Der Priester und Libera-Gründer Don Luigi Ciotti von Mafia mit dem Tod bedroht
Der inhaftierte Mafia-Boss Toto Riina aus Corleone hat den Gründer der Libera-Kooperativen, den Priester Don Luigi Ciotti, mit dem Tode bedroht. Ciotti hatte 1995 die Organisation gegründet, die unter anderem von der Mafia beschlagnahmtes Land bestellt und die Produkte unter dem Label Libera terra verkauft.
Die Organisation ist schnell gewachsen, sie vertreibt ihre Produkte international, ist auch im Ausland tätig und inzwischen zu einer der bedeutendsten Antimafia-Organisationen geworden. Ciotti hat sich bereits zuvor in mannigfaltiger Form gegen die organisierte Kriminalität in Italien engagiert, etwa in dem er die Zeitung Narcomafie gründete und leitete.
Medienberichten zufolge wurde Toto Riina beim Hofgang belauscht, während er Gespräche mit einem anderen inhaftierten Mafioso führte. Riina sagte: „Dieser Priester ist eine Figur und ein Auswuchs wie Pater Puglisi.“ Pater Pino Puglisi ist von der Mafia ermordet worden, weil er sich in seinem Viertel, dem mafiös geprägten Stadtviertel Brancccio in Palermo, für ein gewaltfreies Leben eingesetzt hatte und den Jugendlichen einen Weg aufzeigen wollte, wie sie ihr Leben gestalten können, ohne mit der Mafia zu kooperieren. Er wurde am 15. September 1993, am Tag seines 56. Geburtstages, vor seiner Haustüre erschossen. Riina sagte beim Hofgang: „Ciotti, Ciotti, wir könnten auch ihn töten.“ Auch wenn der Boss seit Jahren inhaftiert ist, ist diese Aussage nicht ohne Relevanz, denn italienische Ermittler gehen davon aus, dass er über seine Söhne weiter eine bestimmende Rolle in der sizilianischen Mafia hat.
Pater Luigi Ciotti nimmt die Drohung ernst. „Diese Drohungen richten sich nicht nur gegen Luigi Ciotti, sondern gegen alle die Personen, die sich in zwanzig Jahren Libera für die Gerechtigkeit und die Würde unseres Landes engagiert haben. Nur ein „Wir“ kann sich gegen die Mafia und die Korruption auflehnen. Die Mafia-Gruppen wittern die Gefahr. Sie spüren, dass die Nachstellungen nicht nur von den Polizeikräften und großen Teilen der Staatsanwaltschaften kommen, sondern auch aus der Rebellion eines Bewusstseins, einer Gemeinschaft, die den Kopf hebt und den Fatalismus, die Unterwerfung und das Schweigen nicht mehr akzeptiert. Diese Drohungen sind der Beweis, dass dieses Engagement mit Nachdruck erfolgt, dass es bissig ist, dass es ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht.“ Auch die Politik müsse das Antimafia-Engagement stärker unterstützen, fordert Ciotti auf der Homepage von Libera.