‚Ndrangheta verjagt Lidl
Globalisierungsstopp aus Eigennutz: Lidl will in Kalabrien eine Filiale bauen, doch die 'Ndrangheta verhindert das Vorhaben. Aus finanziellen statt ideologischen Gründen - und mit drastischen Mitteln.
Der Lebensmitteldiscounter Lidl macht mit seinen billigen Preisen oft Konkurrenz. Wenn der Besitzer des wirtschaftlich bedrohten Mitbewerbers ‚Ndrangheta-Freunde hat, ist das Problem schnell gelöst. Die ‚Ndranghetisti der Familie Iannazzo-Canizzaro-Daponte hätten zuerst die Bauarbeiter bedroht und schließlich den Unternehmer, der die Lidl-Lizenz erworben hatte, überredet, das Geschäft abzugeben. Das ergaben Ermittlungen der Anti-Mafia-Behörde aus Catanzaro.
Die neue Lidl-Filiale wäre in Lamezia Terme (Kalabrien) in einem Gebiet entstanden, das von dem ‚Ndrangheta-Clan Iannazzo kontrolliert wird. Die Eröffnung hätte die Interessen des nahgelegenes Einkaufszentrum Agorà beschädigen können, dessen Chef, Claudio S., an die Iannazzo liiert war.
In Rahmen der Operation „Andromeda“ wurden am 14. Mai 45 ‚Ndrangheta-Mitglieder festgenommen, darunter der Boss Vincenzino Iannazzo und der Besitzer von „Agorà“ Claudio S. Sie werden unter anderem der Erpressung, des illegalen Waffenbesitzes und der der Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung beschuldigt.
Der Oberstaatsanwalt aus Catanzaro, Vincenzo Antonio Lombardo, lobte die Operation. Dem Staat sei es gelungen, eine wichtige ‚Ndrangheta-Familie zu treffen. Einige Unternehmer hätten sie sich dermaßen vor dem Iannazzo-Clan gefürchtet dass sie dem Boss Geld bezahlt hätten, noch bevor er sie dazu aufforderte.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Lebensmitteldiscounter von der ‚Ndrangheta bedroht wird: 2013 hatten Ermittler bekannt gegeben, dass ‚Ndranghetisti Lieferanten der kalabresischen Lidl-Filianen bedroht hatten, um die Warenlieferung einzig dem Transportunternehmen VM Trans zu garantieren.