Der rechtsextreme Schwiegersohn
Jean-Pascal Hohm soll Vorsitzender der neuen AfD-Jugendorganisation werden. CORRECTIV hat sein Auftreten analysiert – und zeigt, wie vernetzt er in die rechtsextreme Szene ist und was das für die Zukunft der AfD-Jugend bedeuten könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende steht Jean-Pascal Hohm, bisher Landtagsabgeordneter aus Cottbus, in Gießen zur Wahl: Er soll zum Vorsitzenden der neuen Jugendorganisation der AfD werden.
- CORRECTIV hat seine Netzwerke und politischen Positionen ausgewertet. Sie zeigen, dass er zu den Treibern der völkischen Idee in der AfD gehört – und Martin Sellners Idee von der Remigration nicht-assimilierter Staatsbürger unterstützt.
- Zudem pflegt er Kontakte ins rechte Vorfeld, unter anderem zu Identitären und in die rechtsradikale Fußballszene.
- Lauscht man den rechtsradikalen Akteuren um Hohm und ihm selbst, könnte die neue Jugendorganisation womöglich radikaler als die vorige werden.
In Gießen wird sich am Wochenende der neue Nachwuchs der AfD präsentieren – und dort seinen neuen Vorstand wählen. Doch nun lässt der Kandidat für den Vorsitz vermuten: Die neue Jugendorganisation könnte sich noch radikaler aufstellen als die vorige.
Dabei hatte die AfD erst Anfang des Jahres per Parteitagsbeschluss die bisherige Jugendorganisation Junge Alternative aufgelöst – wohl auch, um einem möglichen Verbot zuvorzukommen. Bereits 2023 hatte der Verfassungsschutz die Organisation als gesichert rechtsextrem eingestuft.
Nun steht Jean-Pascal Hohm zur Wahl. Er verlor bereits zweimal seinen Job bei der AfD wegen seiner Nähe zur Identitären Bewegung, fischt nach neuen Mitgliedern in der rechtsextremen Hooliganszene und steht dem völkischen Remigrationskonzept Martin Sellners nahe.
Der designierte Vorsitzende, Jean-Pascal Hohm, saß im Oktober beim RBB-Bürgertalk. Mit Blick in die Kamera sagte er: „Ich betone das an dieser Stelle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehr gerne. Wir freuen uns über jeden, der hier in diesem Land ist, egal ob er Migrationshintergrund hat oder keinen und (…) seinen Teil dazu beiträgt, dass wir eine erfolgreiche Gesellschaft sind.“ Er, den der Verfassungsschutz regelmäßig in seinen Berichten zur gesichert rechtsextremen AfD erwähnt, gibt sich bürgerlich und volksnah. In Cottbus, seinem Wahlkreis, nennen ihn manche ironisch den „perfekten Schwiegersohn“.
Doch andere Auftritte ziehen das Schwiegersohn-Bild in Zweifel. In Vetschau in der Lausitz demonstrierte Hohm mit 60 Leuten im Juli 2025. Einige trugen T-Shirts mit Aufschriften wie „Mordkommando“ und „Refugees not welcome“. Der Landtagsabgeordnete skandierte auf einem Rednerpult: „Es mag düster hier aussehen (…). Aber die Botschaft ist ganz klar: Wir geben keinen einzigen Quadratmeter unseres Landes verloren.“ Und: „Denn das ist das Deutschland der Deutschen.“ Es ist ein Beispiel für die völkische Sprache, die Hohm immer wieder nutzt.
Hohm als Treiber der völkischen Ideologie
CORRECTIV hat seine Netzwerke und seine politischen Positionen analysiert und ausgewertet. Neben dem kultivierten Schwiegersohn-Image gehört er zu den Akteuren, die die völkische Ideologie in der AfD vorantreiben – ganz nah an Martin Sellner. So könnte er die neue Jugendorganisation sogar noch weiter radikalisieren – und auf eine gefährliche Art und Weise professionalisieren.
