Foto zeigt nicht den „Mörder von Würzburg“ – es stammt von 2018 und zeigt einen verurteilten Mann in Schweden
Ein Foto, auf dem ein Mann in einem Gerichtssaal in die Kamera lacht und beide Mittelfinger ausstreckt kursiert im Netz. Es soll angeblich den Mann zeigen, der vor einigen Wochen auf mehrere Menschen in Würzburg eingestochen hat. Das stimmt nicht: das Bild zeigt einen verurteilten Mann in Schweden.
Immer wieder taucht dieses Bild auf: Ein Mann sitzt an einem halbrunden Tisch mit Mikrofonen und streckt beide Mittelfinger aus, er lacht. Neben ihm sitzt ein anderer Mann und schaut ihm bei der Geste zu. Aktuell wird das Bild auf Facebook verbreitet, überschrieben mit den Worten: „Ein großes Problem dieses Landes an einem Bild erklärt…“ Unter dem Bild steht: „Der Mörder von Würzburg, das Bild sagt alles“.
In den Kommentaren unter dem Facebook-Beitrag weist ein Nutzer darauf hin, dass das Bild nichts mit dem Attentat in Würzburg zu tun habe und Desinformation sei. Andere halten das Bild offenbar für echt. Sie beleidigen den Mann und manche wünschen ihm den Tod. Wir erhielten auch Anfragen per E-Mail, was es mit dem Bild auf sich habe.
Unsere Recherche ergab: Das Foto ist echt und stammt aus Schweden. Es zeigt einen Verurteilten namens Fouad S. Es wurde im Jahr 2018 veröffentlicht. Mit dem Angriff in Würzburg hat S. nichts zu tun.
Der Verurteilte im schwedischen Fall ist psychisch erkrankt – ebenso wie der Tatverdächtige von Würzburg
Das Bildersuch-Tool Tineye belegt, dass das Bild bereits seit Januar 2018 im Internet kursiert. Auf der Plattform Imgur steht über dem Bild, dass es einen dreifachen Mörder in einem schwedischen Gericht zeige. Eine Suche nach diesen Stichwörtern führt zum Namen Fouad S. und der Name wiederum zu schwedischen Artikeln über einen Dreifachmord mit mehreren Angeklagten. In einem Artikel des schwedischen Dagbladet heißt es, ein Gericht habe S. am 23. Januar 2018 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Im Oktober 2019 berichtete Expressen, dass S. psychisch erkrankt sei und eine Gefahr für sich und andere darstelle.
Die Behauptung, dass das Bild den „Mörder von Würzburg“ zeige, ist also falsch.
Der Angriff in Würzburg trug sich am 25. Juni 2021 zu: Ein Mann entwendete laut Medienberichten ein Messer aus einem Kaufhaus in der Würzburger Innenstadt und stach auf mehrere Menschen ein, darunter vor allem Frauen. Drei Menschen starben an den Verletzungen, weitere sieben wurden teilweise lebensgefährlich verletzt.
Der Tatverdächtige ist laut der Polizei ein 24-jähriger Mann aus Somalia, der 2015 nach Deutschland einreiste. Vor dem Amoklauf in Würzburg befand er sich laut Medienberichten wegen psychischer Probleme in Behandlung.
Redigatur: Matthias Bau, Till Eckert