Fußballdoping

Fuentes bestätigt Betreuung von Fußballern

Gericht konzentriert sich auf Radsport

von Daniel Drepper , Jonathan Sachse

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Bei seiner Aussage bezog sich Fuentes konkret auf das Jahr seiner Verhaftung, also 2006. Genau über dieses Jahr mit der Fußball-WM in Deutschland sprach zuletzt auch Jörg Jaksche gegenüber dem Telegraph und später ausführlicher dem ZDF, als er eine Situation aus seinem Verhör 2007 durch das Bundeskriminalamt beschrieb.

„Das BKA hat mich gefragt, ob ich 2006 bei Fuentes in Frankfurt gewesen wäre und das habe ich verneint. Das hat mich gewundert. Warum 2006 in Frankfurt? Frankfurt wäre 2005 aktuell gewesen, weil in dem Jahr eine Etappe der Tour de France durch Deutschland gegangen ist. Da wäre Frankfurt ein idealer Punkt gewesen, um die Leute einzufliegen, um mit einem Mitarbeiter von Fuentes dort Blut abzugeben einen Monat zuvor, damit dieses Blut dann während der Tour de France in Deutschland reinfundiert werden kann. Damit man dann dort zusagen einen Lagerraum hat. Das hat mich sehr gewundert, dass die mich 2006 in Frankfurt gefragt haben. Dann habe ich noch einmal nachgefragt. 2005 oder 2006? Nein, 2006. Für mich persönlich die einzige Erklärung ist: Welches Großevent war 2006 da? Fußball WM.“

Gericht konzentriert sich auf Radsport
Weitere Nachfragen zu den Radsport fremden Sportarten gab es nicht. Das Gericht konzentrierte sich bei diesem Verfahren, welches auf Grund eines möglichen „Verstoßes gegen die öffentliche Gesundheit“ auf die genaue Arbeitsweise von Fuentes fokussiert ist, scheinbar sehr auf die Behandlung der Radsportler.

Dabei bestätigte Fuentes vieles der bisherigen Veröffentlichungen: Fuentes habe viele Athleten in benachbarten Hotels seiner Klinik aus Gründen der Privatsphäre betreute. Jeder Athlet bekam ein Alias oder Zahlencode zugeschrieben, den nur der Sportler, Fuentes und sein Helfer José Luis Merino Batres (Ex-Chef der Madrider Blutbank) kannten. Er hätte nie Fremdblutransfusionen durchgeführt, sondern nur das Eigenblut der Athleten reinfundiert. Mehrmals betonte er, dass er die Behandlungen zum Schutz der Athleten etwa gegen Blutverdickung durchgeführt hätte.

Einige Aussagen von Fuentes stehen im Widerspruch zu den Schilderungen, die sein ehemaliger Kunde Tyler Hamilton in seinem Buch „The Secret Race“ niedergeschrieben hat. So behauptete Fuentes heute, dass nur er oder Batres die Transfusionen durchgeführt hätten und nie während eines Wettbewerbs. Hamilton nennt in seinem Buch eine Bluttransfusion, die während der Tour de France 2004 stattgefunden haben soll. Die Blutabnahme sei zuvor durch Fuentes erfolgt. Die Reinfundierung hätte während eine Ruhetages die eigenen Teamärzte durchgeführt.

Fuentes‘ Computer wird nicht untersucht, Blutbeutel vielleicht
Vor der Anhörung wurde heute ein Antrag der WADA von Richterin Julia Patricia Santamaría stattgegeben, dass Hamilton als zusätzlicher Zeuge geladen werden darf. Über einen zweiten – noch viel wichtigeren Antrag – möchte das Gericht erst nach einer schriftlichen Begründung am Freitag diese Woche entscheiden. Die WADA möchte alle Blutbeutel auf ihre Identität prüfen lassen. Einen dritten Antrag der WADA, die eine Untersuchung der Daten auf dem Fuentes Rechner zur Folge hätte, lehnte Richterin Santamaría aus privatrechtlichen Datenschutzgründen kurioserweise ab.

Die Verbindungen von Fuentes zum Fußball haben wir zuletzt hier beschrieben.

Der Autor Jonathan Sachse begleitet den Prozess ausführlich auf seinem Blog. Dort listet er auch den geplanten weiteren Ablauf des mehrwöchigen Prozesses auf.

Jonathan Sachse ist auch auf Facebook und Twitter zu erreichen.