Dafür spricht, wie vernetzt Hohm ins rechtsextreme Spektrum ist, unter anderem zur Identitären Bewegung, zur Pegida-Schwester Zukunft Heimat, zum rechtsextremistischen Aktionsbündnis Ein Prozent, dem neofaschistischen Jungeuropa-Verlag und der rechtsradikalen Hooligan-Fußballszene. Gerade letztere spielte für Hohm bisher eine Rolle bei der Akquirierung neuer Mitglieder in und um Cottbus – und zeigt, dass er und die Akteure um ihn schon länger darüber nachdenken, wie sie das rechte Vorfeld in die neue Jugendorganisation integrieren können.
Hohm wird vom Verfassungsschutz Brandenburg in einem Bericht aus dem August dieses Jahres als „aufstrebender Jungpolitiker“ bezeichnet, der in den Brandenburger Hochburgen des Rechtsextremismus politisch sozialisiert worden sei. Er sei dort persönlich vernetzt und nehme persönlich und privat Anteil an einer rechtsextremen Subkultur, welche die Partei zunehmend in sich aufzunehmen bereit sei.
Hitlergrüße, Besetzungen und Verbindungen zu Identitären
Schon früh vernetzte sich Hohm mit der Identitären Bewegung. Nachdem er 2014 die Junge Alternative in Brandenburg mitgründete, und später bei Aufmärschen der Pegida-Schwester Zukunft Heimat Reden hielt, zog er nach Cottbus. Sein Mitbewohner dort: Der damalige Vorsitzende der Identitären Bewegung Berlin-Brandenburg, Robert Timm.

Mit Timm war er 2016 bei der Besetzung der CDU-Zentrale in Berlin dabei. Im folgenden Jahr waren sie gemeinsam bei einem Spiel von Energie Cottbus im Fanblock zu sehen, aus dem heraus Medienberichten zufolge klar antisemitische Sprechchöre wie „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ ertönten. Ein Foto zeigt Menschen um sie herum, die den Arm zum Hitlergruß strecken.
Timm ist eng mit Martin Sellner bekannt, war im Jahr 2019 sogar auf dessen Hochzeit. Und Hohm selbst postete bereits 2016 eine Kachel mit Sellner im Hintergrund, zitierte den Anführer der rechtsextremen Jugendbewegung mit den Worten „Wir wissen vor allem, dass der eigentliche Feind im eigenen Land sitzt“, nämlich Eliten, die die Urheber der „Misere“ seien.
Hohm: Sympathie für Sellners verfassungswidrigen Plan zur „Remigration“
Sellner habe die Probleme erkannt, schrieb Hohm darunter. Es folgen mehrere Posts in den darauffolgenden Jahren, in denen sich beide gegenseitig retweeten, in den Kommentarspalten darunter miteinander austauschen, sich gegenseitig verbal auf die Schultern klopfen. So würdigte Sellner eine Demonstration, die Hohm organisiert hat, als „unglaublich stabil“.
Auch die inhaltliche Nähe zu Sellners Ideen zeigt sich, als sich Hohm – wie bei einem Vortrag in Eisenhüttenstadt 2024 – darüber beschwerte, dass Syrer deutsche Staatsbürger werden könnten. Dabei, so schrieb der Verfassungsschutz Brandenburg, spreche Hohm „offenkundig nicht nur im ethnokulturellen, sondern – darüber hinaus – im biologischen Sinne von Abstammung und unterscheidet auf dieser Grundlage implizit Staatsbürger einer ersten und zweiten Klasse“. Das deckt sich mit Sellners Logik: Er schreibt davon, dass er in seinem Remigrationskonzept offen anspreche, wie logisch es sei, wenn von einer solchen Politik auch nicht-assimilierte Staatsbürger erfasst würden.
Zu Sellner legte jüngst erst das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig dar, dass dessen „Remigrationskonzept“ verfassungswidrig sei. Das Gericht stellte fest, Sellners Konzept verletze die Gleichheit der Bürger, weil es „Remigration“ auch für Staatsbürger fordere.
