Kandidierenden-Check

Andrej Hunko: BSW-Mitarbeiterin lobt AfD und teilt Verschwörungen

Die Mitarbeiterin des BSW-Bundespolitikers Andrej Hunko spricht von „New World Order“, „grünen Globalisten“ und verlinkt auch mal die AfD: Ein Einblick ins Aachener Wahlkreisbüro des BSW-Abgeordneten.

von Martin Böhmer

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Der frühere Linken-Politiker Andrej Hunko tritt zur Bundestagswahl 2025 für das BSW an. Seine Büromitarbeiterin teilt in ihrem Telegram-Kanal krude Theorien. Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Vorlage:picture alliance)

Andrej Hunko spricht Mitte Mai zu einem seiner Lieblingsthemen: der Corona-Pandemie. „Warum wurden Impfstoffe, die lediglich eine Notfallzulassung hatten, aufgedrängt und deren Nebenwirkungen verschwiegen?“, stellt der BSW-Abgeordnete als eine von vielen Fragen in den Bundestag. Er redet vom WHO-Pandemievertrag, den RKI-Protokollen – beliebten Buzzwords auch in Querdenker-Reihen. Und Hunko spricht von der BSW-Forderung, die Pandemie aufzuarbeiten. Auch dafür tritt er zur Bundestagswahl 2025 in NRW auf Landeslistenplatz fünf an.

Die Aufarbeitung forderten zuletzt auch andere Parteien und sogar Politiker wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Wie aber in BSW-Politiker Hunkos Aachener Büro über die Corona-Pandemie gedacht wird und was wohl mit Aufarbeitung gemeint ist, zeigt sich auch an seiner Mitarbeiterin: Mona Aranea.

Hunkos Mitarbeiterin: Corona-Straßenprotest, Ampel-Bashing und AfD-Lob auf Telegram

Aranea war nach eigenen Angaben rund 20 Jahre bei den Grünen. Während der Corona-Pandemie ändern sich aber ihre Ansichten: sie spricht auf mehreren Demos in NRW gegen die Corona-Maßnahmen und gewinnt in der Szene auch durch ihren Telegram-Kanal an Bedeutung. Das fällt auch den Grünen auf. Nach internem Druck verlässt sie die Partei, Aranea spricht von einem „Tribunal“. 2021 findet sie für ihre neuen Ansichten auch eine neue Partei: „Die Basis“. Die Kleinstpartei hatte sich als politischer Arm der „Querdenker“-Bewegung gegründet. In ihrem Telegram-Kanal beteuert sie aber stets, nichts mit der „Querdenken“-Bewegung zu tun zu haben.

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Auch Araneas Sprache wird radikaler. Sie schreibt beispielsweise auf Telegram immer wieder von „grünen Globalisten“, stimmt einen Demo-Gesang gegen die „New World Ordner“ an und beklagt bei einer weiteren Kundgebung: Betretungsverbote in NRW seien „politisch motivierte Säuberungsaktionen gegen Oppositionelle im Gesundheitswesen. Davon profitiert alleine die Pharmaindustrie“.

Neben Covid spricht Aranea auch zunehmend von Frieden mit Russland im Ukraine-Krieg und dass die „deutsche Bundesregierung den Krieg will“. Sie lobt den AfD-Fraktionsvorsitzenden Martin Vincentz als „letzte Stimme der Vernunft im Landtag NRW“ und teilt mehrfach seine Beiträge. Um gegen „grünen Genderterror“ zu hetzen, verlinkt Aranea eine Rede von Beatrix von Storch (AfD). Die Mitarbeiterin von Andrej Hunko beschimpft die Ampel-Regierung bei Telegram und organisiert Gruppen wie die „Außerparlamentarischen Opposition“ zum Straßenprotest.

Zwischen Links der russischen Propagandamediums Russia Today (RT) stehen auf Araneas Telegram-Kanal auch Beiträge ihres Chefs, BSW-Politiker Andrej Hunko.

BSW: Strenge Kontrolle für Mitglieder, aber nicht für Mitarbeiter?

Das BSW um Sahra Wagenknecht, die wie Hunko aus der Linkspartei in NRW ausgetreten ist, hat immer wieder betont, dass es seine Mitglieder gründlich kontrollieren will, bevor sie zur Partei zugelassen werden. Interessierte müssen Anträge stellen, laut Medienberichten wählt der Bundesvorstand handverlesen die Personen aus. Gilt dies nicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Abgeordnetenbüros?

„Über die Einstellung ihrer Mitarbeiter entscheiden allein die Abgeordneten selbst. Die Partei nimmt darauf keinerlei Einfluss“, teilt BSW-Sprecher Christian Posselt auf Anfrage von CORRECTIV mit.

Die Kontrolle liegt damit bei Andrej Hunko. Der BSW-Kandidat für die kommende Bundestagswahl stand 2020 seinerseits ebenfalls in der Kritik für die Teilnahme an Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen – kritisiert wurde er in seiner früheren Partei, die Linke.

Ob der BSW-Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko um die Vergangenheit, Ansichten und Radikalisierung seiner Büromitarbeiterin weiß? Davon ist auszugehen. Wie er aber zu den Ansichten steht und ob es auch ein Spannungsfeld für Araneas Anstellung im Wahlkreisbüro gibt, ist unklar. Die Fragen von CORRECTIV und der Aachener Lokalredaktion von t-online wollte Andrej Hunko nicht beantworten.

Redaktion: Niclas Fiegert, Justus von Daniels
Faktencheck: Sarah Langner
Foto: Ivo Mayr
Kommunikation: Valentin Zick