Mafia

CORRECTIV startet Mafiablog

von David Schraven

Von heute an starten wir unseren nächsten monothematischen Blog: einen Mafia-Blog. Wir wollen damit kontinuierlich die Aktivitäten der organisierten Kriminalität in Italien verfolgen. Und den Kampf gegen die Verbrechersyndikate dokumentieren.

Die Mafia ist heute in weite Bereiche der deutschen, der italienischen und europäischen Wirtschaft vorgedrungen. Milliarden werden mit Drogenschmuggel, mit Menschenhandel und Geldwäsche verdient. Unser Gemeinwohl leidet nicht nur unter den direkten Folgen der kriminellen Machenschaften, auch ganze Wirtschaftszweige
werden von der Mafia korrumpiert. Im Bauwesen ist bei Großprojekten nach Ansicht renommierter Ermittler bereits heute kein seriöses Geschäft mehr möglich, ohne die organisierten Banden zu beteiligen. Die Mafia mischt kräftig mit. Sie stellt Heerscharen von Schwarzarbeitern, organisiert Schwarzabrechnungen und illegale
Geldflüsse. Im Rahmen einer großen Recherche, an der ich in Kooperation mit dem WDR, dem Spiegel und der Funke Mediengruppe mitgewirkt habe, konnten wir den Einfluss der Mafia in Westdeutschland, in Köln, im Ruhrgebiet, aber auch in
Baden-Württemberg belegen.

Wir wollen es nicht bei dieser episodenhaften Berichterstattung belassen. Wir wollen durch Aufklärung dazu beitragen, dass die Mafia als die gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen wird, die sie ist.

Wir wollen, dass endlich die Gesetze in Deutschland der Bedrohung angepasst werden.

Bislang können sich Mafia-Mitglieder in Deutschland treffen und ihre geheimen Zirkel abhalten, ohne eine nennenswerte Strafverfolgung befürchten zu müssen. Die Mitgliedschaft in der Mafia selbst ist kaum juristisch angreifbar – solange sich die Mafia nicht in das Vereinsregister eintragen lässt. Das muss sich ändern. Die Mitgliedschaft in der Mafia selbst muss, ähnlich wie in Italien, unter Strafe gestellt werden.

Damit aber nicht genug. Wir wollen, dass bei Mafia-Straftaten die Beweislast umgekehrt wird, wenn es um die Beschlagnahme von Vermögenswerten geht. Ähnlich wie in Italien sollen die Mafiosi beweisen müssen, dass sie ihr Vermögen legal erworben haben – aus ihrem versteuerten Einkommen – wenn sie es nach der Strafverfolgung behalten wollen. Erst wenn das illegale Geld der Mafia entzogen wird, wird sie ihre Macht verlieren.

Wir wissen, dass es dauert, bis Gesetze geändert werden. Deshalb werden wir einen langen Atem haben und so viel wie möglich über die Mafia berichten.

Für dieses Projekt konnten wir eine strategische Zusammenarbeit mit Cecilia Anesi und Giulio Rubino vom Investigative Reporting Project Italy vereinbaren.

Auf unserer Seite wird der Blog von Lena Niethammer betrieben.

Wir hoffen, mit unserem Engagement etwas zu bewirken.