Remigration – Sellners Konzept
Martin Sellner, Kopf der Identitären Bewegung, schlägt vor, auch „nicht-assimilierte“ Staatsbürger durch Zwangsmaßnahmen wie „maßgeschneiderte Gesetze“ mit dem Tarnbegriff „Remigration“ aus dem Land zu vertreiben. Dieser Plan entspringt der völkischen Ideologie, die vom Trugbild der ethnischen Einheit des Staatsvolkes ausgeht, die diese durch Vertreibung des sogenannten Fremden zu erhalten sucht. Gerichte stufen dieses Konzept als verfassungswidrig ein.
Das Bundesverwaltungsgericht bewertet 2025 das „Remigrationskonzept“ von Sellner detailliert als „menschenwürdewidrig“. Zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht Münster 2024 definiert, ab wann die völkische Ideologie eine Gefahr für die Demokratie ist: „verfassungswidrig und mit der Menschenwürde unvereinbar ist allerdings die Verknüpfung eines ,ethnisch-kulturellen Volksbegriffs’ mit einer politischen Zielsetzung, mit der die rechtliche Gleichheit aller Staatsangehörigen in Frage gestellt ist”. Das Prinzip dahinter ist eindeutig: Das Grundgesetz sieht keine Hierarchisierung über die Abstammung vor.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hob das Verbot des rechtsextremen Magazins Compact im Juni 2025 lediglich deshalb nicht auf, weil Sellners Konzept dafür nicht prägend war. Der Identitären Bewegung (IB), zu der Jean-Pascal Hohm eine Nähe pflegt, könnte jedoch ein Verbot drohen. Nach der schriftlichen Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts im Oktober 2025 forderte Sellner seine Anhänger auf, sich in der Wortwahl zu mäßigen. Die Gerichte haben gleichwohl erkennen lassen, dass es genüge, wenn nahegelegt werde, dass auch Staatsangehörige gemeint seien.
Zu diesem Begriff hatte Sellner im November 2023 vor hochrangigen AfD-Funktionären, Rechtsextremisten und Vertretern des rechten bürgerlichen Lagers einen Plan vorgestellt. Er sieht die millionenfache Vertreibung von Menschen aus Deutschland vor. Das sollte über „Anpassungsdruck“ und „maßgeschneiderte Gesetze“ als „Jahrzehnteprojekt“ geschehen. Der Plan umfasst auch „nicht-assimilierte Staatsbürger“.
Die CORRECTIV-Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ hatte das Treffen und seinen Inhalt aufgedeckt und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Seine völkische Gesinnung wurde Hohm früher zum Problem – heute nicht mehr
Bei dem rechtsextremistischen Aktionsbündnis Ein Prozent kommt die völkische Idee auch immer wieder vor. Hohm machte dort bereits 2018 ein Praktikum. Auch heute ist er dort laut eigenen Angaben noch Fördermitglied, teilte im Sommer 2025 stolz einen Blogbeitrag aus der damaligen Praktikanten-Zeit.
Und auch die Verbindungen zu Identitären bestehen weiter: Ex-Regionalchef Robert Timm machte im vergangenen Jahr noch für Hohm Werbung, als dieser in den Landtag gewählt werden sollte. Und 2019 soll Hohm sogar undercover in einem Kampagnenvideo der Identitären für mehr Mitglieder geworben haben.
Dass Hohm von Anfang an seine Radikalität offen zur Schau trägt, wurde ihm beruflich mehr als einmal zum Problem: Er verlor 2017 seinen Job als Mitarbeiter der AfD-Landtagsfraktion. 2019 musste er seine Stelle als Mitarbeiter von Bundestagsmitglied René Springer aufgeben. Beide Male waren Verbindungen in die rechtsextreme Szene ausschlaggebend – insbesondere zur Identitären Bewegung. Damals war das offenbar noch ein Problem für die AfD – heute soll er ihre Jugend anführen.
