AfD-Finanzen

Weidel-Kreisverband überwies Geld an umstrittenen Berater

Der Kreisverband von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel hat Geld an einen umstrittenen Politikberater überwiesen. Angeblich soll damit ein Mietauto bezahlt worden sein.

von Marcus Bensmann

Bundestag
Mietwagen für Wahlkampfauftritte: Alice Weidel hat sich zu einer Rechnung von umstrittenem Berater geäußert. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Der Kreisverband von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel hat Geld an einen umstrittenen Politikberater überwiesen. Das geht aus Kontounterlagen hervor, die CORRECTIV, dem ARD-Politikmagazin Kontraste und dem Spiegel vorliegen.

Demnach flossen von einem AfD-Wahlkampfkonto, auf dem 2017 auch illegale Spenden aus der Schweiz eingingen, im Oktober 2017 rund 1.900 Euro an den Berliner Geschäftsmann O. Er tritt unter anderem als Experte für „Krisenmanagement“ auf und verfügte über Bundestags-Visitenkarten, die ihn als „Strategischen Berater“ Weidels auswiesen. Weidel hat geschäftliche Beziehungen zu ihm bisher zurückgewiesen.

Erst kürzlich stand er in anderer Sache im Visier der Justiz: Im Februar diesen Jahres klagte ihn die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Betrug an, es geht um fragwürdige Fahrzeugfinanzierungen. Zum Vorwurf der Anklage nahm O. auf Anfrage inhaltlich keine Stellung; auch zu etwaigen Geschäftsbeziehungen zur AfD oder zu Weidel äußerte er sich auf Anfrage nicht.

Als Kontraste die Politikerin 2020 zu O. befragte, gab sich Weidel ahnungslos. Sie bestritt, dass der Berater jemals für sie tätig gewesen sei. Konfrontiert mit der Überweisung der 1.900 Euro räumte Weidel nun ein, dass sich O. „damals um einen Mietwagen gekümmert“ habe, den sie „für die Absolvierung meiner Wahlkampfauftritte und Medientermine“ benötigt habe. O. habe den Betrag vorgestreckt, die Partei habe ihn „retourniert“.

Zur Frage, wie der Geschäftsmann O. zu den Bundestags-Visitenkarten kam, erklärte Weidel, ein „ursprünglich geplantes Beratungsverhältnis“ mit ihm sei „nicht zustande“ gekommen. Allerdings habe O. „von meinem Büro bereits im Vorfeld Visitenkarten erhalten“. Ob es weitere Kostenerstattungen an den Berater gegeben habe, müsste noch abgeklärt werden.

Das Konto des AfD-Kreisverbandes Bodenseekreis stand auch im Zentrum einer Parteispendenaffäre. Dort waren 2017 mehrere Einzelüberweisungen aus der Schweiz in einer Gesamthöhe von rund 132.000 Euro eingegangen, die von der Bundestagsverwaltung später als illegale Parteispenden eingestuft wurden und eine hohe Strafzahlung der AfD nach sich zogen. Die Spenden wurden von dem Kreisverband später zurücküberwiesen. Hinter den Spenden steckt nach Erkenntnissen der Bundestagsverwaltung der Milliardär Henning Conle, der einen Wohnsitz in Zürich hat.