische Einwirkung bei einem Unfall.“ Dicht geparkte Elektroautos können eine Kettenreaktion auslösen, sollte eines davon anfangen zu brennen – dasselbe gelte aber auch für herkömmliche Fahrzeuge.

Zudem haben wir Volker Blandow, Leiter Elektromobilität beim TÜV Süd, nach der Brandgefahr gefragt. Auch er hält es nicht für realistisch, dass die Batterien sich von selbst entzünden. Er schreibt uns per E-Mail, dass sich Batterien zudem innerhalb einiger Wochen von selbst entladen. Sie seien dann „weit weniger reaktiv“. 

Bernd Biank, der Käufer der StreetScooter, erklärte uns außerdem am Telefon, dass er auf die Besorgnis einiger Anwohner reagiert und die Autos habe umstellen lassen, sodass sie nun in mehreren Blöcken stünden, zwischen denen ein Abstand von fünf Metern liege. 

Deutsche Post setzt weiter auf Elektromobilität

Die StreetScooter wurden von einem Tochterunternehmen der Deutschen Post produziert. Einem Artikel der Automobilwoche zufolge wird die Produktion noch bis zum Jahresende 2022 fortgeführt. Eigentlich sollte sie bereits 2020 „wegen hoher Verluste“ beendet werden, heißt es in dem Artikel. Auch der Tagesspiegel berichtete 2020 darüber. Die Post wolle aber weiter auf E-Antriebe umstellen.

Edenhofer, der Sprecher der Deutschen Post, schreibt uns, dass von den aktuell 57.000 Fahrzeugen der Deutschen Post und DHL „über 15.000 Elektrofahrzeuge“ seien. Laut einer Pressemitteilung von April 2021 sollen aus diesen 15.000 in den nächsten vier Jahren 37.000 werden. Die Behauptung, die Post hätte Elektromobilität als „unbrauchbar erkannt“, ist also falsch.

Redigatur: Matthias Bau, Alice Echtermann

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