Jean-Pascal Hohm: Als Strategie nicht nur Krawall, sondern völkische Festigung
Nur wenige Monate nach seinem Aus als Mitarbeiter bei Springer 2019 titelte der Tagesspiegel: „Er ist wieder da“. Hat die Pause zu seiner Mäßigung beigetragen? Christoph Schulze vom Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam beobachtet Hohm schon lange. Er schätzt gegenüber CORRECTIV ein: Hohm sei danach nicht weniger radikal, sondern kontrollierter aufgetreten. Seine Strategie sei nicht nur Krawall, sondern auch weltanschauliche Festigung. Sein Kurs habe sich sogar verhärtet, unter der Maßgabe, dass alles ein bisschen professionalisierter ablaufen solle.
So nutzte er das Aufregerthema Corona, um seine radikalen Parolen unter die Menschen zu bringen. Hohm organisierte einige der Demonstrationen der brandenburgischen Pegida-Schwester Zukunft Heimat während der Pandemie. Er spricht damit aber weiterhin auch gewaltbereite Neonazis an. Ein Bild zeigt Hohm, wie er, komplett in Schwarz und mit einem Megafon in der Hand, im Dezember 2021 vor einem schwarz vermummten Block lief. „Es wurde dort eine aggressive, kämpferische Drohkulisse inszeniert“, beschreibt es Rechtsextremismusexperte Christoph Schulze. Das Banner der ersten Reihe trug die Aufschrift: „Kontrolliert die Grenzen, nicht euer Volk.“

Die Proteste organisiert er auch, nachdem die Corona-Maßnahmen längst beendet sind. Im Wahlkampf knüpfte Hohm dabei an eine bekannte Verschwörungserzählung an und agitierte: Das Thema, dass den Menschen unter den Nägeln brenne, sei „der Bevölkerungsaustausch, das ist die massive Migrationspolitik, die in diesem Land stattfindet, die uns zu Fremden im eigenen Land macht, die uns hier austauscht und das wollen wir nicht.“ Die AfD sei die Partei der Deutschen und sorge dafür, dass Deutschland das Land der Deutschen bleibe.
Hohms Strategie: radikaler Inhalt und Verbindungen ins radikale Vorfeld
Es ist die Mischung aus radikalem Inhalt und seinen Verbindungen in die mitunter auch gewalttätige neonazistische Szene, die ihm erst zum Verhängnis wurde – und ihm nun offenbar bei seinem Weg an die Spitze des Parteinachwuchses nicht schadet. Hohm versucht seine Radikalität inzwischen gezielt zu verbergen. Einige Bilder zeigen ihn nicht nur in schwarzer Kleidung, sondern auch mal mit rosa Poloshirt bei seinen Reden. Doch immer wieder laufen regional bekannte Neonazis wie Alexander Tschuck in der ersten Reihe bei Demonstrationen der von Hohm geleiteten AfD Cottbus.
Erst vor ein paar Wochen stand der rechtsradikale Rapper Bloody32 neben Hohm und machte Fotos bei einer Kundgebung, die ebenfalls von Hohm ins Leben gerufen worden war. Auffällig dabei ist: Die Teilnehmer mit den rechtsextremen Marken wie Label23 und BlackLegend – sie sind auf den gleichen Demonstrationen wie Hohm, aber inzwischen kaum mehr auf einem Foto mit ihm zu sehen.
1/7 Unter dem Motto „Ausländische Messerstecher abschieben“ folgten gestern rund 300 Menschen dem Aufruf der AfD #Brandenburg zur #Demonstration in #Vetschau. Unter den Teilnehmenden befand sich unter anderem der Szene-Rapper „Bloody 32“.
134 Fotos hier: https://t.co/hsroFbvx5o pic.twitter.com/XsKETuRq5x
— Pressefuchs (@Pressefuchs_Brb) July 8, 2025
An einem anderen Ort, wo rechtsextreme Marken genauso vorherrschen sollen wie die Drohkulisse, hält sich der designierte neue Jugendvorsitzende der AfD häufig auf: im Cottbuser Stadion. Die Fanszene dort hieß früher „Inferno Cottbus“ und wurde nach Berichterstattung über mafiöse Strukturen 2017 aufgelöst. Doch noch 2019 ermittelte der Staatsschutz wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, führte Razzien durch und beschlagnahmte Waffen. Einigen Medienberichten zufolge sind die früheren Mitglieder immer noch in den Strukturen der Fanszene.
