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Studie zu IQ-Werten von Wählern einzelner Parteien ist zweifelhaft

Was ist dran an einer Studie über die IQ-Werte von AfD-Wählern? Unser Faktencheck ergibt: Nicht viel.

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Die Studie über IQ-Werte von Partei-Anhängern ist nicht aussagekräftig. (Screenshot: CORRECTIV)

In diesem Faktencheck geht es um folgende Behauptung:

AfD-Wähler haben im Durchschnitt einen geringeren IQ als die Wähler anderer Parteien.

Das Ergebnis unseres Faktenchecks:

Die Behauptung ist: Unbelegt

Worum geht es?

Die Facebook-Seite „Buntland Journal“ teilte am 12. März einen Artikel vom Presseportal mit dem Titel: „Studie zeigt: AfD-Wähler haben durchschnittlich einen geringeren IQ“. Dazu der Kommentar „#FakeNews“

Screenshot von Facebook

Der Link in dem Beitrag führt zu einer Pressemitteilung von September 2017. Demnach bescheinigt eine Studie den Wählern der AfD im Durchschnitt geringere IQ-Werte als den Wählern anderer Parteien. Im Internet fanden die Ergebnisse weite Verbreitung. Auch Politiker kommentierten die Studie in den sozialen Medien, zum Beispiel schrieb der Bundestagsabgeordnete der SPD, Karl Lauterbach am 8. März 2018 auf Twitter: „Studie erklärt sich selbst“. Die Ergebnisse der Studie sind jedoch zweifelhaft.

Was stimmt?

Im September 2017 veröffentlichte der Urheber der Studie, die Fabulabs GmbH, eine Pressemitteilung mit der Überschrift: „Studie zeigt: AfD-Wähler haben durchschnittlich einen geringeren IQ“. Der IQ-Wert von Wählern der AfD soll demnach im Durchschnitt bei 93 liegen. Das ist der niedrigste Wert im Vergleich mit anderen Parteien. Am besten schneiden die Wähler der Partei Die Linke ab. Ihr Durchschnitts-IQ liegt – der Studie zufolge – bei 105. Diese Ergebnisse hat eine Facebook-Seite Anfang März aufgegriffen und mit dem Hashtag „Fakenews“ gekennzeichnet.

Wir haben den Geschäftsführer des Unternehmens Fabulabs GmbH kontaktiert. Patrick Konrad sagt im Gespräch: Die Studie ist nicht repräsentativ. Konrad räumte auch ein, dass die Studie nicht genau bestimmen könne, ob AfD-Wähler wirklich einen geringeren IQ-Wert haben. „Wenn wir es genau wüssten, würden wir sagen, sie ist repräsentativ“, sagte er.

In der Pressemitteilung heißt es aber an einer Stelle: „Die Ergebnisse gelten aufgrund der hohen Grundgesamtheit als repräsentativ.“ Laut Konrad beziehe sich diese Aussage allerdings auf einen generellen IQ-Test, der auf einer Website der Fabulabs GmbH schon seit geraumer Zeit abrufbar ist. Für die Studie zu den IQ-Werten gelte diese Aussage jedoch nicht.

Tanja Wolf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Sie forscht zu rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa und bezeichnet die Studie der Fabulabs GmbH als „Humbug“. Der Versuch, eine Korrelation zwischen IQ-Wert und Wahlverhalten zu untersuchen, sei in der Wissenschaft bisher einzigartig, sagt sie. Zwar gebe es Publikationen, die dieser Frage nachgehen; sie würden statt des IQ-Wertes aber eher Indikatoren wie den Bildungsabschluss einer Person betrachten. Diese Studien zeigten, dass sich AfD-Wähler grundsätzlich nicht von den Wählern anderer Parteien unterscheiden, so Wolf weiter.

Fazit:

Einen wissenschaftlich fundierten Zusammenhang zwischen Wahlverhalten und IQ-Wert kann die Studie der Fabulabs GmbH nicht herstellen. Die Frage nach Unterschieden bei den IQ-Werten in der Wählerschaft einzelner Parteien kann abschließend nicht beantwortet werden.

Von Jonas Schneider, Mitglied der CheckJetzt-Redaktion