Italiens Wettskandal — Justiz 1:0 ‚Ndrangheta
Ein neuer Wettskandal erschüttert den italienischen Fußball. Diesmal hat auch die 'Ndrangheta ihre Finger im Spiel.
Im Rahmen der Operation „Dirty Soccer“ sind am Dienstag in Italien zahlreiche Fußballer, Trainer und Vereinsverantwortliche festgenommen worden. Diese sollen Spielergebnisse von Dutzenden Spielen der dritten und vierten italienischen Fußballliga manipuliert haben. Die Ermittler haben Vereinsräume in ganz Italien durchsucht — mehr als 30 Klubs sind in den Wettskandal verwickelt. Die Bilanz: 50 Menschen wurden festgenommen, gegen 70 Verdächtige wurde ermittelt.
Den Verdächtigen wird Sportbetrug vorgeworfen. Zwei kriminelle Netzwerke betrieben die Manipulationen: Unabhängig von einander stellten diese Ergebnisse fest, die sie dann durch die Bestechung von Fußballspieler oder anderen Vereinsmitglieder erzielten.
Die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft der kalabrischen Stadt Catanzaro hat die Ermittlungen durchgeführt, denn: Auch die kalabrische ’Ndrangheta war an den Manipulationen beteiligt. Bezugsperson des einen kriminellen Netzwerkes war nämlich Pietro Iannazzo (35), Mitglied des Iannazzo-Clans aus Lamezia Terme (Kalabrien),der im Rahmen der Operation Andromeda bereits festgenommen worden war. Gerade dank abgehörten Telefongespräche Iannazzos konnten die Ermittler die Spielmanipulationen enthüllen.
Eins der zwei kriminelle Netzwerke drehte sich um Iannazzo. Gemeinsam mit Mario Moxedano (61) und Antonio Ciccarone (42), jeweils Präsident und Sportdirektor des kampanischen Vereines Neapolis, hatte er Spiele manipuliert, um Neapolis die Liga gewinnen zu lassen.
Das Wettskandal ging auch über die italienischen Grenzen hinaus: Schlüsselfigur war dabei Fabio Di Lauro (40). Der ehemaliger Fußballspieler vertrat die Interesse von „Wettbossen“, insbesondere aus Osteuropa. Laut der italienischen Tageszeitung La Repubblica hätten diese über chinesische, türkische, serbische und italienische Konten Millionen Euro in den Wetten investiert.
Ein falsch gelaufenes Spiel hätte einem Trainer fast das Leben gekostet. Wie die Zeitung Il Dispaccio erzählt, hätten zwei Investoren aus Malta und einer aus China 52000 Euro verloren, weil das Dritt-Liga-Spiel Anversa Normanna-Barletta anders ausgegangen war, als vereinbart. Einer der Malteser hätte daraufhin Bari Trainer Ninna Corda (41), der am Dienstag ebenso festgenommen wurde, mit dem Tod bedroht. Um die geärgerten Investoren zu beruhigen, wurde am darauffolgenden Sonntag das Ergebnis des Spieles Barletta-Vigor Lamezia manipuliert.
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi sagte dem italienischen Radiosender RTL er sei vom Skandal angewidert — es sei die Zeit gekommen, das Fußballsystem umzustellen.