Jung, fanatisch, heimattreu: Hohms Vernetzung mit der Hooliganszene
Fußball, das scheint für Hohm nicht nur zu sein, sich das Spiel anzuschauen. Es ist auch die Möglichkeit, Leute anzuwerben – für die AfD und fürs rechtsextreme Vorfeld, zum Beispiel zusammen mit der Jugendgruppierung „Frontside Cottbus“ der rechten Fanszene dort, die mit dem Slogan „jung, fanatisch, heimattreu“ wirbt. Manchmal steht Hohm dafür vor dem Stadion und nimmt Videos auf, um neue Mitglieder anzuwerben. Oder er organisiert Jugendabende zu dem Thema, ebenfalls für mehr Nachwuchs.
Das macht er auch an einem Ort, der für rechtsextreme Vernetzung und ideologische Prägung bekannt ist und unter anderem vom brandenburgischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Christoph Berndt finanziert wird – der Mühle. Ein Bild auf Facebook zeigt szenetypisch rasierte, junge, männliche Hinterköpfe; vorne stehen Hohm und Benedikt Kaiser, mit dem er häufig zusammen auftritt. Sie teilen nicht nur die Ideologie: Der neurechte Publizist Kaiser ist wie Hohm bestens in die rechtsextreme Hooligan-Szene vernetzt, Kaiser in Chemnitz, Hohm in Cottbus.
Laut dem Hooliganexperten Robert Claus stehen die Fanszenen der Fußballvereine der beiden Städte weit rechtsaußen. Bei der Veranstaltung hätten sie die Fußballkultur, die Rolle der AfD und ihres Vorfeldes diskutiert, heißt es in dem Beitrag. Auf einem Tisch liegen Flyer, auf ihnen steht „Defend your Hohmtown“.
Hohm als Teil der Bestrebungen, Fußballfans und rechtes Vorfeld zu vernetzen
Mit der Vernetzung von Fußballfans und der extrem rechten Szene könnte Hohm eine neue Jugendkultur schaffen. Wie das aussehen würde, zeigt auch ein Podcast des Jungeuropa-Verlags, dessen Link Hohm auf seiner Twitter-Seite teilte. In dem Podcast geht es darum, wie Fußball-Fanszenen stärker nach rechtsaußen rücken können. Beim Fußball kämpften alle für die gleiche Sache, besprechen Benedikt Kaiser, Ein-Prozent-Leiter Philip Stein und zwei weitere rechtsradikale Akteure.
Das Stadion solle der Ort sein, „wo man sich Leute raussiebt im weitesten Sinne, die man dann auch mitnehmen kann auf politische Veranstaltungen, die man auch weiterbilden kann, wo man auch Gruppierungen bildet“. Die Bestrebungen, den Fußball zu radikalisieren und dort Leute für das rechte Vorfeld und die AfD zu finden, gibt es allerdings nicht nur in Ostdeutschland: Ein neurechtes Magazin aus Dortmund bedauert, dass keine schwarz-weiß-roten Reichsflaggen in Fußballstadien mehr zu sehen seien, und hält Fans dazu an, sich politisch zu zeigen.

Hohm gehöre zu den Akteuren, die sich in der Vernetzung von Fußball und extrem rechter Szene engagieren würden, heißt es im Verfassungsschutzbericht. „Eine neue AfD-Jugendorganisation wird sich sehr wahrscheinlich am Beispiel Cottbus orientieren, wo der politische Raum auch über die Fanszene dominiert wird“, ordnet Fußballexperte Robert Claus ein.
Die neue Jugendorganisation der AfD: Womöglich radikaler als zuvor
Hohms Aktivismus in der Fanszene erscheint in einem anderen Licht, wenn man seine Pläne für die neue Jugendorganisation beleuchtet, deren Vorsitzender er werden soll. In einem Podcast präsentierte er die neue Jugendorganisation als „Kaderschmiede“ und Raum für Vernetzung mit dem Vorfeld und redete davon, dass es zwar formell den Unvereinbarkeitsbeschluss der AfD mit der Identitären Bewegung gebe. Er habe aber noch nie mitbekommen, dass es ein Veto von Landes- oder Bundesvorstand gegeben habe, wenn junge Leute Parteimitglied werden wollten.
