Rechtsrock: Deutsche Firma baut Megakonzert von Musiker Thompson in Zagreb auf
Ein Sänger, der bekannt für den faschistischen Ustaša-Gruß ist. Ein Mega-Event, das mit 500.000 Tickets angeblich alle Rekorde bricht. Und mittendrin: ein deutsches Unternehmen.

Am 5. Juli 2025 soll in Zagreb das größte Einzelkonzert Europas stattfinden – veranstaltet vom kroatischen Sänger Marko Perković, besser bekannt als „Thompson“. Der Künstler steht seit Jahrzehnten wegen rechtsextremer Äußerungen, Ustaša-Verherrlichung und Kontakten zu Neonazis in der Kritik – nun zeigen Aufnahmen des kroatischen Nationalfernsehens, dass offenbar die Firma Mojo Rental beim Aufbau des Konzerts beauftragt wurde. Deren Hauptanteilshaber ist eine deutsche Firma aus Bayern. Auf Anfrage haben die Geschäftsführer nicht reagiert.
Thompson ist einer der umstrittensten Musiker des post-jugoslawischen Raums. Berühmt wurde er Anfang der 1990er Jahre mit dem Lied „Bojna Čavoglave“, das im Kroatien-Krieg (1991 bis 1995) zur inoffiziellen Hymne kroatischer Soldaten wurde. Gleich zu Beginn des Liedes ruft Thompson den faschistischen Ustaša-Gruß: „Za dom – spremni“, auf Deutsch „Für die Heimat – bereit“ – ein Ausdruck, der während des Zweiten Weltkriegs als offizieller Gruß der Ustaša verwendet wurde. Die Ustaša ist eine zwischen 1941 und 1945 mit den Nazis kollaborierenden, völkisch-autoritäre und faschistisch-ultranationalistische Bewegung, die für Verfolgung, Folter und Massenmorde an Serben, Juden, Roma und antifaschistische Kroaten mitverantwortlich war. Alleine im KZ Jasenovac wurden mindestens 82 000 Menschen ermordet. Der Ustaša-Gruß, der als ausgestreckter Arm dem Hitlergruß nachempfunden wurde, wird häufiger am Anfang von Konzerten mit dem Publikum praktiziert.
Thompsons Konzerte – etwa das für den 5. Juli 2025 angekündigte Mega-Event mit angeblich über 500.000 verkauften Tickets – sind Massenversammlungen, die auch als identitäre Rituale gelesen werden können. „Für ein solches Mega-Event gibt es nur wenige Unternehmen, die das stemmen können“, sagt eine interne Quelle gegenüber CORRECTIV, die anonym bleiben will. Die Produktion erfordere immense Technikressourcen: rund 700 PA-Lautsprecher, über 2.000 Quadratmeter LED-Fläche, 30 Lkw-Ladungen, Gerüstmaterial, 2.000 Sicherheitskräfte und mehr.
Deutsche Firma Evago reagiert nicht auf Anfrage
Wie Aufnahmen des Aufbaus im kroatischen Nationalfernsehen nun zeigten, ist offenbar die Firma Mojo Rental beauftragt worden, sich am Aufbau zu beteiligen. Diese Firma gehört laut Handelsregister zu knapp dreiviertel der Firma Evago Holding mit Adresse in Bayern. Evago besitzt sowohl deutsche als auch kroatische Firmen mit dem Namen Mojo Rental. Beide deutschen Firmen und deren Geschäftsführer Goran Marinčić (Evago Holding) oder Patrick Bauer (Mojo Rental GmbH) reagierten nicht auf Anfragen von CORRECTIV zu diesem Auftrag.
Der Manager des Sängers ist laut Medienberichten ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter und ehemaliger Leiter der kroatischen Polizeiakademie, Zdravko Barišić. Als ein Thompson-Konzert 2014 in der Berliner Columbiahalle wegen Protesten abgesagt wurde, machte er Journalisten dafür verantwortlich und bedrohte sie öffentlich, „der Kampf gegen sie“ sei noch nicht beendet.
Ein Konzert von Thompson im Jahr 2022 konnte trotz Protesten in Böblingen (Baden-Württemberg, etwa 20 Kilometer südwestlich von Stuttgart) stattfinden. Andere Konzerte wurden dabei auch öfters mal abgesagt, etwa in Amsterdam, Luzern oder Maribor – wobei er nach einem Auftrittsverbot in der Schweiz im Jahr 2009 wieder spielen durfte. Im September 2016 wurde ein Konzert von Thompson ebenfalls in der Schweiz, kurzfristig abgesagt. Die Stadtverwaltung begründete die Entscheidung damit, dass die öffentliche Sicherheit bei einer derartigen Veranstaltung nicht gewährleistet werden könne.
2021 wurden Marko Perković, also der Sänger von Thompson, mit Anwalt Davorin Karačić gemeinsam mit Markus Frntic fotografiert – eine Schlüsselfigur der Neonazi-Szene in Baden-Württemberg.
Markus Frntic ist einer der führenden Personen im Kreis der süddeutschen Naziszene
„Hass und Gewalt wird als patriotisches Gefühl normalisiert“
„Was Thompson so gefährlich macht, ist nicht nur seine Musik – es ist, dass sie Hass und Gewalt als patriotisches Gefühl normalisiert“, sagt Zoran Pusić. Pusić ist Gründer des kroatischen Bürgerrechtskomitees und der Antifaschistischen Liga Kroatiens. Der Physiker und langjährige Menschenrechtsaktivist warnt im Telefonat mit CORRECTIV: „Durch die Akzeptanz von Thompson und seinen Liedern werden nach und nach die Verbrechen der Ustascha mental und politisch salonfähig – Rassismus, Antisemitismus, Hass auf Roma und Serben.“ Für ihn stehe das in einer Reihe mit der europaweiten Normalisierung radikal rechter Bewegungen – von Italien bis zur AfD.
Tomislav Tomašević, seit 2021 amtierender Bürgermeister von Zagreb und bekannt als Umwelt- und Anti-Korruptionspolitiker, positioniert sich strategisch: „Thompson ist weder meine musikalische noch meine politische Wahl. Ich bin jedoch kein Befürworter von Konzertverboten und halte sie für kontraproduktiv“, so Tomašević gegenüber Medien wie „Tportal.hr“. „Wer Ustascha-Lieder singt und solche Symbole trägt, ist inakzeptabel und eine Angelegenheit für die Polizei“.
Mit welcher Konzertbegleitung Thompson das Mega-Event in Kroatien im Juli bestreitet, ist übrigens unklar: Ivan Bilić, Schlagzeuger der Band, gab kürzlich nach 19 Jahren mit der Band seinen Ausstieg bekannt. Laut kroatischer Medien werden auch die anderen Bandmitglieder (Keyboarder, Gitarrist, Bassgitarrist), die den Sänger viele Jahre lang begleitet haben, beim großen Konzert im Zagreber Hippodrom nicht auftreten. Wer als Ersatzbesetzung auftritt, ist bisher unklar.