Russland/Ukraine

Neue Arbeiten an Gas-Pipeline: Was wird aus Nord Stream 2?

In Bezug auf eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Nord Stream Pipelines sendet die Bundesregierung gemischte Signale. Nun hat die Betreibergesellschaft neue Arbeiten angekündigt – unter anderem, um die Pipeline vor weiteren Schäden zu sichern.

von Alexej Hock

Bald sollen neue Arbeiten an der Nord Stream 2 Pipeline beginnen
Bald sollen neue Arbeiten an der Nord Stream 2 Pipeline beginnen. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner

An der Pipeline Nord Stream 2 sollen noch in diesem Monat neue Arbeiten beginnen. Das haben dänische und schwedische Behörden mitgeteilt, worauf der auf die Beobachtung von Schiffsbewegungen spezialisierte Account „auonsson“ auf Bluesky hingewiesen hat. Laut der Dänischen Schifffahrtsbehörde sollen Untersuchungen des Seebetts sowie „Unterwasserarbeiten an der Pipeline“ durchgeführt werden. Die Arbeiten, die bis Januar 2026 andauern sollen, werfen Fragen nach einer möglichen künftigen Inbetriebnahme auf: Soll irgendwann doch wieder russisches Gas durch die Pipeline fließen?

Die Reederei Danish Offshore Supply, die das Schiff für die Arbeiten bereitstellt, bestätigte gegenüber CORRECTIV „Sicherheits- und Umweltarbeiten“. Danach soll die Pipeline in Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland inspiziert werden. Sie verwies auf eine Genehmigung, die bereits im Januar dieses Jahres durch die Dänische Energiebehörde erteilt worden ist. Damals hieß es, Ziel der Arbeiten sei es auch, die beschädigten Pipelines durch Verschlüsse vor dem Ausströmen von Gas und dem Eindringen von Meerwasser zu schützen.

Erst im Mai gelang der Nord Stream 2 AG die Sanierung

Demnach hatte die Betreiberfirma Nord Stream 2 AG eine Genehmigung für die Arbeiten bereits für Herbst und Winter 2024 beantragt, verschob sie jedoch auf Sommer und Herbst 2025. Erst im Mai dieses Jahres war das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz durch einen Schuldenschnitt ihrer Großgläubiger der Insolvenz entgangen, was die Aufnahme der Arbeiten erleichtert haben könnte. Die Nord Stream 2 AG wollte sich auf Anfrage nicht zu den Plänen äußern.

Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 sind im September 2022 nach der russischen Invasion in die Ukraine durch Explosionen beschädigt worden. Lediglich ein Strang von Nord Stream 2 ist unversehrt geblieben. Über die Zukunft des Projektes wird seither hinter den Kulissen verhandelt. Im Raum steht ein amerikanisch-russischer Deal zulasten Europas, CORRECTIV hatte darüber berichtet. Durch den Schuldenschnitt kann das Unternehmen weiter nach Investoren suchen und befeuert Gerüchte über eine mögliche künftige Inbetriebnahme.

Bundesregierung sendet gemischte Signale

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Die Ankündigungen für die Arbeiten wurden publik, kurz nachdem sich die Bundesregierung gegen eine Inbetriebnahme der Pipeline positioniert hatte. Man unterstütze die Vorschläge der Europäischen Kommission, Sanktionen gegen Nord Stream 1 und 2 im Rahmen des 18. Sanktionspakets zu verhängen, hatte sie auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag mitgeteilt. Zeitgleich hatte der Bundestag allerdings einen Antrag der Grünen-Fraktion abgelehnt, eine Rückkehr zur Energieversorgung durch Nord-Stream-Pipelines aus Russland auszuschließen.

CORRECTIV hat das Bundeswirtschaftsministerium gefragt, wie sie die jüngsten Ankündigungen der Arbeiten bewertet, hat aber bis zur Veröffentlichung keine Antwort erhalten.

Redaktion: Martin Böhmer
Faktencheck: Gesa Steeger

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