Dazu passt, dass Hohm vor einigen Monaten schrieb, die Neugründung der AfD-Jugendorganisation solle vor „staatlicher Repression“ schützen. Sein ebenfalls häufiger öffentlicher Redepartner, Philip Stein von Ein Prozent, würdigt ihn auf seine Art in einem Podcast für diese Denkweise: „Du hast zwar die Junge Alternative mitgegründet, aber du kommst ja trotzdem nicht aus diesem Parteiengefühl.“
Wenn es um die Ideen für die neue Jugendorganisation in dem Podcast geht, sagt Hohm teilweise wenig – doch er widerspricht seinem Gegenüber nicht, als der vorschlägt, bei einer neuen Jugendorganisation auf diejenigen zu setzen, die in der zweiten oder dritten Reihe der Jungen Alternative standen – die aber den eigenen, radikalen Zielen besonders nahestehen.
Bei diesem auf dem AfD-Parteitag aufgenommenen Podcast, den Hohm moderiert, führt Philip Stein, Aktivist des rechtsextremen Ein Prozent, aus, wen er sich unter der zukünftigen AfD-Jugend vorstellt: „Die man selber glaubt, ausgebildet zu haben, wo man glaubt, die sind weltanschaulich grundsätzlich radikal, im positiven Sinne. Ich bin dafür, dass die sich engagieren, die vielleicht zurecht Kritik geübt haben, mit dem fetten Mittelfinger hinzugehen und zu sagen, so, jetzt habt ihr uns die JA aus unserer Sicht weggeschossen, jetzt kommen wir mal und zeigen euch, dass wir das auch in der neuen können.“
So oft, wie Stein und Hohm zusammen zu sehen und zu hören sind; so tief, wie Hohm ins Vorfeld vernetzt ist, sich womöglich von diesem beeinflussen lässt – so sehr lässt die bevorstehende Wahl Hohms zum Vorsitzenden an einer gemäßigteren neuen AfD-Jugendorganisation zweifeln. Es scheint, als könnte sich die Organisation, die den Namen „Generation Deutschland“ tragen könnte, radikaler aufstellen als zuvor.
Vizevorsitzende mit völkischen Verbindungen
Dafür spricht auch, dass sich Hohm inzwischen gut in ganz Deutschland vernetzt hat: Der Bundestagsabgeordnete Martin Helferich aus Nordrhein-Westfalen, der sich selbst als das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ bezeichnete, kam bereits nach Cottbus. Und der Spiegel berichtet, Hohm gehöre dem Netzwerk um Burschenschafter Sebastian Münzenmaier in Rheinland-Pfalz an.
Zum Vizevorsitzenden solle unter anderem Jan Richard Behr gewählt werden, der bisher als Schatzmeister bei der AfD Mainz tätig war und auf einem Foto zusammen mit Martin Sellner zu sehen ist. Erst im Sommer soll er Gast bei einem Vernetzungstreffen des rechten Vorfeldes und dem völkischen Kern der AfD gewesen sein, das Joachim Paul organisiert hatte.
Als zweiter Vizevorsitzender steht voraussichtlich Adrian Maxhuni zur Wahl. Der bisher stellvertretende Vorsitzende der AfD Osnabrück lichtet sich gerne mit Maximilian Krah und Björn Höcke ab, und war bereits auf einer internationalen Konferenz zur Vernetzung von radikal rechten europäischen Akteuren geladen.
Text & Recherche: Isabel Knippel
Mitarbeit: Martin Böhmer, Fiona Helmke, Marcus Bensmann
Redaktion: Justus von Daniels
Redigat & Faktencheck: Sebastian Haupt
Collage: Ivo Mayr
Kommunikation: Katharina Roche